Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 24 1931 (Nr. 24 / 1931)

vullge alte Dame denn sonst beglücken? Er sagte, einer 
Hahgehend: „Wer ist eigentlich die blonde, junge 
die mich erst nach langem Betteln und deinem direk— 
nhl einließ? Sie nannte dich Tante, und das gibt 
auürlich ein Rätsel auf.“ 
edwig Sanders neigte ein wenig den silbergrauen 
ich zp 
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ter doh 
senate ist verwaist und eine meiner früheren Schü— 
ru sie lebt ständig bei mir, darf mich Tante nennen, 
i aber den Platz einer Tochter bei mir ein.“ 
So, sol“ machte Otto Holz gedehnt. Nun wußte er 
ꝛrend * einmal der Grundbesitz und das Geld zufallen soll— 
1q. Myt strich sich über die kleine fahlbraune Haarbürste 
r der Oberlippe. 
rine sehr hübsche Tochter hast du, Tante Hedwig 
y wissen, aus was für Kreisen sie stammt?“ 
Ir Vater war Rechtsanwalt“, antwortete die alte 
kurz. 
Aso Akademiker, man brauchte sich nicht genieren.“ 
ch seine Hände leicht aneinander. „Ist die Schönheit 
verlobt, oder steht sie vor der Verlobung?“ fragte er. 
zeine Tante begriff nicht, was er mit' der Frage be— 
ie. * 
Vir leben sehr zurückgezogen, Renate hat wenig Ge 
heit, Herren kennenzulernen,“ antwortete sie. 
im so besser,“ schmunzelte er. „Dann, liebe Tante, 
ch die Ehre, dich um die Hand des hübschen Mädchens 
tten. Ich habe mich vorhin sofort Hals über Kopf in 
reizende Gesicht vergafft. Wir würden gut zusammen— 
en, und wenn ich ihr ein paarmal die Kur schneide, ist 
rmich verliebt. Ich garantiere dir auch, ein höchst soli— 
hatte zu werden. Gerade jetzt hätte ich Gelegenheit, 
nit einer kleinen finanziellen Einlage in ein goldenes 
zu legen Tantchen, gib mir dazu die erbetenen Fünf— 
und und die Erlaubnis, deiner Renate zu erklären, daß 
der erste Blick zu ihrem Sklaven gemacht“·. 
Höre auf, um des Himmels willen, höre auf!“ rief 
vig Sanders. „Das ist ja eine unerhörte Zumutung, 
reine, frische Geschöpf und du verlebter, verbummel— 
sensch an der Grenze, wo die Vierzig beginnen. Den 
u den du dir so merkwürdig rasch aufgebaut, laß nur 
gwieder fallen. Hast dir wohl ganz richtig gedacht, daß 
ate meine Erbin sein wird und du dann über eine Ehe 
hran das Geld herankommen könntest. Renate und 
jast du vergessen, daß du schon zwei armen Frauen 
Nitgift vergeudet hast? Schluß! An dir ist kein gutes 
⁊. Venn ich sterbe, sind dir dreitausend Mark sicher. 
ie, wenn dir damit gedient ist, kannst du hundert be— 
men. Im übrigen wünsche ich nicht, daß du deinen 
uch wiederholst.“ —* 
Tante, ich muß doch sehr bitten. Du behandelst mich 
inen Verbrecher!“ — 
In meinen Augen giltst du auch nicht viel mehr. Lei— 
n — tut mir weh, weil du meiner Schwester Sohn bist. 
dich habe mich damit abgefunden, daß du nichts taugst. 
ige schon. Ich wähnte dich verschollen, jetzt bist du wie— 
gt aber möchte meinen Frieden haben. Komm' 
p mn 
ir erhob sich wütend. 
Dieses blonde, scheinheilige Mädel schmeichelt jeden— 
AAdentlich um dich herum, damit sichert sie sich die fette 
haft, sagte Otto Holz zu seiner Tante. 
ie sah ihn zornig an 
Iene Renate brauche ich nicht zu verteidigen. Ein 
ug wie der ihre ist wie lauteres Gold. Du hast 
aters kleines, solides Gut verpraßt, dazu die Mit— 
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Leichi zubereitet, billig und ausdgiebiꝗ 
gift von zwei Frauen. Wovon du derzeit lebst, mag der 
Himmel wissen“ 
Er trumpfte auf. 
„Ich war in Bukarest Landwirt, ich lebte dort lange, 
nun bin ich Reisender für eine große Papierfabrik. Ein 
Freund und ich wollen aber jetzt eine Zeitschrift gründen. 
Es sind glänzende Ideen dafür vorhanden. Zu dem Zweck 
brauche ich das Geld. Also, Tante, überlege es dir, gib mir 
ünftausend Mark, dann verzichte ich freiwillig auf die Erb— 
schaft.“ 
Hedwig Sanders rief heftig: „Geh' sofort, du schlechter 
Mensch! Ich bin leidend, jede Aufregung schadet mir, und 
deine Gegenwart schon bedeutet Aufregung für mich.“ 
Sie erhob sich, wollte an Otto Holz vorbei zur Tür. Er 
schnitt ihr den Weg ab.— 
„Gib mir viertausend oder dreitausend ·“·· 
„Hundert Mark, keinen Pfennig mehr.“ Sie holte ihr 
Portemonnaie hervor. „Hier hast du mein für diese Woche 
bestimmtes Haushaltungsgeld 
Er nahm die zwei Fünfzigmarkscheine, wollte trotzdem 
wieder von neuem zu reden beginnen. Hedwig Sanders 
macht einen Bogen um ihn, öffnete die Tür und rief laut 
nach dem Mädchen. Doch an Marthas Stelle kam Renate. 
„Martha ist Milch holen gegangen, liebe Tante.“ 
Otto Holz war geladen von Zorn. „Liebe Tantel“ 
hätte er Renate am liebsten spöttisch nachgemacht. 
Hedwig Sanders sah sehr verfallen aus. 
„So, Martha' ist fortgegangen. Nun, da ist ja die Gar— 
tentür offen. Du brauchst die Tür nur einzuklinken, Otto.“ 
Er nahm seinen hellen Frühlingspaletot und den Hut 
vom Garderobehaken und grüßte stumm. Sein letzter Blick 
traf' die alte Dame. Sie schien sehr krank zu sein, ging es 
ihm durch den Kopf, lange lebte sie wohl nicht mehr. Er 
mußte Obacht geben und nachdenken, auf welche Weise er 
sich hier doch noch etwas retten konnte. Langsam verließ 
er das Haus. Er war wütend. Das wäre ja ein gründlicher 
Reinfall gewesen 
Fortsetzung folgt 
Gigentümer, Hewausgeber und Verleger: der bath. Preßverein der 
Dibzzese Dimz. Verantwortlicher Redakteur: Dv. Franz Pfeffer. — 
Drucher: Abbad. Buchdwuckerei des kathh. Preßvereimes (verantwort- 
lücher Leiitter: Framz Sttindl). Sämtlliche in LDimz, Landstraße 41. 
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