Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 52 1916 (Nr. 52 1916)

Sonntag, 31. Dezember 
ein Kranker, dessen Glieder gelähmt sind, der seit 
Monaten unbeweglich auf seinem wunden kranken Rücken 
liegt. Er kann kaum mehr sprechen und nur mit Mühe 
weniges zu sich nehmen. Der Kranke neben ihm betet 
halblaut den Rosenkranz, und der Gelähmte verfolgt 
seinen Rosenkranz auf der Brust ausgebreitet, Dekade 
um Dekade. Aus seinen Augen leuchtet allzeit Dankbar¬ 
keit und Geduld. Dort wieder liegt einer, dessen schreck¬ 
liche Wunden in krebsartige Geschwüre übergegangen 
sind. Der Schmerz wühlt in ihm und treibt ihm den 
Schweiß aus allen Poren, aber kein 
;-v —.r Klagelaut kommt über seine Lippen. Hel¬ 
den auf dem Schlachtfelde. Helden des 
JjjjjBj Leidens in den Spitälern! Erfordert 
WN8W letzteres nicht fast noch mehr Opfermut? 
Schwestern gestehen, daß man vor 
MWI manchem Dulder oft in Ehrfurcht nieder- 
L '= knien möchte zu seiner Pflege. Und wo¬ 
her all diese Kraft? Ein Sterbender, der 
■pF. ~ soeben die heilige Kommunion empfangen 
hat und nun mit so selig leuchtendem 
Antlitz daliegt, wie vielleicht nie im 
Leben das Glück selbst hat verklären 
können, gibt die Antwort: „Alles Gott 
zu Sieb", flüstert er, und seine schon 
i-5$3S3äE$2 fast erstarrte Hand streckte sich wie 
iÄOLfc»« grüßend nach dem Herz-Jesu-Bild aus, 
KMW8 das an der Wand hängt. 
EmUiIID „Für Gott", „weil Gott es will", 
„Gott zu Lieb", das ist die Zauber- 
formet, die die furchtbarsten Leiden für 
ijSN^yi unsere Soldaten erträglich, ja, vielen 
Heldeufeeleu sogar teuer macht. 
Bilder aus Griechenland: Per Mräus 
Mehr als einmal blieb er stehen und es hatte fast 
den Anschein, daß es der Moosburger Lenz bereue, nach 
Hause gekommen zu sein. Nach Hause! — Bei dem 
Gedanken mußte der mit der Tapferkeitsmedaille ge¬ 
schmückte Oberjäger bitter lächeln ... So fremd war 
ihm die Heimat geworden, daß er sich an jedem anderen 
Orte behaglicher fühlte als hier, wo einst seine Wiege 
gestanden war! 
Unmutig ballte der Soldat die Faust . . . Nein, 
ihn fesselte kein Band der Liebe an dieses Dorf, das 
nun mit seinem glitzernden Kirchturmkreuz und seinen 
schneebedeckten Hausdächern aus der Talsohle hervor¬ 
guckte. Dem Moosburger Lenz lebten hier keine guten 
und sorgenden Eltern, keine Geschwister, noch sonstige 
Anverwandtschaft Für ihn gab es hier nur fremde
	        
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