Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 30 1915 (Nr. 30 1915)

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Der Hauptmann hat sie 
ihm dieser Tage selbst an 
die Brust geheftet — rund¬ 
um standen die Leute seiner 
Patrouille. Mit ihnen hat 
Heinrich, seiner Herkunft 
nach ein treuer Egerländer, 
seit Kriegsanfang bereits 
fünf Angriffe der Italiener 
abgewehrt. 
Ich habe ihn telepho¬ 
nisch angerufen. Aus einem 
gesprengten Felsunterstand, 
von einem ganz modernen 
Stadtapparat. Eine rauhe 
Männerstim me schallt 
durch den Apparat an die 
rieselnde Felswand: „Hier 
Korporal Heinrich." Und 
ich besann mich, daß der 
gute Mann aus einer Höhe 
von 3600 Meter, von einem 
südwest-tirolifchen Gletscher¬ 
posten zu mir herunter 
sprach, zu meiner armseligen 2000-Meter-Tiefe . . . 
„Bald ist's 8 Grad unter Null, in ber Sonnenhitz 
aber schon 40 Grab barüber ba oben", sagt ber Korporal 
Heinrich. Seine Stimme ist nicht mehr rauh, sonbern 
warmherzig. Was benn mit bie Katzelmacher ist, frage 
ich ihn aus. „Ja, mein Gott, bie Hallobri, wann f nur 
einmal richtig heriiberfämeten! Znerscht waren's alleweil 
so 16 bis 18 Mann, aber beim ersten Anschuß laufen 
Wilder tttts dem Wilitärkelieu: Keim Fnrnen. 
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Türkin aus der Herzegowina. 
f auf unb bation. Leiber, leiber", fügt er fast wehmütig 
hinzu, benn er möchte gar zu gern welche lebenbig ein¬ 
sangen. 
Ant 9. Juni, als Herr Caborna bie allgemeine Offen¬ 
sive an ber Tiroler Front befahl, bie so kläglich enbete, 
stattete dem Korporal Heinrich, der bamals nur sechs 
Mann hatte, eine ganze Kompagnie auch einen allzu 
flüchtigen Besuch ab. Kamen großspurig auf 800 Schritt 
Distanz angespreizt. Korporal Heinrich kommanbierte 
seinen sechs Mann: Feuer!" — einige 
Alpini purzelten kopfüber in bie Glet¬ 
scherspalten, bie anbeten liefen mit 
affenartiger Geschwinbigkeit wieber tal¬ 
wärts. „Mirham wirklich lachen müssen", 
schmettert Korporal Heinrich durchs 
Telephon. Aber brei Minuten vorher 
sagt er auf meine Frage, wofür er 
ausgezeichnet fei: „Ja, Herr, wann 
ich bes wüßt'... ich weiß wahrhaftig 
net, warum's grab mich troffen hat." 
So schlicht unb gerabe sittb sie alle 
wie bieser Korporal Heinrich, ber mit 
sechs Mann 250 Italiener vom Gletscher 
herunterjagt unb nicht weiß, wofür er 
bie allerhöchste Auszeichnung kriegt. 
Denn ber Hauptmann hat sie ihm ja 
auf Höhe 3500 angeheftet. Aber eine 
Freubenträne soll boch betn Heinrich 
in seinen bichten Mannesbart babei 
heruntergekollert sein. 
Unb weiß Gott, mir steigt auch 
was in bie Kehle, wie ich ihm durch 
den Telephondraht ein „Heil!" und 
„Behüt' Sie Gott!" zurufe, dem 
Kärntner Sdüi&enlied. 
Cs steigt in Zornestönen 
Des Brummchors Donnerkraft 
Im dumpfen ITlörlerdröhnen, 
Bis mir uns Ruh’ verschafft! 
Wir halten an den Grenzen 
Getreue felfenwacht! 
Gott wird mit Ruhm uns kränzen, 
Cs schirmt uns feine Macht! 
Wir letzen ein das sehen 
für Heimat, Heim und Herd! 
Das fand, das Gott gegeben, 
Ist tvohl des Schuhes wert! 
Wir schirmen unsre fluren, 
Das fand der blauen Seen, 
Der Täler breite Spuren, 
Die stolzen Bergeshöhn! 
Wir stehen fest wie Eichen, 
Den Stutzen stets zur Hand, 
Wir werden niemals weichen, 
Und schirmen treu das fand! 
ITlüjzt’ auch das sehen sinken — 
Cs gilt ja Heim und Herd —, 
Dann wird der Herrgott winken: 
Ihr seid der Krone wert! 
Wir wollen mutig frühen 
Der wellchen Uebermachf 
Und jeden Vorteil nutzen, 
Bis unser Werk vollbracht! 
So stehn wir Kärntner Krieger 
Und halten sandeswacht. 
Wir kehren heim als Sieger, 
Wie heih auch sei die Schlacht! 
Cs steigt in Zornestönen 
Des Heimatliedes Kraft 
Im dumpfen mörserdröhnen, 
Bis wir uns Ruh’ verschafft! 
mit ber allerhöchsten 
rgsprater 
i üern b'Anmtnzio- 
Ferkel. 
Da trgenbwo im süb- 
westtirolischen Höhengebiet 
— im Pejoabschnitt —, 
ttachbem man, von bem 
Wilbbach Noce umschäumt, 
durch fabelhafte Sperren 
unb höher geklommen 
ornmt man zu den 
Feldstellungen des . .ten 
Lanbesschützenregimentes. 
Es finb bort aber auch 
ungarische Artillerieleute zu 
finben. Eine prachtvoll ge¬ 
mischte Gesellschaft. Da 
stauben vor uns z. B. sünfe 
in einer Reihe — zwei wei߬ 
bärtige Sechziger, zwei 
Achtzehnjährige, ein sieb- 
Oftiach am See. 
senz o. Steyr. 
zehnjähriger Dreikäsehoch, besten Gewehr größer als er 
selber. Aber sie alle haben sich nicht zu Hause halten 
lassen — finb zu bett freiwilligen Staubschützen herauf. 
Der eine Achtzehnjährige ist Schüler des Franziskaner- 
Gymnasiums in Bozen, hat bett Tacitus unb Plato in 
bie letzte Ecke feiner Studierstube geschmissen unb wirb 
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Hlast deutscher Gardetruppen und Bewirtung durch die Hesterreicher. 
Krakauer in Wationattracht. 
nun den römischen Helben von heute zeigen, wozu ein 
Tiroler Bub imftanbe. Der Alte baneben ist beleibigt, 
als einer ihn fragt, ob's bettn mit bem Schießen noch 
gut geht. „Bals nur kimmo, bie Falloteu (Spitzbuben), 
nachha schiaß is scho aba!" 
Aber hier kommt er ja boch nicht zu Fuß, ber Ita¬ 
liener. Und so haben die Standschützen, bie Ungarn unb 
bie Steirer allerlei Zeitlang, wenn sie 
mit ihren kriegsbienftlichen Verrichtungen 
am Tag fertig. Die Früchte bieser 
Langeweile sind: eine regelrechte Kegel¬ 
bahn, deren Kugelrücklauf in einer Fels¬ 
schroffe ausgehauen ist, rechts aber fällt 
sie über einer kleinen Böschung direkt 
zum Noeefall ab, beffen reißenbe Kas¬ 
kaden eine herrliche Musik den Keglern 
aufspielen. Dann ist da, aus einem 
Gebirgsbach abgeleitet, ein komplettes 
Schwimmbassin zu sehen — mit einer 
Anspielung auf bie jüngsten Staub- 
schützen sagt eine Tafel: Kinber unb 
Militär zahlen bie Hälfte. 
Auf einer Tannlichtung brüben 
unterhalten sich unsere sonnverbrannten 
Krieger, bie feit elf Monaten oben im 
Osten bem Krieg auf anbere Weise 
schon ins Gesicht gesehen, mit Sack¬ 
laufen, Hinbernislaufen unb Erotischen 
Festgebräuchen urbroßigster Art. Das 
ist nur Sonntags, um bie Gebanken an 
Heimat, Weib unb Kittb, Brüber unb 
Schwestern zu vertreiben. Da wirb bie
	        
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