Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 5 1932 (Nr. 5 / 1932)

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LMVFENDEMN 
BMND 
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Der Rotolaktor —“ die Melk— 
maschien 
Im äußeren Kreis die im Text 
oerzeichneten Stellen des Melk—⸗ 
vorganges, innen eine verglaste 
Galerie für Zuschauer — 
„Das ist wieder einmal eine echt amerikanische 
Idee!“ — Zu diesem Ausruf möchte einen schon die 
Aberschrift verleiten. In unserem Falle ist's auch eine 
amerikanische Idee. Nebenbei muß aber bemerkt wer— 
den, daß die Erfindungen im Lande des Dollars durch— 
aus nicht so phantastisch sind, wie sie gemeinhin ge— 
wertet werden; im Gegenteil, in der Heimat der Ra— 
tionalisierung, des Taylorsystems hat man für unge— 
wöhnliche Neuerungen erst da nuenn Geld zur Durch— 
führung übrig, wenn sie in der Verwirklichung klin— 
zenden Erfolg versprechen. Den Vorrang, sich mit un— 
—We V 
sassen, hat vor Amerika Deutschland voraus und 
in dem vielbemerkten Buche: „Amerikas Glaube an 
Deutschland“ hat man diese Neigung des deutschen 
Erfinders und Unternehmers tadelnd vermerkt und 
als eine der Mitursachen der deutschen Krise aufgezeigt. 
Wir können also versichert sein, daß die Geschichte 
mit der Kuh am laufenden Band, die wir heute vor— 
ühren, einen wirtschaftlichen Hinterhalt hat. Es han— 
delt sich bei der rationalisierten Kuhstallanlage, dem 
Rotolaktor, wie sie geheißen wird, um eine durch— 
aus ernst zu nehmende Vervollkommnung des Kuh— 
haltungsprozesses, beziehungsweise des Melkvorgan— 
ges. Die Landwirtschaft von heute ist nicht minder 
wie die Industrie gezwungen, höchste Qualität zu den 
Te 
urrenz standhalten will. Bei der Hervorbringung von 
Molkexeiprodukten, das ist auch hierzulande jedem 
fortschrittlichen Landwirt geläufig, handelt es sich 
darum, die Milch in möglichst reinem, keimfreien Zu— 
tande zu gewinnen, denn von der Reinheit des Aus— 
gangsstoffes hängt die Geschmacksreinheit und Halt— 
barkeit der marktgehenden Ware ab. Große Betriebe 
wenden sich zur Erreichung dieses Zweckes mehr und 
mehr vom Handmelken ab und verwenden in steigen— 
dem Maße Melkmaschinen. Deren Verwendung 
n bisheriger Anordnung, das werden uns gar manche 
hestätigen können, die mit diesem Gerät Erfahrungen 
haben, ist von vielerlei Nachteilen begleitet. Jedenfalls 
hat der amerikanischen Großmolkerei, welche den 
ersten Rotolaktor in Betrieb brachte, das bisherige 
weltmoschinensyftem meht genůgt Um das Höchste an 
züte ihrer Frischmilch zu erreichen und zugleich die 
Melkmaschinenanlage von dem eigentlich doch immer 
mreinen Stall zu trennen, hat man bei dieser Anlage 
ie Sache einmal verkehrt versucht: anstätt nämlich 
ie Melkmaschine zur Kuh zu bringen, bringt man 
ie Kuh zur Mellkmäschäne., Es ist nicht uninter— 
ssant zu erfahren, daß das gleiche System auch in 
er Schwerindustrie in umgekehrtem Sinne Verwen— 
»ung gefunden hat. Bei der Bearbeitung besonders 
chwerer Werksstücke transportiert man häufig die 
ßohrwerke, Fräsen usw. an die Arbeitsstelle heran, 
instatt z. B. ein Hunderte Tonnen schweres Turbinen⸗ 
zehäuse drei⸗ viermal herumzutranen.. — 
Aiso, dei der rationolisieren Kuhstallwirtschaft 
nacht mans sor Eine iesige Drehschetde hat fünfis 
Ztände. An einer Stelle ist der Eingäng für die aus 
sem eigentlichen Stall heranmarschierenden Kühe (A)- 
daum ast eine drinnen geht die Drehscheibe, wie das 
jließband in der Automontage, wieder einen Ruck 
waris Die Kuͤh dekommt zunachst zu ihrer Reini 
ung ein Vrausebad B) worguf sie von einem Heif⸗ 
uftgebläse automatisch getrocknet wird (C). Nun muß 
nan wissen, daß in der Melk-Drehscheibe fünfzig auto— 
aatische Melkmaschinen eingebaut sind, die nahezu 
munterbrochen arbeiten und die Milch durch keimfreie 
sohrleitung zu den Flaschenfüllapparaten leiten. An 
der Stelle (Dy also wird der Kuh der Saugapparat 
der Melkmaschine ans Euter gelegt. Während dieser 
drei Phasen haben natürlich schon wieder zwei weitere
	        
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