Volltext: Heimatland Wort und Bild aus OberösterreichNr. 21 1931 (Nr. 21 / 1931)

* grellgrün glasierten Tonkruges steckten schmale 
gißmeinnicht die neugierigen, blauen Äuglein. Als 
gVischgebet sprachen, läutete die kleine, zitternde 
ae Angelus, leise und demütig schlugen unsere Knie auf 
hhescheuerten Boden. 
s Mittagessen ging sonst immer recht zwanglos von⸗ 
guen heute aber hatte der Onkel Pfarrer eine gewichtige, 
mosesngene Tischglocke vor seinem Platz stehen, mit ein 
nunehsn dein wenig steifer Feierlichkeit drückte er auf den bei— 
q nhhhen knopf und schon stand die kleine Magd wie hinge— 
unatin Rahmen der Glastür, den mächtigen Suppen⸗ 
Mehn händen. Die Kleine hatte eine frische, blaue Schürze 
nunden und hinters Ohr ein rotes Blümlein gesteckt, 
—V schwarzen Haaren und sah recht fest— 
d Maus. Die blütenweißen, steifgestärkten Sarrozien der 
de Iihen Herren raschelten bei jeder Bewegung ein wenig 
aihtsündlich und feierlich. Lieblich duftend erschien der Fest— 
ztraten und höchst eigenhändig servierte sodann die 
ealler Pfarrerköchinnen, unsere liebe, unersetzliche 
i die Mehlspeise: duftenden Blätterteig mit dickem, 
Schlagobers gefüllt und einer großen, eingemachten 
obenauf. Ein eifriges Gespräch spann sich wie ein 
jrohes Band um den Tisch. Unendliches Behagen er— 
» die ganze Stube. Aus den grauen Wolken kam die 
bae herbor und guckte durch die kleinen, weißvergitter— 
genster zu uns herein. Gemächlich wanderten die gol⸗ 
— 
pe glänzten und ihre messingenen Griffe schimmerten 
— 
ce hhbn hachelofen schnurrte „Toifele“, die schwarze Katze und 
gdt hund Kastor lag, lieblich schnarchend, in seinem Winkel. 
lomnse irnehme Stockuhr auf der breiten Kommode tickte ge— 
(ustig dahin, ein helles, silbriges Stimmchen rief die Stunde 
Lennts Iuf den Fenstern nickten die Geranien und die bunten 
ãuhehshinge bauschten sich in der Nische. Sanft und unmerk— 
michst pann uns die süße Ruhe ein, einzelne Worte tropften 
Ne it wie fernher in die wundersame Stille. Alles wurde so 
en und durchsichtig, mir war auf einmal ganz leicht und 
hun zu Mut, langsam sank mein Kopf auf die hohe, steife 
agen sue des buntgeblümten Sofas.... 
men, 
4 
ernpun dir den Nachmittag hatten wir einen Pfingstspazier— 
— verabredet: die liebe, dicke Postmeisterin mit ihrer 
s In Schwester, das Lehrerpaar und der Herr Kaplan 
erit Unstifter und „Bergführer“. Erwartungsfroh, pfingst— 
enb dig wanderten wir auf der hellen, schimmernden Dorf— 
gette e dahin, bis uns der uralte Bannwald in seinen liebe— 
Uern Schatten aufnahm. Manchmal flog ein kleines Lied 
die ein bunter, seliger Falter, hüpfte ein paar Takte 
Rund zu Mund und zerfloß wieder in versunkenes 
uen und Genießen. Mühsam krochen die Sonnen— 
en durch die dicken Zweige und maälten kleine, flim— 
ide goldene Streifen uͤber grünes Moos und braunen 
Inmer schmäler und beschwerlicher wurde der Pfad, 
sam wand er sich aufwaͤris über Wurzeln und Stein. 
dem dunkelbogigen Tor des Waldes traten wir auf 
ehele, sonnige Hochwiese. Winzige Föhren wanderten 
ifertige Pilger der steilen Höhe zu, große Granit— 
elagen verstreut in den kümmerlichen Wiesen. Da und 
nn sch uns ein kärgliches Schlüsselbkümchen mit seinen 
außz gelben Äuglein kiug an, blaß und frierend nickten 
amen buschwindroshen auf schwankem Stiel — kleine, ver— 
— ene kKinderseelchen. Ganz verloren im Schweigen stan— 
enig it auf der Höhe und leßen Haar und Gewand kräf— 
lose om herben Bergwind zausen. Vor unseren durstigen 
dem heteiet die Heimat ihre liebsten Schätze aus. In 
nen infalt hockten die kleinen weißen Mühlviertler Dör— 
d Udem den beschatteten Tälern, grüßte manch leuchtendes 
Kreuz von den sanft sich rundenden Hügeln. Die braunen 
ind grünen ücker waren verteilt im Geviert und wir fühl— 
len den Duft ihres sonnenwarmen Leibes. Fern schimmerte 
der Moldau silberner Streif aus der böhmischen Ebene, blau 
ind blauer winkten die Berge, versinkend in die Unendlich— 
keit des Himmels. ... 
Nun traten wir in das kleine, windschiefe Bauernhaus, 
das sich schutzsuchend völlig an den steilen Hang an— 
chmiegt, so daß man gemächlich aufs knisternde Strohdach 
teigen und dem alten Rauchfang in seinen schwarzen 
Schiund gucken kann. Unbeholfen drückten wir uns in der 
aiedrigen Tür, während der Kaplan herzlich die alte Bäu— 
erin begrüßte, die mit einem kleinen Seufgerlein ihr schönes, 
zroßes Sonntagsbuch schloß und es auf das breite, von 
lühenden Pfingstveiglein bestandene Fensterbrett legte. 
Freundlich schob sie uns in den Herrgottswinkel, dann hum— 
belte sie ein wenig umständlich aus der Stube. Da saßen 
vir nun behaglich auf der eichenen Bank um den runden 
Tisch und besahen uns, leise flüsternd, die lustige, aber schon 
ängst verblaßte Malerei an den gewölbten Wänden. Ge— 
chäftig brachte das Mütterlein ihre Schätze aus Keller und 
Speisekammer, deckte ein rotgewürfeltes Tischtuch auf und 
drei runde, hölzerne Teller und drei Bestecke und meinte 
oerschämt, wir müßten halt ein wenig zusammenhalten, sie 
habe nicht mehr. Und ganz leise, mit einem lieben, gedul— 
hbigen Lächeln sagte sie: „Wir sind halt so viel arm.“ Wun— 
derschön war sie in diesem Augenblick und es war, als 
tünde ein kleiner Heiligenschein um das wettergebräunte, 
zunzelige Gesicht, in dem freundlich, ja fast ein wenig schel⸗ 
nisch die klugen braunen Äuglein blitzten. Auf des Mütter— 
leins freundliches Geheiß langten wir wacker zu. Sie schnitt 
zroße Stücke von dem duftenden schwarzen Brot für uns, 
eifrig ging das Mostkrüglein in der Runde. Die gute Bãäu⸗ 
erin konnte sich gar nicht genug tun der Freude über un— 
ern, Besuch. Wie eine kleine Königin saß sie zwischen dem 
Kaplan und dem Lehrer und plauschte und wir erzaählten 
ihr vom Onkel Pfarrer, vom kleinen Dorf und von der 
großen, weiten Welt. Es war ein seliges Stündlein und 
uins allen war zu Mute, daß wir gar nimmer fortgehen 
möchten aus dem traulichen Stübel, von dem gastlichen 
Tisch dieser lieben, alten weißhaarigen Frau. 
Braun und kühl stieg der Abend von den Tälern auf, 
durch das kleine Fenster flutete der Sonne letztes, rotes 
Leuchten wie ein wundersames Pfingstfeuer und senkte sich 
auf unsere Stirnen, die wir in Demut neigten. 
Michaela Rott. 
Pfingsten 
Tief im grünen Frühlingshag 
Durch die alten Rüstern 
Wandelt leis' an diesem Tag 
Wundersames Flüstern. 
Jedes Blättlein spricht: „Gott grüß'!“ 
Zu dem Bläatt daneben, 
Alles atmet tief und süß 
Heil'ges Friedensleben. 
Uünd wie Blüt' und Blatt am Strauch 
Still sich wiegt im Glanze, 
Wiegt sich meine Seel' im Hauch 
Der durchströmt das Ganze. 
Emanuel Geibel. 
22
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.