Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 52 1916 (Nr. 52 1916)

mitte? Wurde er auf einem Patrouillengang hinterrücks 
erschossen? Versank er lautlos in den-kalten Wassern des 
Flusses? Verblutete er einsam unter nächtlichem Himmel 
— unaufgefunden, vergessen? — „Wüßte ich nur . — 
Und wenn du es wüßtest? Sag', du Trauernde, 
wäre dann dein Schmerz milder? Jetzt darfst du doch 
annehmen, daß dein Geliebter mit großer Wahrschein¬ 
lichkeit unter einem kreuzgeschmückten Hügel ruht, ob auch 
unbekannt. Wäre dir aber das andere Gewißheit, du 
würdest immer das schaurige Bild vor Augen haben, 
nie zum Frieden kommen. — Und denk' an die vielen, 
die ein Grab im tiefen Meer gefunden! Auch ihr 
Grab ist mit ewigem Geheimnis bedeckt. 
„Wußt' ich nur, wo sie ihn begraben . . .!" 
Nein, sag' das nicht mehr, du arme, beraubte Mutter, 
du vereinsamte, treue Gattin, du verlassene, junge Braut, 
du weinende Schwester! 
Soll ich dir sagen, wo er begraben liegt? 
In Gottes Hand! da ist er in treuer Hut! — 
„In meine Hände hab' ich dich geschrieben", sagt der 
Herr. — Er „kennt die Seinen" — er, der „alle Haare 
unseres Hauptes gezählt hat", er hat auch acht auf den 
Leib dessen, der in treuer Pflichterfüllung Blut und Leben 
für seine Brüder hingab. 
Wenn du selbst dann auch die Stätte nicht kennst, 
wo seine sterblichen Ueberreste der Verklärung entgegen¬ 
schlummern — Gott kennt sie und behütet sie. Und 
wäre selbst der Leib deines Toten durch eine Mine in 
Millionen Atome zerrissen und in den Aether hinausge¬ 
wirbelt — der Herr kennt jedes Teilchen, 
jedes Atom und hat acht darauf. Einst am 
Tage aller Tage, da wird Gott all die 
Atome zusammensetzen und deinen Toten 
glorreich auferwecken. Und seine Wunden 
werden strahlen gleich leuchtenden Sonnen. 
Doch, willst du noch immer seine Ruhe¬ 
stätte wissen; komm', geh' mit mir auf den 
Friedhof. Da liegen die Gräber in langen 
Reihen. Und Kreuze und Denksteine ragen 
empor. Aber es gibt auch Gräber ohne ein 
Kreuz, ohne jedes Zeichen des Gedenkens. Das 
sind die Gräber der Verlassenen, der Land- 
gggegsf' . fremden, der Liebearmen. Für sie wächst in 
mm-' "der Mitte des Kirchhofes ein großes Kreuz 
aus der Erde und breitet weit die Arme aus. 
Dies Kreuz, du Trauernde, steht auch für 
deinen geliebten Toten! Zu seinen Füßen 
da denke dir sein Grab, da magst du wie an 
seiner Ruhestätte knien und für seine Seelen¬ 
ruhe beten! Und dann laß deine Seele nicht 
mehr suchend durch fremde Lande schweifen. 
Richte deine Blicke empor und suche den, 
welchen du lieb hast, am Throne Gottes, wo 
er ruht im ewigen Frieden — und deiner 
harrt! 
„Wützt ich nur...“ 
Von Henriette Brey. (Nachdr. »erb.) 
Sie sitzt bei sinkender Abendsonne und sinnt und 
sinnt. Ihre vom Weinen geröteten Augen schauen ins 
Leere; sie merkt es nicht, daß die Tränen auf ihr Trauer¬ 
kleid fallen. Ihre Seele ist abwesend. Sie wandert wieder 
in Feindesland, wie sie in allen einsamen Stunden wandert 
— suchend und suchend — und trostlos zu¬ 
rückkehrt. — „Müßt' ich nur sein Grab", ^ 
murmelt sie verloren. — O, wenn sie nur 
den Ort wüßte, ob sie ihn in die Erde ge¬ 
bettet — ja, wenn sie nur wüßte, ob sie ihn 
überhaupt in ein Grab legen konnten!. .. 
O, diese martervollen Vorstellungen! Seinen 
Tod — diesen abgrundtiefen Schmerz, sie i KAZ 
wollte ihn klaglos ertragen! Sie wollte ihren 
Helden hingeben fürs teure Vaterland. Tau¬ 
sende und aber Tausende litten ja dasselbe 
wie sie. Aber — „wenn sie nur wüßte..." 
Ihr letzter Brief an ihn kam zurück. 
„Fürs Vaterland gefallen", stand auf der 
Rückseite. —■ Wo? Wie? — sie wußte es 
nicht. Und in der Folge konnte es ihr keiner 
sagen, keiner ihr von seinen letzten Augen¬ 
blicken, von seinen letzten Grüßen an sie be¬ 
richten. Wohl bat sie gleich telegraphisch-rmd- 
schriftlich um Auskunft. Aber sein Regiment 
war weitergezogen; blutige und verlust¬ 
reiche Kämpfe waren gefolgt — die, welche 
Zeugen seines Todes gewesen, waren selbst 
gefallen. Und nun kreisten ihre Gedanken 
immer um das eine — das eine . . . Hatte 
er noch lange gelitten? Hatten Kameraden ihn 
Abnahme vergrößert Hlocke der Kreuzschniestern-Kirche in Linz am 
25. Hktoöer 1916. — Are Glocke mit den Uflegeschivestern der Soldaten. 
Die Glocke trägt den Namen Franz Josef und die Bildnisse: Christus am Kreuze, 
unbefleckte Mutter Gottes,* heiligen Franziskus von Assisi und heilige Klara. Diese Glocke 
erhielt den Namen Franz Josef zu Ehren Sr. Majestät des Kaisers und des damaligen 
Bischofs, des ehrwürdigen Dieners Gottes, Franz Josef R u d i g i e r. Gewicht 578 kg, 
kostete seinerzeit 1016 80 fl.; wurde aufgehängt am 26. April 1882. Eine kleinere Glocke, 
„Maria Emilie", 167 kg schwer, Preis 301 fl., wurde schon früher herabgenommen. 
Opfer des Krieges Ijp aus Oberösterreich 
(Von der Preßvereinsdrnckerei Ried im Jnnkreis eingesendet.) 
EPH*! 
Georg Nürnberger 
Oswaldsohn in Graben, Pf Kirchdorf a. I. 
Infanterist in einem k. u. k. JR. 
Wurde auf dem italienischen Kriegsschauplatz 
schwer verwundet und erlitt am 8. Juni 
1916 in Trient im 21. Lebensjahre den 
Tod für Kaiser und Vaterland. Er wurde 
auf dem städtischen Friedhofe in Trient 
beerdigt. 
Kingfainrner 
Zimmermann in Lohnsburg 
Infanterist in einem k. u. k. JR., in letzter Zeit 
zugeteilt einer k. u. k. Jnf.-Div.-San.-Anstalt. 
Kämpfte fünf Monate auf dem russischen 
und drei Monate auf dem italienischen 
Kriegsschauplätze und fand auf letzterem 
am 26. Mai 1916 in Tonezza bei Arsiero 
(Italien) bei Bergung der Verwundeten 
im 37. Lebensjahre den Heldentod. 
Johann Zweimüller 
Bauer am Michlmanngute in Schrattenbruck, 
Pf. Lohnsburg 
Infanterist in einem k. u. k. IR. 
Vier Monate auf dem russischen und drei 
Monate auf dem italienischen Kriegsschau¬ 
plätze kämpfend, fiel er auf letzterem am 
15. Mai 1916 im 30. Lebensjahre durch 
einen Kopfschuß. 
Johann Kanzler 
Bauerssohn am Sixengute in Guggenberg, 
Pf. Lohnsburg 
Jäger in einem k. u. k. TKJR. 
Erhielt am 1. April 1916 auf dem italie¬ 
nischen Kriegsschauplätze einen Leberschuß 
und ist am 13. Juni 1916 im Kranken¬ 
hause Wieden in Wien im 26. Lebensjahre 
fürs Vaterland gestorben.
	        
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