Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 34 1925 (Nr. 34 / 1925)

brochen, zu einer wirren Masse mederhängend, und so den Ein 
druck einer Mahne noch verstärkend. Dies läßt aber auch darauf 
schließen, daß dcts Urbild der altgermanischen Midgardschlange 
nicht weit weg vom Heringskönig gesucht werden muß. Denn 
auch von dieser erzählt ja die Edda, daß sie eine mächtige Mähne 
habe. Ein gewaltiges Tier dieser Art mag den nordischen 
Menschen den ersten Grund zu diesem Mythus gegeben haben, 
der ja wohl auch späterhin, wenn auch im Unterbewußtsein, 
bei anderen Geschichten von der großen Seeschlange fortgelebt 
hat. 
Anekdoten. 
Während der „tollen" Weimarer Zeit, als Goethe und 
Großherzog Karl August ihren unbekümmertenJugendübermut 
zum Schrecken braver Bürger auf abenteuerlichen Fahrten 
austobten, kamen der Dichter und der Fürst auf einem Jagd 
ausflug in ein Bauernhaus, um ihren Durst zu löschen. Die 
Bäuerin unterbrach ihre Arbeit am Butterfaß und ging in den 
Keller, frische Milch zu holen. Kaum ist sie fort, ergreift der 
Herzog einen fetten Kater, der auf der Ofenbank sich räkelt, 
steckt ihn ins Butterfaß und zwängt ihn mit dem Deckel in seinem 
Gefängnis ein. Mit Wort und Frage wird die rückkehrende 
Bäuerin überschüttet, so daß sie nicht zur Besinnung kommt, 
bevor die Gäste ihre Milch getrunken haben und schleunigst den 
Rückzug antreten; voll Freude über den gelungenen Streich 
und über das verdutzte Gesicht, das die Bäuerin machen werde, 
wenn sie den Kater in der Butter finde. 
Einige Wochen später klopften dieselben Jäger reumütig 
an die nämliche Tür. „Das sind ja die Herren...", ruft ihnen 
die Bäuerin entgegen — und der Kater saust im Bogen erschreckt 
von der Ofenbank — „... die euch neulich" fällt Kärl August 
ihr ins Wort, „den Schabernack gespielt haben. Aber hier ist 
eine Entschädigung für die verdorbene Milch." 
Schweigend streicht die Alte das Goldstück ein und sagt 
mit vertraulichem Blinzeln: „Hat nichts gemacht, ihr Herren; 
die Butter ist an den Weimarer Hof gekommen. Für die war 
sie immer noch gut genug." 
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Als Richard Wagner während seiner Studienzeit in großer 
Not war, wurde er an den reichen, aber geizigen Kommerzien 
rat v. M. empfohlen. Der junge Komponist widmete ihm mit 
der Hoffnung auf ein Geldgeschenk eine Komposition. Ent 
zückt über die Zueignung überreichte der Bankier dem Musiker 
als Gegengabe ein lithographiertes Porträt seiner eigenen Per 
sönlichkeit. Wagner hielt das Bild enttäuscht in der Hand, 
als der Bankier ihn fragte: „Nun, was sägen Sie dazu?" — 
„Das sieht Ihnen sehr ähnlich" war Wagners Antwort. 
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Der Spatzvogel. 
Eine Zollgeschichte. 
Die Frau Ladisch stammte aus einer Zeit, wo der Gulden 
noch ein Vermögen bedeutete und man den Kreuzer erst zwei 
mal zwischen den Fingern rieb, ehe man ihn ausgab. Als man 
nun gar nach Hellern rechnete, wurde sie noch ängstlicher. 
Wenn in einem Laden die Hefe um einen Heller billiger zu 
haben war, lief sie dorthin, auch wenn es noch so weit war 
und sie hundertmal soviel an Schuhsohlen abnützen nrußte. 
Natürlich ging die Frau Ladisch auch „paschen". Ueber 
der Grenze war alles so billig! Sie paschte auch für andere. 
Einmal hatte sie den Auftrag bekommen, für den bevorstehenden 
Fasttag Heringe zu schmuggeln. 
Sie kaufte auch sehr gut ein. Es waren Prachtexemplare, 
lauter „milcherne", buttergelb und fett — frisch aus der Nord 
see. Zwanzig Stück hatte sie. Wie sollte sie die ungesehen 
am Zollhaus vorüberbringen! 
Die Frau Ladisch wußte sich Rat. Sie reihte alle zwanzig 
Heringe an einer Schnur auf wie Wäscheklammern an einer 
Leine und band sich den seltsamen Gürtel um ihren Leib 
zwischen Staatsrock und Unterrock. 
Es begann aber am selben Tag zu regnen. Wenn man 
nun in einem solchen Falle nicht untertreten kann oder will, 
so ist es bei Frauen, die aus der Zeit stammen, wo der Gulden 
noch ein Vermögen bedeutete, Sitte, den Rock in die Höhe 
zu nehmen und über den Kopf zu schlagen. Also tat auch Frau 
Ladisch und marschierte stolz am Zollhaus vorbei. Die Heringe 
aber baumelten hin und her und spürten scheinbar nasses Ele 
ment. 
Frau Ladisch brauchte keinen Zoll zu zahlen. Warum? 
Weil die Finanzer sich vor Lachen bogen und sich den Bauch 
halten mußten, als sie däs seltsame Schauspiel durchs Fenster 
sahen. 
Vom Bau. 
„Sie scheinen mir auch einer von den Leuten zu sein, 
die ihr Werkzeug fallen lassen, sobald es Mittag pfeift." 
„Im Gegenteil, Herr Baumeister! Wie oft habe ich noch 
fünf Minuten warten müssen, nachdem ich das Werkzeug fort 
gelegt hatte, bis es gepfiffen hat." 
Augensprache. 
Doktor: „Hochverehrter Herr Geheimrat, dürfte ich Sie 
vielleicht um eine Unterredung unter drei Augen ersuchen?" 
Geheimrat: „Wieso unter drei Augen?" 
Doktor: „Ja, denn ein Auge habe ich bereits auf Ihr 
Fräulein Tochter geworfen!" 
Geheimrat: „Aha... nun dann will ich Ihnen meine 
Antwort unter zwei Augen sagen!" 
Doktor: „Wieso — unter zwei Augen?" 
Geheimrat: „Nun, ich nehme an, daß ich bei Ihnen doch 
werde ein Auge zudrücken müssen!" 
Heimgeschickt. 
Ein Bedienter hatte beim Servieren das Pech/einen ge 
bildeten Lassen zu stoßen. „Ochse!" fuhr der aufgebrachte 
Jüngling ihn an. „Entschuldigen Sie", sagte gelassen der Be 
diente, „daß einer den andern stößt, das kann ja wohl mal 
vorkommen." 
Eigentümer, Herausgeber und Verleger: Der kath. Pretzverein der 
Diözese Linz. — Verantw. Redakteur: I. Danzer. — Drucker: 
Akad. Buchdruckerei des kath. Preßvereines (verantw. Leiter: 
Franz Stindl). Sämtliche in Linz, Landstraße 41. 
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