Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 4 1933 (Nr. 4 / 1933)

ehen lassen. Ein bescheidenes Hochzeitsmahl, das eine 
Verwandte gekocht hat: da sitzen das würdige Ehe— 
oaar, die Beistände, ein paar „Befreundete“, Ver— 
vandte. Vroni und Nandl sind nebeneinander, Schul— 
ter an Schulter. 
Die Erwachsenen reden ernste Dinge, wie es sonst 
elten vorkommt bei einer Hochzeit, meist vom Krieg. 
„Wann werden wir einmal heiraten?“ fragt die 
Leronika einmal leise ihre Gespielin. 
„Doch wohl im Frieden —“ seufzt die Nandl.“ 
„Bist so betrübt, meine liebe Nandl?“ 
„Ja — ich muß älleweil an den Vatern denken —“ 
„Glaub' dir's wohl, daß dir bang ist!“ 6 
Sie legen unterm Tisch die Hände ineinander und 
sören nun schweigsam den Erwachsenen zu. Die Zeit 
nacht auch diese Kinder nachdenklich und, besonnen. 
d* 
* 
Die alte Edlingerin in Talheim hat viel zu tun. 
Sie hat weit mehr zu tun als früher, seitdem der 
Zohn im Krieg ist. Wohl ist er einmal auf ein, zwei 
Tage heimgekommen, zum Mähen. Er ist noch ganz 
überzeugt. „Jetzund wird's bald schiach wer'n, Muat— 
er“, hat er gesagt. Hiazt wird's zuegehend — aber 
dann wird's guat wer'n! Nachher kommt die Frei— 
jeit!“ 
Die Alte hat den Kopf geschüttelt. „Es ist bis jetzt 
zum Erleiden gewesen — schwer war's freilich man— 
aigsmal, aber die Welt ist halt einmal ein Jammer— 
al. Und es hätt' sich wohl auch bessern lassen; die 
Herrschaften hätten wohl reden lassen mit ihnen und 
nan hätt' sich anders vereinen können. Der Krieg 
szätt' uns erspart bleiben können!“ 
Der Sohn redet der Mutter nicht mehr dagegen, 
er sieht ein, es ist umsonst. Bald ist er wieder fort. — 
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— 
Im Landl schafft der Sommer, der reiche, der er— 
zeugende Sommer, bald mit goldenem Sonnenschein, 
hald mit fruchtbarem Regen. Das Korn schießt in die 
Hhöhe, die Wiesen grünen üppig nach der ersten Mahd. 
Gottes Segen, Gottes Liebe breitet sich wieder 
iber das Land ob der Enns. Mit allen seinen Reizen 
ockt es das bewundernde Aug', mit seinen reifenden 
Gaben erfreut's das Herz. Es wartet auf den Schnitt, 
s wartet auf fleißige Hände. Landl, o Landl! Dein 
Heger, dein Pfleger, dein getreuer Pflanzer und 
Zhüter, der Bauer liegt im Feld, im Kriegl 
Wohl wird ex nicht widerstehen können der ur— 
alten, eingeerbten Arbeitslust. „Wenn der Schnitt is, 
nuaß man schneiden!“ sagt das Bauernsprichwort 
ind das gilt fürs Brot und fürs Geld. Landl, wohl 
vird er kommen, dein Herr und Meister, der dir die 
Gaben abringt mit seiner starken Hand — aber ob 
die Arbeit, die er sonst mit Lieb' und Verständnis tut, 
heuer so geschieht, wie sie geschehen soll? 
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Auf der Welser Heide wogen goldene Saaten um 
die Dörfer, steigen die Lerchen und jubeln hoch dro— 
den ihre Sommerlust in den Himmel hinein. 
Weite Strecken der Heide liegen noch unbebaut, 
ind noch nie gerodet worden. Da blühen wilde Blu— 
men, weiden Schafe, Hirten lungern träumend in der 
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unberührten Natur. In den Wäldern, im „Hart auf 
der Road“ rufen die Vögel und ziehen ihre Jungen 
groß. Hirsche wandeln unter den Kiefern und in den 
Traunauen. 
Landl, wie bist du auch im Heideland so schön! 
In der Welser Stadt ist wenig Freud* und viel 
Bangigkeit. Etwas Lähmendes liegt über allem. Han— 
del und Wandel' stockt. Wohl schleppen sich die not— 
vendigsten Geschäfte noch dürftig fort, aber es ist 
liicht mehr der Zug darin wie früher. 
Der Bauer hält die Stadt besetzt; sie ist in seiner 
hand! Er ist der Herr! Und war man auch von jeher 
zut Freund mit dem Bauern — jetzt weiß man doch 
richt recht, wie es weitergeht. 
Den Vorstädtern, die zusammengepfercht mit den 
Ztädtern in den Häusern leben, wird's schon recht un— 
»equem. Verschiedene Inwohner der Vorstadt und 
uuch Besitzer fassen wieder Mut und ziehen hinaus. 
das Wertvollste ihrer Habe lassen sie freilich wohlver— 
vahrt bei Verwandten oder guten Bekannten in den 
nauerumringten festen Stadthäusern; nur das Not— 
yendigste wird mitgenommen. Es ist ein recht un— 
zutes Wirtschaften zwischen Furcht und Hoffnung; 
eine unerquickliche Zeit. J 
Auch die Bolzerischen, der alte Herr und Herr 
Hotthold und die Inleute wollen wieder nach ihrem 
Lorstadthaus schauen. So ziehen sie hinaus. Frau 
Nargarete und Anna Dorothea, so zag sie auch sind, 
nüssen doch mitgehen, teils schon aus Neugier, teils 
aus Anhänglichkeit für ihr Heim. 
Die guldene Nandl nimmt auch den Kater 'mit 
zinaus, weil er im Stadthaus gar kein gut tut; die 
zroße Docke — als Kostbarkeit — läßt sie vorsichtiger— 
weise drinnen. 
Wie sie im Vorstadthaus ankommt, vermag sie den 
Kater gar nicht mehr auf ihrem Arm zu erhalten. Er 
vird ganz ungestüm, zeigt ihr seine Krallen und reißt 
chließlich unwiderstehlich aus. Stürmt munter und 
idel in die gewohnten Mäusewinkel. 
Die Frauen bleiben einen ganzen Nachmittag 
zraußen, sitzen im Garten und atmen auf. Das alt— 
gewohnte Heim! Aber der Vater ist nicht da — wie
	        
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