Volltext: Kriegsbilder Nr. 40 1917 (Nr. 40 1917)

Und so war der Rehrücken doch an die richtige Adresse ge- 
konunen. 
StraßenAnruheu in Petrograd. Die Menge flüchtet auf dem Newsky-Prospekt vor dem Maschinengewehrfeuer der Leninisten. . (Nach 
französischer Darstellung.) Man beachte die Szene im Vordergrund, wo eine Mutter im Feuer stehen bleibt, um ihr Kind zu decken. 
In Dünamünde. 
Deutsche Marine-Abteilung auf ihrem Wohnschiff. 
(Bufa.) 
Sie denn, Unteroffizier?! Hören Sie, eben is Befehl von Verlin ge- 
kommen. Wir können heute noch nicht fahren. Erst morgen abend!" 
„B'fehl, Herr Hauptmann!" 
Artur Bergner war es nicht ganz wohl bei dieser Nachricht. Er 
wollte nochmal zum Landsturmmann Karl Wilhelm Kaege im Warte- 
saal vierter Klasse huschen. Doch der Zug lief eben ein, und auf dem 
Bahnsteig stand der Herr Hauptmann, der einen Bekannten zun? Zuge 
begleitete- Also mußte er den Mann mit dem Rehrücken abdampfen 
lassen. — 
Der Landsturmmann Karl Wilhelm Kaege saß im Zug, sog ent¬ 
setzlich qualmende Wolken aus seiner kurzen Pfeife, spuckte gehörig da- 
wischen und blickte ab und zu mißtrauisch und unwillig zugleich nach 
em Paket, das im Gepäcknetz über seinem Kopfe lag, Mantel, Mütze, 
Seitengewehr und Koppel wie zur Bekräftigung und Befestigung 
obenauf. 
Kurz vor zehn Uhr stand der Freund von Artur Vergner an der 
Bahnsteigsperre des Stettiner Bahnhofs und wartete auf den Zug und 
den Landsturmmann Karl Wilhelm Kaege mit den: Paket und auf 
den Unteroffizier Bergner. Die Maschine pustete und zischte in die 
Halle und die Reisenden drängten und quetschten sich an den Bahn- 
steigschaffnern vorbei. Die ersten Soldaten ließ der Wartende ruhig 
passieren. Die ^hatten ja auch kein Paket bei sich. Aber dann kamen 
Soldaten mit Säcken und Körben. Und nun fragte er. mit lauter 
Der Reichskanzler in einem Fliegerlager. 
1. Reichskanzler I>r. Michaelis. 2. General Sixt von Arnim. 3. Frei- 
Herr von Richthofen. 4. Der Flugzeugkonstrukteur Fokker. (f. o. Koch.) 
Stimme in die hellen Hausen hinein: „Ist hier ein Landsturmmann 
Karl Wilhelm Kaege?" Keiner antwortete. Schließlich, als er immer 
wieder seine Frage laut ausrief, lachte alles und verspottete ihn, und 
dann war der letzte Fahrgast vom Bahnsteig herunter und Artur 
Vergner war auch nicht dabei. 
Der Landsturmmann Karl Wilhelm Kaege hatte sofort, in Angst, 
den Herrn und seinen Zug zu verpassen, durch eine Türe an der Seite 
der Bahnhofshalle, vor der das Gedränge nicht so groß war, den 
Bahnsteig verlassen, war eine Weile wartend stehen geblieben und 
dann, als niemand kam, mit dem Paket nach dem Anhalter Bahn¬ 
hof getrabt. 
Nach ein paar Tagen erhielt Unteroffizier Artur Bergner einen 
Brief von der Westfront. Als Absender stand der Name des Land- 
sturmmannes Karl Wilhelm Kaege darauf. Der stammelte mit unge- 
lenken Worten und in ungefügen Buchstaben ein paar Entschuldigungen. 
Er habe das Paket an die Somme mitnehmen müssen, weil er es 
in Berlin nicht loswerden konnte. Da sei es aufgemacht worden, und 
der Herr Leutnant habe gesagt: „Das wird hier gegessen!" Und es 
hätte sehr schön geschmeckt! Der Herr Unteroffizier möchten nur ent. 
schuldigen, aber der Herr Leutnant habe das befohlen!
	        
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