Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 4 1933 (Nr. 4 / 1933)

Die Wels 
Aus der Chronik der ehemaligen Kapuzinerkirche — Geplanter Ausbau der Kirche 
Von Johann Weilhartner, Vorstadtpfarrer 8* 
Wels war ursprünglich eine mächtige römische bauer bis 1909, Dr. Johann Andlinger, später Dom— 
Niederlassung, von der man die ehemaligen Festungs— ofarrer, bis 1919, Josef Zierer, jetzt Dompfarrer in 
mauern bei den Ausgrabungen genau bestimmt hat. dinz, bis 22. November 1930 und seit 14. Februar 
Zur Zeit der Völkerwanderung ist diese Niederlassung 931 Johann Weilhartner, früher Pfarrer und De— 
fast vollständig verschwunden. 776 erwähnt eine Ur- Zant in Aspach. Den Pfarrern stand immer eine An— 
kunde eine Festung Weles, welche den Traunübergang Jahl tüchtiger Kooperatoren zur Seite, früher zwei 
schützte. Rings um diese Feste war eine geschlossene etzt dreei. 
Siedlung, der Anfang des heutigen Wels. Diese Burg In der Kirche wurden im Laufe der Jahrzehnte 
gehörte den Grafen von Wels und Lambach. Nun derschiedene Erneuerungen durchgeführt. Auch wurde 
hat sich Wels wieder rasch entwickelt. zer ursprüngliche Baucharakter immer gewahrt. Die 
Im Jahre 888 wird eine Kapelle in Wels er— chöne barocke Kanzel in der Kirche ist von der ehe— 
wähnt, welche Kaiser Arnulf dem Stifte Kremsmün-— naligen aufgehobenen Spitalkirche übernommen wor— 
sler schentie Die heutige Städipfarrkirche war ur⸗ en. Auch im Pfarrhof wurden im Innern perschie— 
hrünglich eine römusche Bastlika und wurde um 1300 ene notwendige Anderungen durchgeführt. Doch ist 
n fruhgotischen Stile umgebaut. Im Jahre 1682 45 äußere Bild noch das ursprüngliche. Auch ein 
wurde die Koapuginertirche vollendet, dann die Mino— eil des sogenannten Zellenganges ist noch erhalten. 
ritentirche, 1716 die Kalarienbergkirche, die Spital- Iind was noch erhalten ist, ist der große, herrliche 
kirche und 1909 wurde der Bau der Herz-Jesu-Kirche dapuzinergarten. Nach Außen hin hat die Pfarre, 
bollendet Die Minoritenkirche und die Spitalkirche venn auch nicht an Ausdehnung, so doch an Bewoh— 
wurden unler Kaiser Jofef Igesperrt und für well- ern stark zugenommen. Die Vorstadtpfarre zählt ja 
liche Zwecke verwendet. Auch wurden zwei Benefizien eute über 9000 Seelen. Es wurde ja das ganze 
heftiftet, das Hohenfeldsche, das später bei der Grüne Lorstadtgebiet bis zum Bahnhofe verbaut und auch 
dung der' Vorstadtpfarre auf diese übertragen wurde, 9— der Gemeinde Pernau, die zum größten Teil zur 
und das Baronsche, das heute noch besteht. ßorstadtpfarre gehört, viele Neubauten aufgeführt, 
x —— o daß in Pernau heute eine neue Vorstadt entstan— 
Der Protestantismus machte in Wels und Um- en ist. An Schulen gehören zur Vorstadtpfarre das 
gebung bedeutende Fortschritte und die Gegenrefor- gundesrealgymnasium, die Knabenhauptschule, ein 
mation stieß hier auf viel Schwierigkeiten. Abt An⸗ noderner Ptachtbau, die Mädchenhaupischule, Kna— 
tonius Wolfradt von Kremsmünster faßte nun den en⸗— und Mädchenvolksschule in der Herrengasse, 
Entschluß, in Wels ein Kapuzinerklo st er zu golksschule Pernau, die Handelsschule und der groß— 
gründen. Dieser Entschluß wurde auch von Kaiser rtige Schulbau der ehrwürdigen Schulschwestern in 
Ferdinand II. besonders unterstützt. Am 14. April göcklabruck, in dem sich eine Mädchenvolks- und 
1630 legte Abt Wolfradt den Grundstein zur Kapur Zauptschule und ein Mädchen-Realgymnasium be— 
zinerkirche und weihte sie dann am 31. August 1631 indet. Dann gehören zur Vorstadtpfarre die Frauen 
zu Ehren des hl. Bonaventura ein. Die Kapugziner linik, in der die ehrwürdigen Borromäerinnen wir— 
hatten hauptsächlich das Predigeramt auszuüben. Ein en, das Bürgerspital, Altersheim „Bruderliebe“, 
besonderer Gönner des Kapuzinerklosters war dinderheim und Kindergarten in der Linzer Gasse. 
Karl IV. von Lothringen, der Türkenbesieger. Er ist Alle diese Anstalten werden von den Kreuzschwestern 
auch am 18. April 1690 in einer Zelle des Kapuzner⸗ geleitee. 
klosters gestorben. Sein Leichnam wurde nach Nanch Mit Genehmigung des Bischöflichen Ordinariates 
überführt, Herz und Eingeweide wurden aber in der ind der Landesregierung hat sich nun in der Vor— 
Gruft des Kapuzinerklosters beim Marienaltar beie adtpfarre ein Kirchenbaud runn ebet er 
gesetzt. .. . ich vor allem zurAufgabe gestellt hat, die nötigen 
Am 25. Februar 17885 wurde unter Kaiser baureparaturen an der Kirche durchzuführen und die 
Josef Il. das Kapuzinerkloster aufgehoben und in Ver- Kirche auch entsprechend zu verschönern. Notwendig 
einigung mit dem Hohenfeldschen Benefizium die st auch ein neuer Ausgang mit passendem Anbau, 
Vorstadtpfarre begründet, Die Kapuzinerkirche im— dem überaus großen Gedränge bei verschiedenen 
wurde Pfarrkirche, als Patron wurde Maria Ver- UAnlässen etwas“*zu steuern. Eine spätere Aufgabe des 
kündigung bestimmt, das Kloster wurde Pfarrhof. bexeines wäre dann auch, die Kirche den Pfarrver— 
Zur Seelsorge wurden Weltpriester berufen, Die dältnissen entsprechend zu vergrößern. Diese Arbeiten 
Vorstadtpfarre zählte damals 2600 Seelen und bisher önnen natürlich nur durchgeführt werden nach den 
neun Pfarrer. Erster Pfarrer war Johann Paul dorhandenen Mitteln. Der Ausschuß des Kirchenbau 
Wöß, früher Inhaber des Hohenfeldschen Benefiziums. dereines hofft auch, wegen der dringenden Notwen— 
Er ftaͤrb 1791. Dann kam Matthias Azesberger bis digkeit dieser Aufgaben, bei der Pfarrbevölkerung 
1821, Georg Meisinger bis 1825, Johann Ozelsberger entsprechendes Verständnis und wohlwollende Unter— 
bis 1874, Franz Weberbauer bis 1885, Johann Edt— tützung zu finden..
	        
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