Volltext: Kriegsbilder Nr. 32 1915 (Nr. 32 1915)

Die Generalstabskarte. 
Eines der wichtigsten Hilfsmittel 
der Kriegführung ist die General- 
stabskarte. Von ihrer Güte hängt 
der Erfolg wesentlich ab. Diesem 
Umstand hat man auch in allen 
größeren Staaten Rechnung getragen: 
während man sich in den Kriegen A 
früherer Zeit mit irgendwelchen Karten V' 
behalf, wie man sie eben gerade auf- 
trieb, sind jetzt — angegliedert an den . 
Generalstab der Armeen — besondere 
Abteilungen geschaffen worden, denen 
neralstsbskarten obliegt. Die Mit- 
ziere, die in der Aufnahme und im 
Aufzeichnen und Berechnen von Karten 
besondere Uebung besitzen. Wegen ■< ■ T'": M t?t— 
der engen Verbinduug dieser Abtei- "X * m ^ —-«MDgH 
lungen mit deni Generalstab heißen ° z s 
die für Kriegszwecke hergestellten . |i|||nf ^pjl 
Karten auch „Generalstabskarten". Ts 
VorbiWlichfür ihre Anfertigung wirkte 
in Bayern vor nahezu hundert Jahren ' - M k 
das „topographische Bureau" des Ge- aF^ I |l 
neralstabs, das die bayerischen Karten £*»• ' 
herausgibt. In Preußen wurde im . i\ 
Jahre 1862 der Generalstab mit der *v4,. Jrfo 
Aufgabe zur Herstellung der Karten 
des Landes betraut. Einzelne der '' 
in der topographischen Abteilung Wtämfßk CilP^r EJr 
arbeitenden Offiziere haben sich durch (mm^f trlt'mA «' 
ihre Verdienste um die Landeskunde ^ 11 
Weltritf erworben. Es sei in dieser ^ 
Hinsicht nur an den späteren bayerischen BMI Mj WW 
General von Nans erinnert, der in M 
den zwanziger Jahren des vorigen 
Jahrhunderts bei Gelegenheit der Her- ^ ^ ... 
stellung einer Generalstabskarte als Feldbackerel au der ita(tcnifd|cu Grenze. (Phot. Franki.) 
erster den Gipfel der Zugspitze bestieg. 
Andere wieder wurden berühmte Forschungsreisende, so vor allen: der 
österreichische „Mappierungsoffizier", wie dort die Offiziere der topo- 
graphischen Abteilung des Gene.ralstabs heißen, Julius v. Payer, der, 
nachdem er durch seine Vermessungen das Ortlergebiet erschlossen hatte, 
sich durch seine Nordpolfahrten einen unsterblichen Naylen machte. 
Die Art und Weise, wie eine Generalstabskarte entsteht, ist nun 
in allen Ländern die gleiche. Das Land wird in einzelne Dreiecke 
eingeteilt, dessen Ecken durch Türme, Stangen oder sonstige weithin 
sichtbare Einrichtungen gekennzeichnet werden. Man kann sich die 
Sache so vorstellen, als ob durch diese Dreieckspunkte, zwischen denen 
die Begrenznngslinien der einzelnen Dreiecke zu denken sind, das ganze 
Land niit einem Netz überspannt würde, das aus zahlreichen Dreiecken 
besteht. Jedes Dreieck wird dann für sich vennessen, wobei die eben 
erwähnten Eckpunkte, die sogenannten „Netzpunkte", vorzügliche Dienste 
leisten. Man bestimmt zunächst ihre geographische Länge und Breite 
und gewinnt dadurch die genaue Grundlage für alle übrigen noch zu 
bestimmenden Einzelpunkte. Deren 
gibt es nun zahlreiche. Bei 
Wanderungen auf Straßen, in Wäl- 
dern, ja sogar auf Wiesen usw. wird 
»um zahlreiche kleine viereckig behau» 
eue, etwa handbreit über den Erdboden 
hervorragende Granitsteine bemerken, 
in deren Oberfläche ottx Kreuz ein¬ 
gemeißelt ist. Diese Steine, die zu 
Hunderttausenden über das ganze 
vS Land zerstreut sind und an denen 
man gewöhnlich achtlos vorübergeht. 
M dienen gleichfalls dem Zwecke der 
|j| Landesvermessung. Durch sie wird 
H jedes große Dreieck wieder in kleinere 
H Dreiecke eingeteilt, deren Inhalt wieder 
H für sich vermessen und genau aufge- 
H zeichnet wird. So erhält man all- 
M mählich ein Bild des ganzen zu oer- 
H messenden Landteils, das der auf- 
■ nehmende Offizier in ein auf dem 
JW sogenannten „Meßtisch" liegendes 
39 Blatt einzeichnet, das deshalb „Meß- 
**3 tischblatt" genannt wird. Es enthält 
M eine Darstellung des Geländes in 
ziemlich großem Maßstabe. Nachdem 
^ aufgenommenen Meßtischblatt wird 
von geübten Zeichnern die eigentliche 
JE Generalstabskarte in kleinerem Maß- 
W stabe aufgezeichnet nnd aus litho- 
frgj graphischem Wege vervielfältigt. 
Diese Karte redet nun ihre be- 
A» sondere Sprache, die sehr klar lind 
H deutlich ist. die man aber verstehen 
K muß. Für alles, was sich aus dem 
W Gelände befindet, hat sie nämlich 
■ ihre eigenen Zeichen. So werden 
H Nadelwälder durch zahlreiche spitze 
^ Winkel dargestellt, die ein Abbild 
der Fichte im kleinen sind. Laub- 
bäume werden durch kleine Kreise 
wiedergegeben. Landstraßen mit 
Alleen bestehen auszwei parallelen 
Strichen, tut denen rechts und links Punkte angebracht sind, die die 
Bäume darstellen. Bei Straßen ohne Bäume fehlen diese Punkte. 
Gewöhnliche Landwege bestehen nur aus einem einzigen Strich. In 
ähnlicher Weise gibt es Zeichen für Eisenbahnen, für Kirchtürme. 
Mühlen, Forsthäuser usw. usw. Die Karte ist so gehalten, das; sich 
das Land in ähnlicher Weise darstellt, als ob man.es, während mcrn 
darüber lnnwegfliegt, von oben sähe. Wer sich also gut in 
den Gedanken, daß er über dem Lande schwebt und darauf herabsieht, 
hineindenken kann, wird sehr leicht imstande sein, GeneralstabskaMn 
zu lesen. Die Höhen werden entweder durch Schraffierung dargestellt, 
die um so dichter wird, je steiler die Böschungen sind oder durch so¬ 
genannte „Höhenkurven", wobei man sich die Erhebungen durch 
parallele, iu gleichmäßigen Abschnitten geführte wagerechte Schnitte 
zerschnitten denkt. Die Schnittlinien geben dann ein getreues Abbild 
der Erhebung, wobei sie wiederum als von oben gesehen gedacht sind. 
Während z. B. die österreichischen Generalstabskarten in der ersterwähnten 
Patromttenritt bayerischer Cheveaulegers durch einen Busch bei St. Mihiel. |Äot. Leipziger Presse-Büro.,
	        
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