Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 44 1929 (Nr. 44 / 1929)

verlusten auswirkten, weshalb nach genauer Vereinbarung ab 1901 
gemeinsam geschwemmt wurde. U 
Da die Triftholzmengen von 1801 bis 1849 nicht vorliegen, kann 
nur die Menge von 1850 an genannt werden, welche sich bis 1900 auf 
2,6830. 141 Kubikmeter stellte und zum allergrößten Teile nach Wien 
berfrachtet wurde. Die Schwemmholzmenge bis 1850 muß jedenfalls 
noch bedeutender gewesen sein, da erst 1884 mit der Ausformung von 
Nutz⸗, beziehungsweise Langhölzern begonnen wurde, die alljährlich 
zunahm und das Schwemmquantum, das ab 1800 in steigendem Um— 
fange zur Papiererzeugung verwendet wurde, verminderte. 
Der größte Teil des Triftholzes ging anfangs nach Wien und 
wvurde auf dem eigenen Holzplatz an der Roßauerlände (Rote Löwen— 
gasse) abgeführt und verkauft. Die Verfrachtung nach Wien' geschah 
anfänglich auf eigenen Donauschiffen und ab 1845 durch die Schiffmeister 
Schwaiger und Schallberger von St. Nikola und Sarmingstein, welche 
ihre Fahrzeuge, wie Kelheimer, Gams, Plätten und Trauner beistellten, 
nit je 900 Kubikmeter, beziehungsweise mit 400 Kubikmeter beluden 
ind nach deren Ausladung in Wien mittels Pferdezuges längs der Donau 
aufwärts zogen und dann in Au wieder zur Holzverladung verwendeten 
Mit der Zeit 
wurde der Holz⸗ 
verkauf in 
Wien durch die 
hohen Regie— 
osten immer 
unrentabler, 
überdies griff 
im Jahre 1886 
vom Ott'schen 
Zimmerplatze 
ein Brand 
über, welcher 
die ganzen 
Vorräte des 
Wiener Holz⸗ 
olatzes ver— 
nichtete, wes⸗ 
jalb dieser 
Platz 1892 ver⸗ 
auft und seit 
dieser Zeit das 
ganze Holzge— 
schäft gleich ab 
Schwemmplatz 
Au a. d. D. 
getätigt wurde. 
Vom Jahre 
1895 an wurde 
das Triftholz . .. 
ufSchleppern Der Hauptrechen in Au 
der Donäuugc. 
dampfschiffahrtsgesellschaft verfrachtet und den großen Städten und 
Fabriken zugeführt. 
Die Triftstrecke an der Aist selbst ist zirka 70 Kilometer lang, be— 
zinnt bei Karlstift in Niederösterreich, beziehungsweise Sandl in ber— 
sterreich und endet in Au a. d. Donau, woselbst sich auch der Haupt— 
auffangrechen befindet, der heute, ob seines ehrwürdigen. Alters, zu den 
ehenswerten Naturdenkmälern der Heimat gehört. Das Gesamtgefälle 
zer Aist beträgt bei 660 Meter, so daß auf einen Kilometer im Ddurch— 
chnitt etwa 9.3 Meter entfallen, ein Gefälle also, das mit größeren 
Flüssen sehr leicht in Wettbewerb treten kann, da z. B. die Traun auf 
inen Kilometer nur 3 Meter verzeichnet. Oberhalb Reichenstein und 
Hohensteg ist je ein kleiner Fangrechen, um eventuelle Katastrophen 
deim Hauptrechen hintanzuhalten, Ferner sind im Aistquellengebiete 
echs Teiche, (vier bei Karlstift und zwei bei Rosenhof) von je vier bis 
zehn Hektar Größe, welche den Abfluß vollkommen regulieren, da 
azus einem Teich ein Kubikmeter Wasser in der Sekunde ausfließen 
ann. Diese Ausflüsse erfolgen in ein Meter breiten ausgezimmerten 
danälen und münden nach drei bis fünf Kilometer in den Hauptbach. 
Trotz Zuhilfenahme aller Teiche wäre der normale Wasserstand der Aist 
zu niedrig, weshalb nur die Zeit der Schneeschmelze zur Trift ver— 
wendet wird. 
J Während der Schwemme ist die ganze Strecke von 190 sachkundigen 
Schwemmern und 15 Aufsehern besetzt, welche fünf Verrechnungs— 
arganen unterstehen, die von der Schwemmverwaltung in Au und dem 
Forstamte in Rosenhof diesbezügliche Aufträge erhalten. Bei normalem 
Wasserstande rinnen die Hölzer über 500 Wehren 22 bis 24 Stunden, 
voch kommt am ersten Tag des Einwurfes nur wenig Holz nach Au, 
da vorerst alle Bachkrümmungen mit Scheitern verlegt werden, so daß 
hei einem Ersteinwurf von 5000 Kubikmetern nach 24 Stunden kaum 
0 Kubikmeter beim Hauptrechen anlangen. Alles übrige Holz legt sich 
n den Flußkrümmungen an. 
Für den Triftbetrieb zerfällt die Strecke in die Einwurfstelle als 
rsten Teil und in den Abschnitt vom Hohensteg bis Au als zweiten Teil. 
Ddas Flußbett des ersten Teiles ist naturgemäß schmal, welcher Umstand 
ür die Trift bei niedrigem Wasserstande günstig ist, da die Beihilfe der 
Teiche sofort gespürt wird. Die untere Strecke ist selbstredend breiter, 
veshalb der Wasserstand mindestens sieben Kubikmeter betragen muß, 
‚amit geschwemmt werden kann, da alle Teichwässer zusammen hier 
iur mehr eine Erhöhung von 10 bis 12 Zentimeter ergeben würde. 
führt aber die Aist in ihrem Unterlaufe bei zwölf Kubikmeter Wasser, 
o können 6000 bis 8000 Kubikmeter Holz an einem Tag infolge der 
zrößeren Stromgeschwindigkeit abgeschwemmt werden. Aus dem Ge— 
agten erhellt die Wichtigkeit des richtigen Wasserstandes und die sofortige 
zenützung des günstigen Augenblickes zum Holzeinwurfe, denn ist der 
Wasserstand zu 
hoch, so werden 
die Scheiter 
durch die große 
Kraft des Was⸗ 
serdruckes und 
des Flußgefäl— 
les ans Ufer 
getrieben; ist 
er aber zu klein, 
o bleiben die 
Scheiter nicht 
aur in den 
Flußkrümmun⸗ 
gen, sondern 
ruch an den 
Steinen und 
Wehren hän— 
zen. Für den 
tillen Beob— 
achter ist es 
interessant, das 
ustige Treiben 
des Holzes zu 
beschauen. 
Gleichförmig 
ewegt sich 
„. B. ein großer 
Teil der Schei⸗ 
ter bis zum 
Hauptrechen; 
— — 0 bisweilen aber 
jört man ein dumpfes Poltern, das vom Aufstoßen mancher Scheiter 
in die gewaltig aufragenden Steine des Flußbettes herrührt. Hie und 
a dreht sich ein derber Prügel um sich selbst, ab und zu klettert sogar ein 
janz kecker Geselle auf die Rücken anderer und läßt sich ruhig fort— 
ragen. W 
Die Triftinhaber ließen vor jedem Werkkanal einen Rechen mit 
icht Zentimeter breiten Wasserdurchflußöffnungen auf eigene Kosten 
inbringen, um das Eindringen des Holzes in die Kanäle zu verhindern, 
veiters zahlen sie an Grundanrainer, an Fischereibesitzer und an sämt— 
iche Aistwerke Schadensvergütungen für eventuelle Betriebsverzö— 
erungen und bringen Uferbrüche, entstanden durch Hochwässer und 
risgänge, sofort in Ordnung, weshalb die Schwarzaistufer bedeutend 
esser sind als die der Feldaist. Dieser Umstand wirkt auch auf den Wert 
er angrenzenden Grundstücke der Schwemmstrecke günstig ein. Eine 
Malitätseinbuße des Heues der anrainenden Wiesen tritt nur durch 
ie Rindenabfälle im Höchstausmaße von fünf Prozent ein und ist im 
hzergleiche zur Verlettung des Grases bei Hochwasser nichtssagend, da 
as Futter der Donauwiesen nach Uberschwemmungen völlig unbrauchbar 
st. Auch die Fischerei erleidet keinen Schaden. Die obere Triftstrecke ist 
ogar sehr reich an Forellen, das Fehlen der Krebse vom Riedlhammer 
bwärts aber ist durch die im Jahre 1880 bis 1885 aufgetretene Krebs— 
vest verursacht worden. 8, 
Ein kurzer Rückblick zeigt, daß der Holzreichtum des Aistquellen— 
zebietes zuerst von der Glasindustrie, dann von den Sensenhämmern, 
in der Folge zu Brennzwecken der Weltstadt Wien und heute überdies 
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