Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 15 1915 (Nr. 15 1915)

„Hilf, heiliger Gott!" 
„Zurück, zurück!" schrie mit gellender S 
Zamoiski, „zurück, sonst sind wir verloren!" 
„Zurück, zurück!" schrie lauter noch Prii 
Aber es war zu spät; schon hörte man 
das Donnern der Pferdeschar, schon rasselten 
das 
Aber 
Eroberte Keldzeicheu im Zeugyause zu Werliu. 
Unser Bild tft eine der neuesten Aufnahmen der in der Rnhmes- 
halie des königlichen Zeughauses zu Berlin untergebrachten 
Feldzeichen aus dem jetzigen Weltkriege. 
Schwerter klirrten! Blutrot ward der Plan und manch 
eine Schwedenseele nahm raschen Abschied von der schönen 
Erde. Aber schon dröhnten von der anderen Seite her 
die Trompeten, schon sammelten sich die Scharen der 
Schweden, und entgegen ging's dem eisengepanzerten 
Ritterhäuflein, das siegesfroh noch immer weiter stürmte. 
Der Himmel aber war schwarz und schwärzer über der 
ringenden Heldenschar und dumpf grollte der Donner 
über ihren Häuptern und droben am Firmamente zuckten 
Blitze. Und auch vom Klarenberge her zuckten Blitze 
aus metallenen Feuerschlünden und auch von dort her 
dröhnte es dumpf unb verderbenbringend. 
Immer weiter wichen bie Schweben ob des über¬ 
mächtigen Anpralles ber Polen zurück, unb näher schon 
rückten bie schwarzen tiefen Tümpel, angefüllt mit Morast 
nnb Schlamm, unb aus ihren grauenhaften Tiefen hoben 
sich nasse Geisterarme heraus unb reckten unb dehnten 
sich, um willkommene Menschenbeute zu fassen nnb sie 
hinabzuziehen in ein nasses, schlammiges Grab; schon 
war ber erste ber Krieger mit gräßlichem Schrei ver¬ 
sunken, schon ein zweiter, ein britter. 
Da, was war bas? War bas nicht Trompetenschall 
unb Trommelwirbel? 
„Hilf, heiliger Gott!" — Von Osten her brauste es 
heran, wie eine Wiubsbraut unb eine unabsehbare Schar 
schwedischer Ritter galoppierte mit verhängtem Zügel 
bethet unb warf sich mit Ungestüm ben verwegenen 
Rittern ber Jasnagora in ben Rücken, um ihnen ben 
mit gellenber Stimme Graf 
i) wir verloren!" 
Prior Korbeeki. 
ganz nahe 
unb klirrten 
Stähl unb Eisen ganz vernehmlich, Triumphgeschrei durch- 
zitterte bie Lüfte unb racheschnaubend warfen sich die 
nordischen Wölfe auf die kleine Heldenschar der Polen. 
Da hob Kordecki seine Hünengestalt hoch in den 
Steigbügeln empor und seine Rechte, mit dem Schwerte 
in der Faust, gegen den Himmel streckend, rief er laut 
um göttliche Hilfe, um Beistand von oben: 
„Hilf uns, Maria, du Mutter des Herrn, hilf uns, 
hilf deinen Söhnen, hilf deinen Rittern!" 
„Hilf uns, Maria!" rief da wohl mancher tapfere 
Degen in der Stille mit. 
Aber der Himmel schien auf diese flehentliche Bitte 
nicht zu hören. Enger und enger ward der Kreis, in 
welchem die tapferen Marienritter eingeschlossen waren, 
und bort unb ba sank einer verwnnbet ober tot zu Boden. 
„Hilf uns, hilf uns, Maria!" schallte es wieber — 
aber noch immer wollte bie Hilfe nicht kommen. 
Da klang eine helle Mäbchenstimme heraus aus bem 
furchtbaren Gemetzel unb sie klang wie bie Stimme eines 
rufenden Engels. 
„Heilige Maria, nimm mich selbst als Opfer, nimm 
mein junges Leben, aber hilf bafür beinen Söhnen, hilf 
beinern heiligen Berge." 
Unb mit Tobesverachtnng, ben Degen in der zarten 
Faust, rannte sie gegen die Feinde an. Da sanfte ein 
tückischer Pfeil in die Weichen ihres Pferdes, des treuen 
Grauschimmels, so daß er sich jählings aufbäumte, seine 
Reiterin abwarf unb bann, zusammenbrechen!) in schwerem 
Falle, seine Reiterin ans bem Sattel warf; in weitem 
Bogen flog sie brach bie Luft unb wehe, sie fiel ins 
schwarze Moor hinein, unb schon zerrten sie bie nassen 
Sumpfgeister mit gierigen Krallen hinab in schauerliche 
Tiefe. Ein gräßlicher Schrei entrang sich ihren Lippen, 
ba sie hinabsank; aber in demselben Augenblicke sah sie 
einen schwarzen Schatten über sich, beim in kühnem 
Sprunge stürzte ihr ein junger Schwebenhauptmann nach, 
blonbhaarig, blauäugig: Stephan Sorgens. 
Er hatte sie hinsinken sehen in unbarmherzige Tiefe, 
unb sich erinnerttb an seine Schuld, war er ihr, ohne sich 
zu besinnen, nachgesprungen, nm sie zu retten; jetzt hatte 
er sie bei ber Hüfte gefaßt, mit einem mächtigen Ruck 
Gin typischer Kosak. 
Die von unserer Bevölkerung am meisten gefürchtete feindliche 
Truppe sind die Kosaken, die als besonderes Privilegium seitens 
der russischen Militärverwaltung das Recht aus Plünderung be¬ 
sitzen. Zum Glück hat das verbündete Heer dafür gesorgt, daß 
den Kosaken das Wiederkomme» nach deutschen und österreichischen 
Grenzgebieten gründlich verleidet ist. 
an feiner Seite brei ober vier Mannen; und 
wälzten sich auch ihre Pferde im Grase. 
(Schluß folgt.) 
IKilitärgeograpyisches Institut iur Iekde. 
(Hauptquartier.) 
Photographie eingesendet dem „Linzer Volksblatt". 
riß er sie ans dem zähen Schlamm heraus, aber wehe, 
die Gewalt des Riffes war zu groß gewesen für das 
moderige Erdreich, und schon in wenigen Sekunden schloß 
sich das grausige Grab über den beiden Engumschlun¬ 
genen. 
Aber in demselben Augenblicke zeitigte dieses hoch¬ 
herzige Opfer auch feine Früchte. Der bunkle Schoß ber 
Wolken zerbarst nnb ein greller Blitzstrahl zuckte her- 
nieber, gefolgt von furchtbarem Krachen; unb tot sank 
von feinem Streitrosse ber Führer ber Schweben, tot 
Auf franzöfifd) — deutsch. 
Zwei Geschichtchen, bie wahr sein könnten, gehen 
jetzt ber „Täglichen Runbschau" zufolge in ben Kar¬ 
pathen von Munb zu Munb. Die eine Szene: An einem 
sonnigen Nachmittag spaziert ein französischer General 
im Pariser Bois unb er sieht da einen jungen Frei¬ 
willigen, einen gesunden, feschen Burschen von vielleicht 
20 Jahren. Der General spricht ihn an: „Wie kommt 
es, junger Freund, daß Sie hier sind und nicht an ber 
Front?" — Der junge Mann lächelt selbstbewußt, neigt 
sich dann znm General und flüstert ihm ins Ohr: „Pro¬ 
tection, ilion General!“ — Die andere Szene: Vor 
Reims, in einem Schützengraben, entdeckt ein deutscher 
General einen alten Landstürmer. Der Mann ist ganz 
kahl, hat schneeweißen Bart, die Brille auf der Rase; 
jedenfalls ein hoher Sechziger. „Aber mein Freund, wie 
kommen denn Sie da in die Front?" fragte der Ge¬ 
neral verwundert. Der Alte steht stramm salutierend 
währenddessen. Dann tritt er einen Schritt vor, und 
nun lächelt er vergnügt und sagt leise: „Protektion, 
Herr General!" 
Deutsch-österreichische Dichtergrütze. 
Ein deutscher Feldpostgruß des Dichters ^ Rudolf 
Alexander Schröder, der in der deutschen Marine steht, 
und die österreichische Antwort darauf von Hugo v. 
Hofmannsthal werden im neuesten Heft der bei Engen 
Diederichs in Jena erscheinenden Kriegslieder in an- 
Wegräuumng eiuer Schneekarvine durch unsere 
Soldaten in Südtirol. 
Wolfsgruben und Drahtverhaue auf dem nordwestlichen Kriegsschauplätze.
	        
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