Volltext: Kriegsbilder Nr. 47 1915 (Nr. 47 1915)

Von den Kämpfen auf dem italienischen Kriegsschauplatz: Begräbnis eines Offiziers auf dem Friedhofe eines Ortes im Karst. 
(Kilophot. Wien.) 
im Inland verfügen. Schon vor dem Kriege wurden ja itt vielen 
Geschäften die Pakete mit Bändern verschnürt, die gewöhnlich den 
Finnenaufdruck erhielten und aus Bast hergestellt waren. Für dickere 
Seile verwendete man die Jute, deren Einfuhr jetzt gleichfalls abge- 
schnitten ist. Auch für sie hat man jedoch einen vorzüglichen Ersatz in 
den Weidenröschen gefunden. Die wild wachsenden Weidenröschen decken 
nach den von feiten des „Verbandes Deutscher Jnte-Jndustrieller" an- 
gestellten Schätzungen bereits den Bedarf für das nächste Jahr. Legt 
man aber noch einige Pflanzungen für Weidenröschen an, so ist man 
weit darüber hinaus gedeckt. Das Leder, dessen wir in so reich- 
licher Menge bedürfen, kam zum großen Teil aus Südamerika. 
Wenn wir trotzdem keinen Ledermangel empfinden, so rührt dies daher, 
daß man durch eine eigenartige Behandlung von bestimmten Geweben 
eine Art von Kunstleder zu erzeugen vermag, das übrigens auch in 
geradezu unerschöpflicher Menge durch Bakterien hervorgebracht wird. 
Diese Bakterien sind Schimmelpilze. Sie treten gewöhnlich in Form 
starker Häute auf, die man gerben kann, wodurch ein Leder entsteht, 
das in weitgehendem Maße die Eigenschaften des aus Tierhäuten ge¬ 
wonnenen Leders zeigt. Die Zahl der kriegsgeborenen Ersatzstoffe ist 
also, wie man sieht, durchaus keine geringe. Und viele von ihnen, die 
aus begreiflichen Gründen jetzt nicht beschrieben werden dürfen, werden 
erst nach dem Kriege bekannt werden. 
sogenannten „Erdöl", gewonnenes Produkt. Auch dieses haben wir für 
die Motore unserer mit Motorkraft arbeitenden Jndnstriestätten sowie 
für den Betrieb unserer Automobile durch Mischung von Benzol mit 
Spiritus ersetzt. 
Welchen Schlag glaubte man gegen uns zu führen, als man 
Deutschland auch von der Einfuhr von Baumwolle abschnitt. Aber man 
konnte sich auch hier helfen. Baumwolle besteht aus Zellstoff, den wir 
in unermeßlichen Mengen aus dem Holz unserer so zahlreichen Nadel- 
wälder herzustellen vermögen. Die Japaner benutzen schon seit langem 
anstatt der leinenen oder baumwollenen Taschentücher, deren wir uns 
bedienen, solche aus Papier. Man kann nun den Zellstoff so bearbeiten, 
daß er weniger dem Papier als vielmehr Geweben ähnlich wird, und 
auch das Papier läßt sich in ein Gewebe umwandeln, aus dem man 
schon lange alle möglichen Gebrauchsgegenstände, vor allem auch sehr 
haltbare Teppiche herstellt. Hier haben wir also einen Ersatz für 
Baumwolle, dessen Vollwertigkeit schon aus dem Umstände erhellt, daß 
man seit Jahren Papieranzüge kennt, die sogar den Regen sehr gut 
vertragen. Zur Herstellung des Bindfadens diente vielfach ausländischer 
Hanf, der aus Italien, zum Teil aber auch aus Rußland kam. Aber 
der Bindfaden muß ja durchaus nicht aus Hanf sein. Statt seiner kann 
z. B. das Papiergarn dienen, das sich sehr gut zu Bindfaden verspinnen 
läßt. Eine unerschöpfliche Quelle an Rohmaterial für die Herstellung 
von Bindfaden aber bieten die unendlich vielen Bastarten, über die wir 
Der Zudrang von Freiwilligen zum bulgarischen Heere: Mazedonier, die sich in großer Anzahl in Sofia zur Einreihung in das 
bulgarische Heer stellen. (Pbot. l. Pr-B)
	        
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