Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 12 1915 (Nr. 12 1915)

ermüdeten Kriegern. 
Das war ihr Tagewerk für und 
als ob ein himmlischer Geist ihrem 
immer neue Kräfte einflößte, damit e 
bräche unter den Strapazen, und da 
mend seinen Fittich über sie hielte, d 
meuchlings traf, keine Granate sie ve 
j 
— — 
Aber noch war drinnen im heiligen Hause die 
Andacht und das Vertrauen der Beter nicht er¬ 
schöpft, als draußen die Vorräte des Feindes zu- 
saminmzuschrnmvfen begannen. Der widrige Rauch, 
durch den schön mehrere ohnmächtig zusammen¬ 
gefallen waren, verzog sich langsam und ward 
geringer, und von einem barmherzigen Windstoße 
berheigetragen, durchfächelten frische Lüfte die Hallen 
des Gotteshauses. 
So ging die Gefahr glücklich vorüber. Der 
Anschlag der Feinde war also mißlungen, und nur 
die schwarz ausgebrannten Flecken auf den Hügel¬ 
geländen rings um die Burg waren Zeugen des 
verruchten Beginnens. 
Von neuem begannen die Kanonen ihre Sprache, 
und mit Erbitterung ward von beiden Seiten ge¬ 
kämpft. 
Und Wanda, des Grafen Zamoiski wehrhaftes 
Töchterlein? 
Sähst du je an lichten Sommertagen den 
farbenprächtigen Schmetterling, wie er über duf¬ 
tende Blumenbeete leichlbeflügelt dahinschwebt, und 
sich bald dort, bald da auf hochragende Blüten 
niederläßt, sich wohlig schaukelt und süße Labung 
aus den duftenden Kelchen zieht, wie er sein 
herrliches Flügelpaar so anmutig hebt und wieder 
niedersenkt, so daß es eine Lust ist, ihn bewun¬ 
dernd zu betrachten — sahst du ihn je? — Nun 
siehe, diesem Falter gleich wandelte auch Wandas 
zarte Gestalt, noch mehr markiert durch den engan¬ 
liegenden Stahl, über die Wälle und ragenden 
Mauern, tauchte auf inmitten der Kriegerreihen, 
sprach zündende Worte und verschwand dann leichten 
Schrittes, rasch wie sie gekommen, um auf jenem 
Turme, auf jenem Vorsprunge wieder zu erscheinen, 
um mit feurigen Worten auch dort den Mut der 
Krieger anzufachen. 
Und wo sie auch hinkam, überall wurde sie freund¬ 
lichst begrüßt, und keiner war da, der sie nicht verehrt 
und geliebt, und der ihr Kommen nicht gerne gesehen 
Kzenstochan in Wnssisch-Woten. (Zur Erzählung.) 
P. Georg Koto 8. J. 
war langjähriger Professor nnd Präses der Studentenkongregation 
am Freinberg, zum Schluß Spiritual in Linz, gestorben am 
10. April 1915. 
hätte. Hie und da aber trat sie auch vor bis zur äußer¬ 
sten Brüstung, spähte scharf hinaus, dann nahm sie, immer 
noch rastlos auslugend, ihr Gewehr und legte es an die 
Gabel und bald krachte ein dumpfer Schuß; und wehe 
dem Schweden, den sich ihr weitschauendes Auge zum 
Ziele erkoren. 
„Mut, Brüder, Mut!" so tönte es immer wieder von 
ihren rosigen Lippen, und manch einem, der ermüdet 
niedersinken wollte, legte sie ihre weiche Hand aus die 
Schulter, und flüsterte ihm ein leises Wort ins Ohr: und 
dieses Wort wirkte Wunder. Wie Balsam war es den 
und für; und es schien, 
schwachen Körper 
er nicht znsammen- 
und daß ein Engel schir- 
hielte, daß keine Kugel sie 
sie verletzte. 
(Fortsetzung folgt.) 
„Kapitän, der rammt uns!" 
In welch unglaublicher Weise die Engländer im 
chinesischen Meere gegen deutsche Flüchtlinge aus Tsing¬ 
tau vorgingen, entnehmen wir dem Briefe eines jungen 
deutschen Arztes, Dr. G. Kntz, den der „Zabrzer An¬ 
zeiger" veröffentlicht: 
Nach zwei sehr interessanten Wochen in Tsingtau 
bekam ich den Befehl, als Arzt den Transport der 
Tsingtau verlassenden Frauen und Kinder zu begleiten. 
Wir fuhren auf der „Paklat" am 21. August aus. Un¬ 
gefähr 80 „Meilen nordöstlich von Tsingtau wurden wir 
gegen 8 Uhr abends von vier englischen Torpedoboot¬ 
zerstörern durch einen Kanonenschuß angehalten. Ein 
Landsturm 2-Liedertafet in den Karpathen. 
Von links nach rechts: Sitzend: Bauer, Linz; Dachauer, Ried i. I. 
Stehend: Danzer, Ried i. I.; Schlager, Lehrer in Salzburg: 
Harranek, Gerichtskanzlist in Weyer; Oberleutnant Brandl, 
Ministerialbeamter in Wien; Kaindl, Ried i. I. 
Mittagsrast eines Jägerbatailkons an der „KnngeravweHrkanone". 
Der neue Name für die früher benannte Gulaichlanone ist Hungerabwehrkanone, und jedem Soldaten 
ist es ein willkommener Augenblick, wenn dieser wichtige Wagen erscheint und seine Gaben spendet. 
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englischer Offizier mit mehreren Mann kam heran und 
holte die Papiere. Damit begann das Theater. Etwa 
gegen 11 Uhr, als wir alle Lichter im Schiff auf Befehl 
des Feindes ausgelöscht hatten und mit gestoppten 
Maschinen still lagen, stand ich mit dem Kapitän in 
ernster Unterhaltung auf der Kommandobrücke. Plötzlich 
sah ich durch die Nacht einen feindlichen Torpedoboot¬ 
zerstörer in Fahrt direkt auf unsere Breitseite zufahren. 
„Kapitän, der rammt uns!" rufe ich. Atemlos sahen 
wir zu, wie das Boot sich mit großer Schnelligkeit 
näherte, etwa 30 Meter entfernt etwas steuerbords bei¬ 
drehte und plötzlich da war. Ein furchtbares Krachen 
und Splittern — ein Schwanken und Erzittern des 
ganzen Schiffes! Da prallte das Torpedoboot etwas 
zurück und kam gerade noch am Bug vorbei, indem es 
sich unter lautem Krachen die ganze Breitseite auf¬ 
scheuerte. 
Der Kapitän ruft: „Wir sinken, bleibt in der Nähe", 
aber das feindliche Boot verschwand in dunkler Nacht. 
Ich springe in einem Satz die Treppe herunter, dränge 
durch die schreienden Kinder, die aufkreischenden Frauen, 
die mit Säuglingen im Arm nach Rettungsgürteln 
schreien, ohne mich umzusehen nach vorn, steige in den 
Bugraum herab und komme glücklich zu der Stelle des 
Zusammenstoßes. Mehrere zwei Zentimeter dicke Eisen¬ 
platten sind losgerissen, Gott sei Dank über der 
Wasserlinie. Im Nu Bin ich wieder zurück, und es gelingt 
bald, unsere Frauen und Kinder zu Beruhigen. 
Aber nach kurzer Zeit erschien ein zweiter feind¬ 
licher Zerstörer. Ein Schrei ans 300 Kehlen, wie man 
ihn noch nie gehört — dann atemlose Stille, ich sehe
	        
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