Sonntag, 3. Septernöer
zu diesem Zwecke zum ersten Male vom Hochaltar
herabgenommen und in der Prozession mitge-
tragen — Tr. W.Grosam hielt die aussehen«
erregende Predigt über das „Aergernis des
Krieges". Sie wurde in Druck in 10.000 Exem-
plaren verbreitet.
JBPjEjSgg Die hohen Türme, die jetzt den Bau
schmücken — sie haben eine etwas bizarre Form
— sind ein Werk des Baumeisters Jeblinger
HU jfHs in Linz, jetzt Diözesanbaumeister in Freiburg
6>- im Breisgau. Die Kirche ist in Kreuzesform
l|l|JH gebaut, am hübschen Hochaltar thront unter
einem Kreuz das Gnadenbild, 90 cm hoch und
HK . 70 cm breit. Die gekrönte Mutter, deren Herz
HH ein Schwert durchbohrt, stützt mit der Rechten
das dornengekrönte Haupt des Sohnes und
■Bfl hält mit der Linken dessen Arm. Die schönen
BpraBE^Sp Deckengemälde der Kirche stammen von Pro«
fessor Andreas Groll (f 1907) in Wien.
Pfarrer van Bebber hatte die Jnnen-
Restaurierung 1899 durchgeführt: unter dem
Phok. Schwarz. Linz. jetzigen Herrn Pfarrer Johann Hagleitner
erhielt die Kirche 1910 neue Kreuzwegbilder,
000°°o 1912 neue Kirchenstühle, 1913 wurde das elektrische
8 Licht eingeführt. Nun erlebt der hochwürdige Herr Pfarrer
I die Freude, mitten in den Wirren des Krieges das
. 8 glanzvolle 200jährige Jubiläum der Wallfahrt feiern
| zu können.
8 Möge die Schmerzensmutter, die vom hohen Berges-
§ gipset unser blühendes Land überblickt, Trost und Balsam
8 für alle Wunden und Gnaden und Segen in reicher
° Fülle ausgießen und unser teures Heimatland, von jeher
8 ein Muttergottes-Land, auch in der schweren Zeit des
° Krieges schirmen mit wahrer Mutterliebe!
Pöstlingberg: Gesamtansicht.
Iteifebrief aus Brünn.
Verehrte Schristleitung! Flachdruck verboten.)
Als Ihr langjähriger Berichterstatter über die Kunst-
Reiseanstalt „Stereoglob" habe ich Ihnen über Reisen
in allen Erdteilen und Zonen der Welt berichtet und
M. 36.
As 200jährige Jubiläum des Bestandes der Wallfahrt Maria pöstlingberg bei Linj.
Es schaut vom Berg eine Kirche ins Land,
Die Donau rauscht im Tal.
O selig, wer diese Stätte fand
Mit einem Herzen voll Qual!
F. Pesendorfer.
er Pöstlingberg, die weit hinaus sicht¬
bare Wallfahrt auf hochragendem
Berge, feiert das 200jährige Jubi¬
läum seines Bestandes. Festlich geschmückt ist
die Gnadenkirche, eine Mission und ein feier¬
liches Triduum, abgeschlossen mit einem Ponti¬
fikalamt des Hochwürdigsten Bischofs, führt
Tausende den Weg empor zur schmerzhaften
Mutter Gottes, die seit zwei Jahrhunderten
das Ziel unzähliger Wallfahrer gewesen.
Franz Obermayr, ein schlichter Mann
aus dem Volke, war der Gründer der Wall¬
fahrt. Er war Ausgeher bei den Kapuzinern
in Linz. Angeregt durch ein Buch über das
Leiden Christi und die Schmerzen Mariä ließ
er eine Statue der schmerzhaften Gottesmutter
anfertigen und stellte dieselbe am Pöstlingberg
bei dem neuen Wetterkreuz auf. Das Bild
des alten Mannes sehen wir, entnommen der
im Verlag des katholischen Preßvereines in Linz er¬
schienenen Festschrift „Wallfahrtsbüchlein Maria Pöst¬
lingberg", in unserer heutigen Nummer. Es ist ver¬
fertigt nach einem am Pöstlingberg befindlichen Del«
gemälde. Der zweite Gründer der Wallfahrt ist Graf
Gundomer von Starhemberg, der seine Genesung
von längerer Krankheit der schmerzhaften Mutter vom
Pöstlingberg zuschrieb. Die Kirche, die er 1738 erbaute,
vollendete sein Sohn. Die Uebertragung des Gnaden¬
bildes fand am 15. Juli 1747 statt.
Als Linz ein eigenes Bistum geworden war, wurde
Pöstlingberg zur Pfarre erhoben; bisher hatte ein Bene-
fiziat die seelsorglichen Dienste verrichtet. Am 2. Juli
1786 erfolgte die feierliche Konsekration der Kirche und
des Hochaltares durch den ersten Bischof von Linz Ernst
Graf von Herber st ein.
Die Bischöfe von Linz hatten den Pöstlingberg von
jeher hoch geehrt. Bekannt ist, daß der ehrwürdige
Diener Gottes Bischof Rudi gier jährlich an seinem
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Die Gnadenkirche Maria Pöstlingberg von
außen.
Phot. Kuber, Pöstlingberg. g
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Der Äochallar in der Gnadenkirche.
Phot. Kuber, Pöstlingberg.
Konsekrationstag am 5. Juni zu Fuß frühmorgens
die Wallfahrt auf den Pöstlingberg unternahm, wo er
zelebrierte und zu Fuß wieder zurückkehrte. Bischof Franz
Maria Doppelbauer, der selbst oftmals auf den
Pöstlingberg wallfahrte, sandte als Aushilfspriester dort¬
hin seinen späteren Nachfolger Rudolph Hittmair,
der unter Pfarrer Thanninger kurze Zeit am Pöstling¬
berg segensreich wirkte. Bischof Hittmair führte anläßlich
des Katholikentages die Teilnehmer auf den Pöstling¬
berg. Die damalige überwältigende Feier, an der 30.000
Menschen teilnahmen, P. Boißl predigte, Kardinal
Katschthaler erteilte den Segen, ist noch in aller Er¬
innerung. Ebenso die herrliche Kriegsprozession, welche
Bischof Johannes Maria Gföllner am 14. Mai 1916
auf den Pöstlingberg führte. Die Gnadenstatue wurde
Die Gnadenstalue Maria Pöstlingberg.
Phot. Kuber, Pöstlingberg.