Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 14 1931 (Nr. 14 / 1931)

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Urndt gena' 
Unsinn 
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8. Foasetun g Copyrishi 1930 by Verlad Alirod Bechmold in Braunschweis 
Heinz sah ein wenig verdutzt aus und erwiderte etwas 
ärgerlich: „Ich bin mit viel gutem Arbeitswillen nach Uru— 
guay gekommen, und es ist ein schlechter Dank von Ihnen, 
wenn Sie mir die Freudigkeit nehmen wollen“ 
„Na, na, na, nur langsam, lieber Herr, ich meinte 
es doch nur gut. Sie sind jung undz kräftig und werden 
in Deutschland auch Arbeit finden, wenn Sie sich darum 
bemühen.“ 8 
Heinz Hausmann sah sehr abweisend aus und wartete 
ungeduldig auf den Kellner, damit er zahlen konnte. 
Der andere fuhr sich mit der Rechten mehrmals um sein 
stoppelbärtiges Kinn. 
„Nun sind Sie beleidigt, Landsmann, nun denken Sie 
bei sich, was gehen den fremden Menschen meine Angelegen— 
heiten an. Na ja, so im allgemeinen haben Sie auch ganz 
recht. Aber ich redete wirklich nur freundschaftlich zu Ihnen.“ 
In seinen kleinen, grauen Augen war ein Funkeln, das 
die Schnäpse entfacht. Nicht die zwei eben, es waren sicher 
schon andere diesen zweien vorangegangen. — 
„Ich bin auch mal so einer gewesen wie Sie, der sich 
nicht bange machen ließ, als er in Uruguay landete“, sagte 
die rauhe Stimme vom Nebentisch, „und nun bin ich fertig. 
Erst fünfundvierzig bin ich und doch zu nichts mehr da, als 
Gelegenheitsarbeiter zu spielen. Wenn lebende Tiere im 
Hafen verladen werden, da bin ich dabei und manchmal 
schleppe ich Gepäck. Vielleicht kommen Sie auch noch mal 
so weit, dann fällt Ihnen meine Warnung ein, aber dann 
ist es zu spät. Aber tun Sie, was Sie wollen, Landsmann. 
Doch ist Ihnen vielleicht mit einem andern Rat gedient, ich 
habe nun mal, auch für Kleinigkeiten, ein stark ausgeprägtes 
Dankbarkeitsgefühl. Also, wenn Sie jemals hier in diesem 
Ländchen in die Nähe der Estanzia Alma brava kommen 
sollten, sie liegt südlich von dem Städtchen Paysandu, dann 
beschreiben Sie einen großen Bogen. Auf der Estanzia geht 
nämlich der Teufel um, Landsmann, der leibhaftige Teufel, 
in Gestalt von einem jungen Weibsbild.“ 
Heinz Hausmann, der nicht recht zugehört, sondern nur 
nach dem Kellner Ausschau gehalten hatte, war plötzlich 
die verkörperte Aufmerksamkeit. Dieser Mensch sprach von 
der Estanzia, die Verenas Vater gehörte. Das interessierte 
ihn natürlich sehr. Er zwang sich zum Lächelnn. 
„Den Teufel kann ich mir aber gar nicht in Gestalt 
einesjungen Weibsbildes vorstellen, vielleicht erklären Sie 
mir das etwas deutliche. ··· 
Der andere schien froh zu sein, endlich Aufmerksamkeit 
gefunden zu haben. 
„Wissen Sie, Landsmann“, gab er zurück, „ich habe in 
meinem Leben schon manches bitterböse Weib gekannt, aber 
eins wie Donna Verena auf der Estanzia Alma brava noch 
aicht.“ 
Plötzliche Wut machte sein häßliches Gesicht noch häß— 
ücher. 
büßen, dieses hochmütige Gewächs. Stachelig ist sie wie rinx Noch 
Kaktee und grob und rücksichtslos wie ein Wüstenräuhaue 9 ctt 
Heinz dachte jetzt gar nicht mehr daran zu gehen hurelleich 
3 *U 46 * hohnzimme 
sagte, so ruhig er es nur vermochte: „Was hat dhun 4 
denn diese Sennorita getan, daß Sie so in Harnisch gerac — 
Er stellte sich Verena vor, dachte daran, wie zaäͤrlht n des 9 
sie sich in seine Arme geschmiegtg. — ie dis 
Der am Nachbartisch rückte seinen Stuhl näher, und sein⸗ saben 
Stimme war heiser von Wut und Schnapßs8. u Kenate 
Was sie mir getan hat, diese Furie, was sie mir getu „Also, 
hat?“ Er atmete keuchend: „Um so ein einfältiges, dumme— oentsetzlic 
Vieh kam es. Wir waren auf der Weide, und das Rip stann hier 
Jjatte sich wohl verfressen, stellte sich nun blödsinnig an Renate 
var nach meiner Meinung nichts mehr mit dem Tien z shharf und 
nachen. Da wollte ich ihm ein paar ordentliche Tritte gebe jich in der 
amit es schneller verecke. Und in dem Augenblick kam dn im Bilt 
Weibsbild angesprengt, wie immer in Männerkleidungeu ütete 
mit dem Lasso am Sattel. Sie schlug mir mit der Peitsh Sie ha 
ins Gesicht und wohin sie traf. Als ich mich wehrem wolll hindesliebe 
cchrie sie mich an, ich solle Alma brava sofort verlassen un guter Vater 
mich nie mehr in der Nähe blicken lassen. Als ich ihr nun kleine Wesen 
ꝛin paar derbe Drohungen nachrief, warf sie den Lasso un gswuchs wi 
schleifte mich so mit nach dem väterlichen Bureau— U shein fehlte 
dort hat man mich 'rausgeschmissen. So was von Ran gefühl, das 
schmeißen, wie es die Estanzialeute verstehen, kennt m hre Tränen 
m hang Europa nicht, Vnnornnnt ——— 
Blutunterlaufen waren die kleinen Augen des Erzählen Cie ließ 
„Wissen Sie, Landsmann, was es bedeutet,aus de cuhiger gen 
Alma brava 'rausgeschmissen worden zu sein? Natürlich, de derselbe M 
wissen Sie nicht. Keine Tür öffnet sich mehr vor Ihnen au Renate 
den andern Viehgütern, und die Kameraden von frihe „Der 
zucken über einen weg, als wenn man Luft wäre. Mut wolle den 
man sich aber, rutscht zufällig einem von ihnen eine Kug khrelockiges 
nus dem Lauf, und man kriegt sie in die Rippen.“ Keinen Sche' 
zuckte die Achsell. — wiet auf 
„Und da ist es denn für mich mit dem schönen, frei ähnlich.“ — 
deben draußen aus gewesen. Jetzt bin ich ein versoffen Und v 
Gelegenheitsarbeiter und rutsche jeden Tag ein Stück tiefer der ihren V 
Er lachte zornig. „Aber bei der nächsten Gelegenheit sa e 
ich dem reichen Mannweib meine Meinung. Einmal wen daillonbi 
sch mich doch nach Alma brava pürschen, und wenn es dum —5— a 
bald danach keine Donna Verena mehr gibt, bin ich gerächt n erzuerh 
Er sah Heinz Hausmann an. snm 
„Sie verraten mich ja nicht, so kommen Sie mir nic — che Wei 
vor, und die Geschichte geht Sie ja auch nichts an. Un erst älte 
iun möchte ich mir auf Ihre Rechnung noch einen Cazall m 
bestellen. Ich muß die Erinnerung wieder hinunterspülen. deillonbild 
Der Kellner ließ sich endlich draußen blicken, und Hein 
dausmann zahlte. Auch die Schnäpse des angetrunkenen 
Menschen, der ihm das alles sicher nicht erzählt haben würhe 
wenn er gewußt hätte, wie er mit Verena stand. 
Heinz Hausmann erhob sich, verabschiedete sich so haft 
daß sich der andere kaum zum Gegengruß aufschwinge 
onnte. Er eilte davon, nur von dem einen Gedanken be 
herrscht, von diesem widerwärtigen Patron nicht vielleich 
noch eingeholt zu werden. 
Verena hatte recht gehandelt, ganz recht, aber es kun 
hm doch eigentlich sonderbar vor, wenn er sich ausmalt 
eine zukünftige Frau ritte in Männerkleidern mit den 
Lasso am Satiel über die Pampas. Ob er Verena vor diesen 
„Aber ich zahle es ihr znoch heim, noch laufen wir beide 
auf der Oberfläche der Erde herum. Ich habe es mir ge— 
schworen, sie soll noch an mich denken, die mich unglücklich 
gemacht hat.“ Er schlug sich auf die Brust. „Der beste Peon 
war ich auf den Estanzias, jeder sagte, Pepe Arndt kann 
was, ist ein fixer Kerl. Bis mich dann mein Unstern nach 
der Alma brava führte. Aber die Senorita soll es mir 
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