Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 22 1917 (Nr. 22 1917)

Köhkenforscher Uevident Latzner 
in Linz. 
Pie größte Kohle in Montenegro, 
erforscht von Höhlenforscher Sahnet (im Vorder¬ 
gründe). 
„Und bann trinken wir schöne warme Milch und 
legen nns in ein warmes Bettchen und der Onkel Alf 
singt dir ein Schlafliedchen." 
Schluchzend hob und senkte sich die kleine Brust, 
das laute Weinen war verstummt. Ein kaltes Händchen 
griff nach der elektrischen Laterne, die dem Kindlein ein 
seltenes Spielzeug zu sein schien. 
Nun kam Alf wieder zu den schlafenden Kameraden. 
Als er über einen schwarzbärtigen Landsturmmann stieg, 
fing der an zu brummen und im Schlaf zu reden. „Ich 
will dem Kind den Brei geben, Elise." Der junge Soldat 
hielt an und lauschte. Hier war wohl ein Sachverstän¬ 
diger. Er schüttelte den Schlafenden. „Mann, das Kind 
schreit", sagte er schalkhaft. 
Der Landsturmmann fuhr auf und blickte verstört 
um sich. Ganz blöde sah er auf das kleine Mädchen. 
„Du, Mörlebach, das Kind da hab' ich gefunden; 
seine Pflegerin ist erschlagen, aber ihm fehlt nichts. 
Was machen wir jetzt?" 
Mörlebach krabbelte langsam in die Höhe. „I der 
Donner, was ein hübsches Maidli. Fast wie mein Frie¬ 
dachen. Komm zu Vater." Er streckte ihm einladend die 
Arme entgegen. Aber das Kindchen schüttelte den Kopf. 
„Es versteht mich, der Racker", meinte Mörlebach ge¬ 
schmeichelt, und kam nun ganz hoch. „Hast du etwas zu 
essen? Etwa Schokolade oder Zwieback? Kondensierte 
Milch? Man kriegt ja manchmal so Würmchen von 
Tuben mit dem süßen Matsch geschickt." 
„Doch, die hab' ich." 
„No, dann komm. Die Asche glüht noch, ich wärme 
einen Becher mit Wasser, da quetschen wir die Tube 
Milch hinein." 
Das kleine Mädchen hatte aufmerksam zugehört. 
„Mia Minti“, sagte es kläglich. (Schluß folgt.) 
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MlllldlllWiMstH Des Infanterieregiments flr. 12 
bei lanaiom. 
Im August 1916 wurde das Regiment nach gewalt¬ 
samen Tag- und Nachtmärschen den fortgesetzt an¬ 
greifenden Russen mit einem Bataillon bei Zwyzyn 
und mit zwei Bataillonen bei Manajow entgegen¬ 
gestellt. Bei Zwyzyn brachen sich die russischen Massen¬ 
angriffe an den Zwölfern endgültig; beiManajow empfing 
ein vernichtendes Feuer aus den flüchtig ausgeworfenen, 
im schweren Trommelfeuer gelegenen Schützengräben 
die anstürmenden Russen. Zäh erneuerte Angriffe 
hatten das gleiche Schicksal. Als der Russe im Sep¬ 
tember 1916 den rechten Nachbar des Regimentes warf, 
die Stellungen weit in das Hintergelände, selbst in den 
Rücken des Regiments überrannte, da stemmten sich 
die Reserven des Regiments trotzig nach seitwärts und 
hemmten den verwirrten, plan- und ziellos hemm« 
den Kämpfen getrotzt. Granaten haben klaffende Löcher 
in das Gemäuer gerissen; das Blechdach ist eingeschlagen 
und hängt in Fetzen an den mit Geschoßeinschlägen be¬ 
säten Wänden herab. Der Turm ist zertrümmert und 
durch seine Fenster lugt düster der neblige Himmel. 
Gin reizendes Ingendöikdnis des Kaisers Kart I. 
ans dem Jahre 1890. 
Phot. Kaiser!. Rat Ekottk, Wien. 
Seit August 1916 liegt das Regiment an dieser 
Stelle den Russen gegenüber und hält scharfe Wacht. 
Im Dezember hob eine schneidige Patrouille eine vor¬ 
geschobene russische Feldwache aus. 
Im Jänner 1917 unternahmen Teile des Regiments 
einen Erkundungsvorstoß in die russischen Gräben. Tage 
vorher wurde das Unternehmen gründlich vorbereitet; 
die russischen Stellungen genauest erkundigt, Minen« 
und Granatwerfer eingebaut und Munition herangeschafft. 
Der Einbruch galt vorzugsweise der Zerstörung der 
russischen Stellung vor der Kirche. Vor dieser, auf er- 
zu einer ungeheueren Heftigkeit. Die einschlagenden 
Geschosse ebneten die russischen Gräben völlig ein. Es 
war, als^würde die Erde pechschwarz brennen. 
Währenddem harrten die Sturmtrupps in den 
Gräben, ihre Hände in das Grabengeflecht gekrallt, 
bereit zum Sprunge. Vom Regiment waren zwei 
kampfgewohnte Offiziere, Oberleutnant Jlles und Leut¬ 
nant Fekecs und 200 Männer ausgewählt, alles tapfere 
Ungarn, schneidig und mit heißblütigem wilden Mut. 
Nördlich schlossen sich je eine Sturmpatrouille der 
königlich-preußischen Husaren und eine Radfahrjäger- 
> kompagnie an. Dahinter reihten sich Sappeure und 
Anfräumungstrupps des Regiments. 
Während um 3 Uhr 30 Minuten nachmittags die 
Artillerie, Minen- und Granatwerfer ihr vernichtendes 
Feuer hinter die anzugreifenden Stellungen richteten, 
das einerseits ein Entgegenkommen des Feindes yer- 
hinderte, anderseits eine Verstärkung durch vorgehende 
Reserven ausschloß, stürzten die Sturmtrupps aus ihren 
Gräben, rannten im raschen Lauf durch die im eigenen 
Hindernis vorbereiteten Sturmgassen, verbreiterten rasch 
die durch Artillerie geschlagenen Breschen im feindlichen 
Hindernis und warfen sich in die russischen Gräben. 
Dies war das Werk eines Augenblicks, so rasch, daß das 
einsetzende russische Sperrfeuer unsere Sturmtrupps 
schadlos hielt. Erst die folgenden Sappeure und Aus- 
räumungstrupps mußten die Feuerzone durcheilen und 
hatten geringe Verluste. 
Die Stoßtrupps fanden nebst zahlreichen Seichen 
und Verwundeten eine erschütterte, von Panik er¬ 
griffene russische Besatzung. Sie war von dem Vorstoß 
derart überrascht, daß sie sich fast widerstandslos ergab. 
Unaufhaltsam drangen nun die Stoßtrupps durch das 
Gewirr der feindlichen Gräben bis in die Serethniederung 
jenseits von Manajow vor, die weitere Arbeit den Aust 
ränmungstrupps überlassend. Die russische Artillerie 
überstreute die gewonnenen Gräben; da und dort ver¬ 
suchten schwächere, rasch zusammengeraffte russische Ab¬ 
teilungen Gegenstöße. Mit „Hulala" warfen sie sich 
den Unseren entgegen. Ein kurzes, heftiges Gewehr¬ 
feuer wurde gewechselt; dann entspannen sich an den 
Enden und Krenzuugspuukten der. Laufgräben hitzige 
Handgranatenkämpfe. 
Inzwischen sprengten die Sappeure die vorhandenen 
Unterkünfte, zerstörten alles, was für den Gegner noch 
brauchbar und nützlich gewesen wäre. Die Aufräumungs¬ 
trupps gingen dabei fleißig an die Hand und sorgten für 
den Abschuß der reichen Bente an Munition und Ge¬ 
wehren. Ein Maschinengewehr wurde zurückgebracht, 
ein zweites war durch die Beschießung zerstört worden. 
Die Zahl der Gefangenen betrug 3 Offiziere und 127 
Mann. Als nun der Abschuß, der im feindlichen Feuer vor 
sich gehen mußte, beendet war, folgte vorsichtig sichernd 
Unsere Gruppen imWarmokatageviete: 
Lawinenstcherer Unterstand. 
Im Gode vereint. Pas Grav der zwei 
Urüder Karl um Iran; Schopf ans 
Sierninghofen ans dem italienischen 
Kriegsschauplätze. 
Der eine Bruder besuchte das^Grab des anderen, 
fiel selbst in der Nähe und wurde dann neben dem 
zuerst Gefallenen begraben. 
irrenden Gegner so lange, bis herbeigeeilte Reserven ihn 
restlos herauswarfen. 
An alle diese unter der hervorragenden Leitung des 
Oberst von Magert vollbrachten ruhmreichen Waffen- 
taten des Regiments reihen sich noch unzählige Gefechte 
und erfolgreiche Kämpfe. Die Ortschaft Manajow ist 
ein sprechender Zeuge ruhmvoller Gefechte. 
Wirr durchsetzen russische Gräben zwischen ge¬ 
schwärzten Mauerresten, verkohlten Balken und ver¬ 
stümmelten Bäumen die fast gänzlich verschwundene 
Ortschaft. Zerschlagenes Hansgerät, Fetzen, fauliges 
Stroh, zerbrochene Räder bedecken den zerwühlten 
Boden. Nur die starken Mauern der Ortskirche haben 
höhtem Punkte gelegen, hatten sich zwei russische Linien 
dicht an die eigenen Linien herangeschoben. Besonders 
eine Linie, welche den Friedhof des Ortes stützpunkt¬ 
artig umzieht. 
In diese Stellungen sollte nun eingebrochen werden. 
Am 1. und am 2. Jänner früh begannen sich Ar¬ 
tillerie,. Minen- und Granatwerfer einznschießen. Am 
2. Jänner um 2 Uhr nachmittags begann das Feuer 
sämtlicher Geschütze. Eng begrenzt lag auf der Einbruch- 
stelle das Feuer wie ein ausgebrochener Vulkan. Hoch 
stiegen die Minen und Wurfgranaten und fuhren berstend 
in die russischen Gräben nieder. Dieses Feuer währte 
1% Stunden, steigerte sich in der letzten Viertelstunde 
die Stoßtruppmanuschaft. Die eingetretene tiefe Dunkel¬ 
heit machte dies ohne Verluste möglich. 
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Stollensprengung. 
Wie eine unterirdische Stadt präsentiert sich nach 
getaner Winterarbeit die Stellung : hübsche, freundliche 
Unterstände, Magazine, Laufgräben mit Wegtafeln, 
alles rein, nett, sauber. Ein Netz von Telephondrähten 
den Laufgräben entlang, der Boden mit Brettern be¬ 
deckt, darunter Rinnen zur Ableitung des Wassers. 
„Zweite Stellung", „Dritte Stellung" zeigen die Tafeln 
au. Dann der Schützengraben. Wie eine Kapelle, so
	        
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