Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 47 1917 (Nr. 47 1917)

Gin tapferer Kreuzesritter. 
Unter dem Kreuzheere, welches Herzog Gottfried 
von Bouillon (1061 — 1100) nach dem Heiligen Lande 
führte, befand sich ein deutscher Ritter namens Wickher 
von so außerordentlicher Stärke, daß er einem Türken, 
der ihn auf der Brücke zu Antiochien zum Kampfe 
forderte, Kopf und Harnisch mit einem Hieb spaltete. 
Dieser Held hatte sich eines Tages bei Joppe ins 
Gras gelagert und ließ sein Roß weiden. Plötzlich kam 
ein furchtbarer Löwe, welcher bereits großes Unheil in 
dieser Gegend angerichtet, Menschen und Vieh zerrissen 
hatte, vom nächsten Berge herab. Der Ritter, in großer 
Sorge um sein liebes Pferd, trat schnell vor dasselbe. 
Der Löwe stürzte sich mit offenem Rachen auf Wickher, 
da schwang dieser sein Schwert und ein gewaltiger Hieb 
spaltete dem mächtigen Raubtiere den Kopf, daß das 
Gehirn herumspritzte. Die Bewohner im weiten Um¬ 
kreise atmeten erleichtert auf, daß sie durch die tapfere 
Tat dieses Kreuzesritters von dieser blutdürstigen Bestie 
befreit wurden. 
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Bescheidene Grabschrift. 
Der Schulrektor Seger in Wittenberg war ein 
drolliger Patron; äußerst gutherzig, dabei aber auch 
außerordentlich eingebildet auf seine Verdienste und 
seinen Titel. „Ja", pflegte er oft zu sagen, „ich bin 
ein Mann nach dem Herzen Gottes — meinesgleichen 
an Frömmigkeit und Tugend gibt's nicht mehr in un¬ 
serm verdorbenen Zeitalter." 
Auf seinem Sterbebette verordnete er: man solle ihn 
in der Hauptkirche begraben und über seine Ruhestätte 
ein Epitaphium errichten, auf welchem er in voller 
Amtskleidung, vor einem Kruzifix kniend, abgebildet sei. 
Aus seinem Munde gingen die Worte: „Sei mir ge¬ 
grüßt, gütigster Jesu!" Der Heiland entgegnete ihm: 
„Sei du auch gegrüßt, Hochedler, fürtrefflicher, Hoch- 
gelahrter Herr, Herr Seger, der freien Künste hoch¬ 
berühmter Magister und der Schulen zu Wittenberg 
hochverdienter Rector!" 
Sein letzter Wille ward erfüllt. Viele Jahre erhielt 
sich dieses heiter wirkende Grabmonument, bis es der 
Zahn der Zeit endlich gänzlich vernichtete. 
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Der höchste General. 
Beim Wiederausbruch des Krieges gegen die Türken 
im Jahre 1717 verabschiedete Kaiser Karl VI. den Ober¬ 
befehlshaber Prinz Eugen von Savoyen mit folgenden 
Worten: „Mein Prinz, ich habe Euch einen Generalen 
vorgesetzt, den Ihr zu Rate ziehen und unter dessen 
Namen Ihr all Eure Operationen ausführen werdet." 
Nach diesen Worten drückte er ihm ein mit Brillanten 
reich besetztes Kruzifix in die Hand, in dessen Fußgestell 
die Inschrift „Jesus Christus, Generalissimus“ ein¬ 
graviert war. „Vergesset nicht", setzte er hinzu, „daß 
Ihr die Sache desjenigen verfechtet, der sein Blut für 
die Menschen am Kreuze vergossen hat. Unter seiner 
göttlichen, allerhöchsten Führung greifet an, überwindet 
seine und des christlichen Namens Feinde." 
ihre drei älteren Söhne scheiden. Im Laufe des Krieges 
rückten auch die übrigen drei noch ein, die Mutter mit 
ihren drei Töchtern auf dem väterlichen Gut allein 
zurücklassend. Leider kehren die Söhne nicht mehr voll¬ 
zählig in die Heimat zurück. Drei von ihnen haben den 
Heldentod gefunden; von den übrigen wurde einer ver¬ 
wundet. Mögen der bald 60 Jahre alten Mutter weitere 
Schicksalsschläge erspart bleiben! 
Die Söhne (alle unverehelicht), nach dem Alter ge¬ 
ordnet, heißen: 
1. Franz Kästner, k. k. Landst.-Bat. 99, erlitt am 16. Fe¬ 
bruar 1915 in Munkacs (Ungarn), 35 Jahre alt, infolge Typhus- 
erkranknng den Tod fürs Vaterland. 
2. Matthias Kästner, Korporal beim k. k. Schützen- 
Regiment 2, 35 Jahre alt. Bei der Mobilisiernng eingerückt, 
kam er nach Heilung seiner in Rußland erlittenen Verwundung 
an die italienische Front, ein Ohrenleiden machte eine Ope¬ 
ration nötig; derzeit in Brünn. 
3. Kaspar Kästner, k. k. Land>v.-Jnf.-Reg. 2, erlag am 
18. Oktober 1914 in Byblo (Galizien) im 26. Lebensjahre der 
Cholera. Von ihm ist kein Bild vorhanden. 
4. Karl Kästner, Gefreiter im k. f. Schützen-Reg. 2, 
dekoriert mit dem Karl-Trnppenkreuz, zuerst beim Train in 
Rußland, seit Ende 1916 an der italienischen Front; 22 Jahre alt. 
5. Johann Kästner, k. u. k. Inf.-Reg. 14, gefallen durch 
einen Bauchschuß am 10. Juli 1915 bei Bystrica im 20. Lebens¬ 
jahre. 
6. Hermann Kästner, k. u. k. Sappenr-Bat. 14, zuerst 
an der Front gegen Italien, erkrankte dort und ist jetzt an der 
russischen Front: 19 Jahre alt. 
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Bon F. St. 
VIII. 
Alle sechs Söhne eingerückt —drei gefallen, einer ver¬ 
wundet. 
Die seit 1906 verwitwete Besitzerin Magdalena 
Kästner vom Unterkerschbaumergute in Neudorf Nr. 3, 
Pfarre St. Beit im Mühlkreis, sah bei der Mobilisierung 
(Nachdruck verboten.) 
f Franz Kästner. 
t Johann Kästner 
Nr. 47 vom 23. November 1917 
Johann Witter«,air 
Bauerssohn aus Hohenstein, Pfarre 
Gallneukirchen 
bei einem f.u t. IR. 
t am 26. Juni 1917 im Re- 
servespitale in Trient an den 
Folgen einer Granatver¬ 
letzung im 21. Lebensjahre. 
Er wurde in -Trient be¬ 
graben. 
Joses Weinverger 
Besitzerssohn vom Nairgut in Ba¬ 
dend of, Pf. Katsdorf. 
f am 31. Juli 1917 nach 
langem, infolge Absturzes 
beim Militär zugezogenem 
Leiden im 25. Lebensjahre. 
Iserdinand Wiestnger 
aus Gallneukirchen, Eisenbahner 
beim k.u. k. . Inf.-Reg. Nr. 14. 
Hat am 20. Oktober 1914 im 
Kampfe gegen Rußland im 
26. Lebensjahre den Helden¬ 
tod fürs Vaterland gefunden 
Josef Kamt 
Bauerssobn aus Hattmannsdorf 12, 
Pf. Gallneukirchen 
diente seit 1912 im k. u. k. 14. Ins.* 
Reg., 4. Komp. 
Geriet beim Fall Przemysls 
in Gefangenschaft und starb 
am 26. April 1916 im städti¬ 
schen Lazarett in Astrachan 
(Rußland) im 25. Lebens¬ 
jahre. 
Anton Weistnger 
Häuslerssohn und F eischhauer in 
Reichern, Pf. Gallneukirchen. 
Hat am 1. September 1.917 
im 20. Lebensjahre den Hel¬ 
dentod fürs Vaterland ge¬ 
funden und wurde in Jwani- 
grad (Küstenland) begraben. 
Aranz Lehnet 
Bauerssohn am Punzengute in 
Engerwitzberg, Pf. Gallneukirchen 
bei einem k. u. k. Sappeurbataillon. 
Fand am 29. August 1917 
im 21. Lebensjahre bei Görz 
durch ein Schrapnell den 
Heldentod; liegt in Jwani- 
grad im Küstenlande be¬ 
graben. 
Johann Stumplner 
Zimmerpolier in Dürnberg bei Ottensheim 
Infanterist in einem k. u. t JR., technische Abt. 
Fand am 12. September 1917 im Kampfe 
gegen Italien durch einen Brust- und 
Bauchschuß im37.Lebensjahreden Helden¬ 
tod. Er wurde am 13. September zu 
Haidenschaft, Bezirk Görz, begraben. 
Josef Glaser 
aus Ottensheim 
Kanonier bei einem k. u. k. Feldhaubitzen-Regiment. 
Geboren am 18. Februar 18Ö8, gestorben 
in einem Spitale zu Innsbruck am 
25. September 1917 und dortselbst be¬ 
graben. 
Aranz Anrner 
Bauerssohn in Simling. Pf. Gallneukirchen 
bei einem k. u. k. JR. 
Gefallen im Juni 1917 in den schweren 
Kämpfen bei Porta Lepozze, Südtirol, 
im 25. Lebensjahre. 
Ioha«« Wagner 
Absolvent des Staatsgymnasiums Freistadt 
Bauerssohn aus St. Leonhard 
Reserve-Leutnant in einem s. u. k. JR. 
Hat am 12. September 1917, 22 Jahre alt, 
am Monte San Gabriele im Kampfe 
gegen Italien den Heldentod gefunden 
6etit«He6et: btt «ach. Preßverei«. — Btratiitooctlicfwr Redakteur: Ketnrtch »fob«. «lab. Buchdrucker« des satt). Preßverernes in Linz (Beamtin. Leiter K. gemm&a).
	        
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