Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 34 1915 (Nr. 34 1915)

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Zum diamantenen Mesterjuöiläum des Pechants 
K-Hrenkanouikus Msgr. Arauz Schmid. 
Tableau des Dekanatsklerus von Peuerbach, 
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Thronfolger Erzherzog Kart Arauz Josef dekoriert auf dem galizischeu 
Schlachtfelde die tapfere Mannschaft eines Kavasserie-Hlegimentes. 
Beziehung ein jähes Erwachen geben. Belgien hat — und 
tut es noch heute — seine Landeskinder über alles hinweg¬ 
getäuscht. Und so unglaublich es erscheint, daß eine der¬ 
artige Pressemache beim Volke Glauben gesunden, hier 
in Belgien erleben wir es noch täglich. Die französische 
Unwahrheit erscheint ihnen wahrscheinlicher als die 
deutsche Wahrheit. Sie glauben, was sie erleben möchten 
und sind in Kriegsdingen naiv genug geblieben, sich kein 
eigenes Urteil zu schaffen. 
Was wissen die Belgier vom Beginn des Krieges? Die 
Soldaten? Ich habe mit Hunderten gesprochen, mit Ver¬ 
wundeten, mit Gefangenen. Aber fast jeder wiederholte: 
„Wir haben ihn nicht gewollt, diesen Krieg!" 
Die Zeit heilt viele Wunden. Nachdem die deutschen 
Kommandanten zuerst mit eiserner Faust zugegriffen und 
offensichtliche oder passive Resistenz ohne viel Federlesen 
gebrochen, dämmerte auch dem verstocktesten Belgier so 
nach und nach eine Ahnung auf, daß es am Ende doch 
besser sei, sich freiwillig in die Neuordnung der Dinge 
zu schicken. So hat sich denn, äußerlich wenigstens, eine 
Art von gutem Einvernehmen herausgebildet, bei dem 
sich beide Teile gar nicht schlecht stehen. 'Daß unter der 
Oberfläche allerlei Strömungen bestehen, soll gar nicht 
geleugnet werden — aber auch diesen tritt man ent¬ 
sprechend entgegen und zeigt, daß in unserem samtenen 
Handschuh überall da, wo es erforderlich, eine eiserne 
Faust steckt. 
Unter den Belgiern findet man Scharen von ge¬ 
sunden und kräftigen Burschen. Der Neuling ist zuerst 
völlig überrascht, aber man erinnert sich: Belgien kennt 
die allgemeine Wehrpflicht nicht und von den Hundert¬ 
tausenden, die fähig wären, die Waffen für ihr Vater¬ 
land zu tragen, find die meisten zu Hause geblieben. 
Das war ein Vorteil für uns, für Belgien aber ist es, 
wie nun die Dinge einmal liegen, ein Glück; denn da 
ihm feine beste Volkskraft erhalten geblieben, so wird 
es dem Lande weit schneller als Frankreich gelingen, die 
Wunden zu heilen, die ihm der Krieg geschlagen hat! 
Kerzog Krust August von Gmnöerkaud mit Gemahlin. 
(Zum 70. Geburtstag.) 
Die belgische Volkskraft! In diesem Punkt hält das 
große Frankreich einen Vergleich mit dem kleinen Bel¬ 
gien, das sich ihm leider auf Gedeih und Verderb 
verschrieben hat, nicht aus, wenigstens nicht, so 
weit der flämische Teil Belgiens in Betracht kommt. 
Noch überraschender nämlich wie der Anblick der 
jungen und kräftigen Burschen ist der Anblick der 
Kinderscharen, die in den Städten und Dörfern 
die Gaffen bevölkern. Und das ist Blut von 
unserem Blut! Uns so nahe verwandt, wie ihre 
Sprache der unseren verwandt ist. Wenn sie 
langsam sprechen und wenn wir langsam und recht deut¬ 
lich zu ihnen sprechen, so verstehen wir uns ausgezeichnet. 
Hoffen wir, daß wir uns auch in Zukunft mit diesen 
kraftvollen und tüchtigen Menschen von germanischem 
Blut und germanischem Wesen verständigen werden. 
Was der Friede den Flamen bringen wird, darüber 
mögen sie sich in stillen Stunden Sorge machen. Einst¬ 
weilen sind sie damit zufrieden, daß sie vom Krieg ver¬ 
schont bleiben und sie kommen den Deutschen, von denen 
sie sehen, daß sie Ordnung und Disziplin halten, wenn 
auch mit Zurückhaltung, so doch nicht unfreundlich ent¬ 
gegen. Die Großen! Die Kleinen fürchten die Deutschen 
nicht. Diese lieben blonden und blauäugigen Buben und 
Mädels scheinen uns vielmehr genau so gern zu haben 
wie wir sie. In einem Menschenalter werden sie die 
Großen sein. Möge alsdann das gegenseitige Verständnis 
noch tiefer und inniger geworden sein! 
Brügge, Mitte Juli 1915. 
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Bon P. Wg. M. Jbler (Mt 
Als der 76 jährige Kriegsheld Erzherzog Karl von 
Oesterreich, der berühmte Sieger von Aspern (1809), 
infolge einer plötzlich eingetretenen Rippenfellentzündung 
am 26. April 1847 auf das Krankenlager geworfen 
wurde, ging seine erste Sorge dahin, sich beizeiten für 
den letzten und wichtigsten Kampf zu rüsten und zu 
stärken. Durch den andächtigen Empfang der heiligen 
Sterbesakramente wollte er sich mit seinem Gott und 
Herrn, dem Lenker seiner einstigen Schlachten, nochmals 
auf das innigste verbinden, damit ihm bei dem bevor¬ 
stehenden letzten heißen Streit der Sieg sicher gelinge. 
Schon vor Jahren hatte er des öfteren feinen Beicht¬ 
vater Wilhelm Sedlaczek ernstlich ermahnt und gebeten, 
ihn ja, falls es Gottes Barmherzigkeit in feine Macht 
lege, nicht zu spät an diese Zurüstung für die große 
Reise in die Ewigkeit, den Empfang der heiligen Sterbe¬ 
sakramente, zu erinnern. „Vor allem wollen es Euer 
Hochwürden mir nicht verhehlen, wenn die Stunde 
meines Dahinscheidens, die andere oft besser erkennen, 
sich zu nahen scheint", sprach der alte Krieger gar oft 
Aus Oesterreichs Heldenzeit: Szene ans der Schlacht von Aspern. 
Gin österr. 30 5 Mörser mit Offizieren und Mannschaft 
(k. u. k. Festungsartillerie-Regiment Freiherr von Beschi Nr. 2).
	        
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