Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 14 1916 (Nr. 14 1916)

Herr König und Frau Königin, für 
euch zwei tät' ich alles. So gute 
Leut' wie ihr zwei muß es nimmer 
geben. 
Wie dann der Kastellan mit dem 
langen roten Bart herauskommt und 
unterm Tor ein wenig stehen bleibt, 
erzählt er es ihm, daß er der „Königs- 
Bua" ist und daß er nichts lieber täte 
als wie Tag und Nacht da Posten 
zu stehen, daß den guten Leuten ja 
nichts passiert. Der Kastellan ver¬ 
spricht, daß er das seinem Herrn 
sagen wird, der wird gewiß eine 
rechte Freude haben. 
Wie aber der König wieder zurück¬ 
kommt, ist er recht ernst, und jetzt 
getraut sich der Kastellan wohl nicht, 
daß er ihm's sagt. Und der Poldl 
denkt sich: Was wird's denn wieder 
sein, weil er gar so traurig schaut, 
der Herr Göd. Herrschaft, den wenn 
ich in die Pratzen krieg', der unserm 
Herrn König etwas zu Leide tut... . Ein paar Tage 
darauf weiß es aber der Poldl schon, was los ist. Und 
es fallen ihm die Worte seiner Mutter ein: es gibt 
auf dem Lindenhof schon soviel zn tun, unb der König 
hat die Sorge für das ganze Bayernland. Wie muß 
ihm aber jetzt ums Herz'sein — jetzt, wo Krieg wird, 
wo sich die Väter bloß um ein paar Buben abkümmern, 
die hinausmüssen, und der König hat viele hundert¬ 
tausend, die ihm am Herzen liegen? Wär's da ein 
Bilder aus Italien: Die Stadt Verona. 
Wurde schon einmal von österreichischen Fliegern bombardiert. 
und es wär' eine Schaud', wenn ich nicht mitdürfte" — da 
sagt der Feldwebel Herrnböck, der ohnedies sein Lands¬ 
mann auch ist: „Ja, Lindenhofer, bist mir recht", und 
nimmt ihn mit. So schnell kann aber der Feldwebel 
nicht wie der Poldl, der gleich den ganzen Wald an¬ 
greifen möchte, ans dem diese Malefiz- „Singvögel" her¬ 
fliegen, und drum ist ihm der „Köuigsbua" auch weit 
voraus. 
Auf einmal fliegt er hin, der Poldl, springt aber 
rühren sich auch nimmer. Und alle 
haben das gleiche Lächeln im Ge¬ 
sicht wie der brave tote „Konigs- 
inm". 
Der Feldwebel Herrnböck kriegt 
gleich das Eiserne Kreuz, und der 
Luitpold Lindenhofer kriegt's auch, 
und ein hölzernes dazu. Weil er 
aber das eiserne nimmer brauchen 
kann, schickt es der Feldwebel seinen 
Leuten heim, und auf das hölzerne 
schreibt er mit Bleistift: Hier ruht 
der tapfere Luitpold Lindenhofer, der 
Königsbua. Die Kameraden stehen 
herum und Beten, und dann geht's 
weiter auf die Verfolgung des geschla¬ 
genen Feindes. 
Die Lindenhoferin weint halt 
recht, weil er ihr der Liebste war, 
der Poldl, und der Jüngste war er 
ja auch, unb die sind den Müttern 
immer bte liebsten. Aber wenn sie 
oft jammert: „Grab' er hat ber Erst' 
sein müssen, ber arme, arme Königsbua" — bet sperrrt ber 
Linbenhofer ben Wandschrank auf, nimmt bas Eiserne 
Kreuzlein heraus, bas ihnen ber Felbwebel zugeschickt 
hat, unb sagt: „Wein’ nicht, Mutter. Schau', jetzt finb 
bie anbern sechs auch Königsbuben, ja, lauter Königs¬ 
buben gibt's jetzt im Bayernlanbl, unb ber unser', ber 
Polbl, war ber schlechter' nicht. Schau's nur an, bas 
heilige Kreuzl ba. Wir können stolz sein auf unsern 
Königsbuam, hat uns alleweil Ehr' gemacht, baljeim 
Dritter Nnchhaktrrngsknrs für rekonvaleszente Geweröetreiöende. 
Am 25. Fehrnar 1916 wurde der vom oberösterreichischen Gewerbeverein durchgeführte dritte 
Buchhaltungskurs für rekonvaleszente Gewerbetreibende geschlossen. An diesem Kurse nahmen 
ununterbrochen 38 Teilnehmer, und zwar 21 von der Rekonvaleszentenabteilung Nr. 14 und 
sieben von der Rekonvaleszentenabteilung Nr. 28 teil. Der Lehrplan umfaßte als Lehrgegeu- 
stände Buchhaltung mit Bilanzformel zu Steuerzwecken, Wechsellehre, Kalkulation, Mahn¬ 
verfahren, Zinsenberechnnng und Zweige des Steuerwesens. Die Teilnehmer bekundeten durch¬ 
wegs eilt reges Interesse für die Unterrichtszweige und kann der Erfolg als ein sehr befrie¬ 
digender bezeichnet werden. Da das k. it. k. Stationskommando zur fortlaufenden Durchführung 
derartiger Kurse dem Gewerbeverein die Zustimmung gegeben hat, so ist zu erwarten, daß die 
weiteren Veranstaltungen auf diesem Gebiete sich des gleichen Zuspruches erfreuen werden. 
Der amerikanische Wrästbent Wilson unb seine Gattin. 
Wunber, wenn eins ben Mut verlöre? Aber nein, bas 
batf er nicht, ber Herr König, unb er soll nur sehen, 
bie bayerischen Buben machen ihre Sache schon recht. 
Ein paar Tage später steht bas Leibregiment selb- 
unb marschbereit im Hofgarten unb ber König sagt 
Behüt Gott. Aber bie Leute sinb nicht traurig 
ber König sieht, baß alle 
nur so lachen unb blitzen, bet 
er sich über bie Augen unb 
sich: In Gottes Namen, es 
schon recht werben. Unb wie 
bas Regiment breimal Hurra ruft, 
baß bie Baumkronen wackeln, bet 
schreit ber Polbl breimal: „Herr 
Göb!" statt Hurra, weil man es 
nicht heraushört, wenn breitaufenb 
auf einmal schreien. Unb es ist ihm 
schier, als hätte es ber König ge¬ 
hört, weil er gefchwinb herschaut unb 
lächelt wie bamals, wie er bas 
erstemal vor ihm unb ber Frau 
Königin präsentiert hat. 
Unb wieber ein paar Tage dar¬ 
nach pfeifen bie Kugeln schon. Kein 
Mensch weiß, wo sie herkommen. Da 
sagt ber Felbwebel Herrnböck: „Frei¬ 
willige vor! Wer geht mit mir auf 
Patrouille?" Da möchte gleich bie 
ganze Kompagnie mit, aber er kann 
bloß einen Mann brauchen. Weil aber 
ber Polbl ber Erste ist bei ihm unb 
gleich sagt: „Herr Felbwebel, nehmen 
Sie mich mit, ich Bitt’ recht schön, 
'n S', ich Bin ja ber KönigsBua 
wieber auf, haut ihn noch 
einmal hin, es reißt ihn wie¬ 
ber auf, aber bas britte Mal 
BleiBt er liegen unb rührt 
sich nimmer. Jetzt weiß ber Felbwebel, wo bte Kugeln 
alle herkommen, er läßt gleich ausschwärmen unb nimmt 
ben Walb unter Feuer. 
Es währt nicht lang, ist brüben alles still. 
ABer ber Polbl, ber „Königsbua" ist’s auch, wie sie 
ihn nach bem Gefecht hereintragen. Unb ein paar anbete 
unb jetzt braußen, uns unb bem Herrn König, feinem 
Paten. Unb ber König ba oben wirb schon gewußt haben, 
warum er sich gerabe unsern KönigsBuam zuerst geholt 
hat. Gewiß, Mutterl. Da ist er oBen, ber unsere, unb 
macht uns ein Plätzl, Bis wir nachkommen unb ihm bas 
Kreuzl ba bringen. Schau, ba mußt boch eine rechte 
Freube haben." 
Da trocknet bie Sinbenhoferin ihre Tränen unb sagt, 
wie unser König gesagt hat: „In Gottes Namen." 
Unb es wirb schon recht werben — gewiß, wenn 
man einen „KönigsBuam" als Für- 
Bitter im Himmel hat. 
Uaris mit dem Eiffelturm (Aufnahmsstelle für brahtlofe Telegraphie). 
fflenn einet M Ml. 
Recht mißlich ist es einem Braven 
Pfälzer Lanbwehrmann aus einem 
Dörfchen in ber Westpfalz gegangen. 
Er hat enblich einmal wieber von ber 
Westfront aus einen Urlaub nach 
ber Heimat erhalten unb freute sich 
nicht wenig barctuf, wieber einmal 
Weib unb Kinb in feine Arme nehmen 
zu können. Nach einer Beschwerlichen 
Tagesfahrt kam er gegen Abenb in 
seinem Dorschen an, mußte bort aber 
hören, baß feine Frau, bie ja von 
einem Urlaub nichts wußte, vor zwei 
Tagen zu ihren Eltern nach Lub- 
wigshafen gefahren war. So un¬ 
angenehm bas auf ben ersten Blick 
auch war, Bei ben Schwiegereltern 
läßt sich’s auch gut leben, denkt unser 
Kriegsmann unb fährt anbeten Mor¬ 
gens mit einem gewöhnlichen Zuge 
aus ber Westpfalz nach Ludwigs¬ 
hafen. Dort kommt er nachmittags
	        
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