Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 1 1924 (Nr. 1 / 1924)

dem im Nacken sitzenden, vorn umgeschlagenen, grauen Hut 
— die 
e zusammen, unter denen sich ein Schatten bildete, ein 
Bild, würdig, dem besten Künstler als Motiv zu dienen. 
Ob denn gelacht wurde? Tagsüber wenig. Das Hand— 
werk war still und ernst. — Aber am Abend, wenn man zu— 
ammensaß — und gar bei solchem Anlaß! — bei solchem Grog! 
Der fuhr sogar in die Glieder 
und ließ sie im Reigen 
schwingen. J 
Timm, der die Ursache 
dieses Abends war, der 
Lebensretter, tanzte nicht. 
vr saß schweigend zur 
Linken des Herrn Lütt, und 
ils ihn/ dieser über sein 
Schweigen befragte, nahm 
er nut seine Pfeife aus dem 
Munde, sah sie von der Seite 
an und schüttelte den Kopf. 
Mühsam nur konnte Lütt 
us dem Manne heraus— 
oressen, daß er verlobt, daß 
er aber noch nicht heiraten 
könne, da auf beiden Seiten 
keine Mittel vorhanden seien. 
Lütt nahm seinen Retter 
am Arm und trat mit ihm 
ins Freie. „Wir gehen zu 
deiner Braut.“ ——— 
Dem Fischer fiel die 
Pfeife aus dem Munde. Er 
starrte den „komischen Kauz“ 
sprachlos an. 
„Komm mit, Freund, 
das Weitere wird sich finden.“ 
Zögernd führte Timm 
den „Professor“ zu einem 3 
kleinen Haus, das er als die Wohnstätte seiner Braut be— 
zeichnete. 
Ein schlankes Nädchen mit rundem Gesicht und blondem 
gescheitelten Haar öffnete den beiden und blickte erstaunt auf 
den fremden Besuch. 35 
Der Professor, gesprächig wie noch nie in seinem Leben, 
setzte sich an den blanken Tisch und erzählte den Vorfall. Daß 
er eigentlich schon ein dem Tode Geweihter gewesen war; 
daß der Bräutigam sein Schutzengel gewesen, daß er ihn vom 
icheren Tode errettet hate. 
„Er hat mich zurückgeführt zu den Menschen, die ich haßte 
mit Unrecht haßte. Wohl hab' ich Uebles von den Menschen 
»xfahren und dennoch wäre es mein größtes Unglück gewesen, 
venn ich mit diesem Eindruck von ihnen geschieden wäre. 
Zur Aufführung des „Augustinus“ von Prof. Müller; Das Augustiner Chorherrenstift 
ESt. Florian, dem Prof. Franz Müller angehört. 
Denn in dem Augenblick der höchsten Gefahr, als ich Men— 
chenstimmen hörte, als ich Menschen sah, um einen Menschen 
retten, da erkannte ich, daß der Mensch im Grunde gut sei. 
diese Erkenntnis, Timm — verdanke ich Ihnen — laß mich 
zu zu dir sagen, Timm — verdanke ich dir und deshalb — laßt 
ins kurz sein und schlagt mir meinen Plan nicht in Scherben: 
ia sechs Wochen ist der untere Stock meines Hauses für euch 
eingerichtet, dann könnt ihr einziehen, wann ihr wollt. — Nein, 
Timm, schüttle nicht mit dem Kopf; in sechs Wochen führst 
du deine Braut zum Altar. Diesen Wunsch laßt mir in Er— 
füllung gehen. In dieser bescheidenen Weise laßt mich Gott 
danken fuͤr die Erkenntnis, die er mir durch dich gegeben. Topp 
und eingeschlagen und basta! IJ 
Er ergriff die Hand des Mädchens, das die seine unter 
Tränen küßte, und reichte sie dem jungen Manne. Der sah 
noch immer ungläubig drein und wiegte mit dem Kopf, als 
wolle er mit Gewalt aus dem Traume erwachen, in den er 
versunken. Doch ein Schlag auf die Schulter brachte ihn in die 
Wirklichkeit und ins Leben zurück, so wie einige Stunden vorher 
sein Hallo — Oooh! den anderen. 
nd dieser andere lachte mit Augen so fröhlich und leut—⸗ 
elig, daß man in ihm den Menschenfeind von heute morgen 
nicht wiedererkannt hätte. Er lachte und s chmunzelte, denn das 
Fluͤck der beiden, diese seine erste Tat im neuen Leben, machte 
hn über alle Maßen zufrieden. 
) 
— 
— —— 
— 
Professor Franz Müller, umgeben von Sängerknaben. 
Im Hintergrunde die Fassade des Stiftes 
— 22
	        
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