Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 20. 1928 (Nr. 20 / 1928)

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^ Ter spatzvogel I 
Ans dem Tagebuch eines Neugeborenen. 
Von Laszlo Palasty. 
(Einzig autorisierte Uebersetzung aus dem llngarischen von 
Maurus Mezei, Wien.) 
Montag. Ich wurde heute früh geboren. Um wieviel 
Uhr das war, weiß ich nicht, denn die Wanduhr zeigte acht, der 
Wecker aber halb neun. Ich schließe daraus, daß ich in eine 
unordentliche Familie hineingeraten bin. Das ersehe ich auch 
daraus, daß mein Vater irgendwo herumschlendert, aber auch 
meine Mutter kümmert sich nicht nur mich, sondern sie ver 
zehrt mit Wohlbehagen ihr Frühstück, während ich hungere. Die 
Sache ist aber, leider, nicht mehr rückgängig zu machen. Ich bin 
unwiderruflich auf die Welt gekommen. 
Dienstag. Heute haben mich die Nachbarn besucht. Alle 
sind durchwegs lauter Tölpel. Sie sprechen in einemfort un 
verständliche Worte zu mir. Zum Beispiel: Pntzili, Znkili, 
Kokili und dergleichen. Auch meine Mutter haben sie gestreichelt, 
dann sind sie fortgegangen. Mein Vater begleitete sie aus 
Höflichkeit bis zur Türe. Abends bekam ich zu essen, dann ver 
suchte ich zu schlafen. Es ging aber nicht, denn in dem Kaffee 
hause unter uns spielte das Jazz-Band eine ohrenbetäubende 
Negermusik. 
Mittwoch. Heute ließ man mich von einem Arzt unter 
suchen, der sehr brutal war. Er spannte meinen Mund auf und 
schallte hinein; meiner bescheidenen Meinung nach ist das auch 
für einen Arzt eine ungebührliche Sache. Nach der Untersuchung 
wusch er sich die Hände, mir aber gab er kein Mundwasser. 
Beim Weggehen sagte er leise etwas dem Stubenmädchen. 
Was das war, das erfuhr ich einige Minuten später, als das 
Mädchen mit einer Schaufel, einein Besen, einem Waschlappen 
und einem Leintuch zurückkehrte. 
Donnerstag. Heute wurde ich spazieren geführt. Auf 
der Straße umstanden mich ständig vier bis fünf Personen, sie 
streichelten mich und sprachen wieder unverständliche Dumm 
heiten zu mir. Eine von ihnen ärgerte mich aber schon geradezu, 
als sie mich ein „Zuckibussi" nannte. Ich wollte energisch sein, 
sie erschrak aber und sprang auf eine fahrende Elektrische auf. 
Freitag. Heute badete ich. Natürlich nicht aus freien: 
Willen. Das Stubenmädchen steckte mich in das 35 Grad 
Marine Wasser und begann mich zu reiben. Meine Eltern 
blickten mich voll Teilnahme an. Sie scheinen auch nicht gerne 
zu baden. 
Samstag. Heute wurde ich endlich getauft. Ich bekam 
den Namen Alexander, was meiner Eitelkeit sehr schmeichelte. 
Als ich mich für die Ehrung bedanken wollte, bekam ich ein 
Geschenk. Eine hübsche kleine Halskette, an der ein wertvoller 
Schmuck hing. Ich wollte schauen, was es ist, es gelang mir 
aber nicht, es zu erhaschen. Am Abend fand zur Feier der 
Taufe ein Ball statt, weshalb ich auch in dieser Nacht nicht 
schlafen konnte. 
Sonntag. Heute ist es mir endlich gelungen, das Ge 
schenk von meinem Halse herunterzubekommen. Ich unter 
suchte es gründlich: von der Kette hing ein Stück Blech, schein 
bar aus Edelmetall herunter (ich glaube, es war Platin). 
Auf dem Blech befand sich eine Inschrift, die ich aber nicht ent 
ziffern konnte. 
* 
Tie letzten Worte... 
„Was waren denn die letzten Worte deines Vaters?" 
„Er sprach keine letzten Worte. Mutter war bei seinem 
Ende anwesend." 
Sächsische Geschichte mit Apfelsine». 
Etwas ermüdet, kam ich gegen fünf Uhr nachmittags wieder 
in die Nähe der Stadt zurück. 
Da stand ein Straßenbahnwagen. 
Der Schaffner saß darin und las das Lokalblatt. 
In der Nähe hatte eine Apfelsinenfrau ihren Stand. 
Ich sagte zu den: Schaffner: 
„Warten Sie noch solange, bis ich mir ein paar Apfelsinen 
gekauft habe?" 
Der Schaffner sagte bloß: 
„Nu allemal." 
Dann kaufte ich die Apfelsinen. 
Zwölf Stück. 
Dann ging ich zu der Elektrischen und setzte mich hinein. 
Dann aß ich die Apfelsinen. 
Zwölf Stück. 
Dann schrieb ich ein kleines Drama, das nächstens von 
Max Reinhardt in Salzburg aufgeführt wird. 
Dann fragte ich den Schaffner: 
„Fahren Sie bald?" 
Der Schaffner sah mich groß au: 
„Wie mein'n Sie'n nacher das?" 
„Ich meine, ob Sie bald fahren?" 
Worauf der Schaffner verdutzt bemerkte: 
„Wir fahrn iewerhaubd mich for Bassaschiere. Wir Hain 
bloß middn Anhänger Baggschdeine hieraus gebrachd. Wir 
fahrn erschd achd Uhr dreißich zurügg. Awer for Bassaschiere 
fahrn wir iewerhaubd nich. . ." 
* 
Amerikanischer Humor. 
Richter: „Sie kommen mir nicht unbekannt vor, Ange 
klagter— wir sind uns doch schon begegnet?" 
Angeklagter: „Jawohl, Herr Richter, ich hatte die Ehre, 
Ihrer Frau Gemahlin Gesangsunterricht erteilen zu dürfen!" 
Richter: „Ich verurteile den Angeklagten hiermit zu zehn 
Jahren Zuchthaus!" 
4: -j- 
„Schicken Sie mir ein neues Couplet", schreibt der Bvr- 
tragskünstler dem Coupletdichter kurz und bündig, „wenn es 
gut ist, schicke ich Ihnen einen Scheck." 
„Schicken Sie Scheck", drahtete der Dichter zurück, „wenn 
er gut ist, schicke ich Couplet." 
-tc 
Das Pendant. 
Frau Raffke tritt in den Laden: 
„Ich möchte ein Pendant haben." 
„Ein Pendant, gnädige Frau? Wozu? 
„Was geht Sie das an!"
	        
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