Volltext: Kriegsbilder Nr. 30 1915 (Nr. 30 1915)

LSHO- R 
Die Russen in Lodz auf dem unfreiwilligen Marsch nach Deutschland 
unter dem Geleit eines deutschen Bewachungskommandos. 
(Phofc. R. Sennecke.) 
gekommen sind. Ein berühmter 
Feldherr hat einnial gesagt: 
zum Kriegführen gehöre Geld, 
nochmal Geld und zum dritten- 
mal Geld. Wenn wir nun 
auch nicht wissen, wieviel Geld 
dieser Krieg noch verschlingen 
wird, so können wir uns 
doch davon Rechenschaft geben, 
wieviel Geld jeder der krieg- 
führenden Staaten bis jetzt für 
die im Frieden stattfindende 
Vorbereitung des Krieges 
ausgegeben hat. Berechnet man 
die Militärlasten auf Grund 
der Statistik von 1908 bis 
1912 und rechnet man dann 
aus, wieviel jeder Einwohner 
dazu beigetragen hat, so treffen 
in: Durchschnitt der genannten 
Jahre auf Deutschland pro 
Kopf der Bevölkerung und Jahr 
19,56 Mark und auf Oesterreich 
10,16 Mark, auf England hin 
gegen 30,23 Mark, auf Frank- 
reich. 25,51 Mark, auf Italien 
13,89 Mark und auf Rußland 
8,39 Mark. An: teuersten ist 
also das englische Heer, was 
uns ja nicht wundernehmen 
darf, wenn wir bedenken, daß es 
einesteils aus Söldnern besteht 
und andererseits zum größten 
Teil in weiter Entfernung von: 
Mutterland verwendet wird. 
Gehen wir nun von den Vor- 
bereitungen des Krieges zu diesem 
selbst über, so ist die nächst- 
liegende Frage die, wie groß 
die Verluste wohl sein werden. 
Diese Frage läßt sich natür- 
lich noch nicht beantworten, 
aber das läßt sich heute schon 
sagen, daß sie verhältnismäßig geringer sein werden, als in früheren Kriegen, 
was einesteils der Eigenart der Feuerwaffen, andererseits. den Fort- 
schritten der Heilkunde zuzuschreiben ist. Das Geschoß der jetzigen klein- 
kalivrigen Gewehre macht bedeutend geringere und gefahrlosere Wunden 
als die alten großen in früheren Kriegen verwendeten Bleikugeln. Dann 
aber tragen die aseptische Wundbehandlung und sonstige Umstände dazu 
bei, die Verluste herabzumindern. Von allen Kriegen der neueren Zeit 
war der Krimkrieg, der von 1854—1856 dauerte, der verlustreichste. 
Dic Franzosen verloren darin allein 30,9 v. H. ihrer Truppen. Aller-. 
dings wurde nur der geringste Teil dieser Verluste durch die 
kugeln der Russen herbeigeführt: an Verwundungen starben nur 
6 v. H. der französischen Soldaten; die übrigen 24,4 v. H. gingen 
Soldaten beim Gottesdienst in einer katholischen Kirche in Galizien. 
(Phot. A. Gfohs.) 
durch Krankheiten zugrunde. 
So war es fast in allen Kriegen. 
1866 verlor die preußische Armee 
1,8 v. H. ihres Bestandes all 
Krankheiten und nur 1,2 v. H. 
an Verwundungen. Nimmt 
man die Kriege von 1864, 1866 
und 1870/71 zusammen, so ergibt 
sich ein durchschnittlicher Verlust 
an Krankheiten, und Verwun- 
düngen von 3,5 v. H. Da man 
aber im gegenwärtigen Kriege 
durch Impfung und sonstige 
Maßregeln die früher, ins- 
. besondere im Krimkrieg und auch 
1866 so verheerend wirkenden 
Krankheiten wie die Cholera, 
Typhus und Ruhr, fernzuhalten 
verstand, so ergibt sich schon 
aus dieser Tatsache die tröstliche 
Gewißheit, daß wir in diesem 
Kriege voraussichtlich mit ge- 
ringen Verlusten aus derartigen 
Ursachen zu rechnen haben 
werden. Eine in allen Kriegen 
beobachtete Tatsache, die auch 
jetzt wieder in Erscheinung tritt, 
ist die, daß mehr Offiziere fallen 
als Mannschaften. 1870/71 
betrug der Offiziersverlust 
6,6 v. H., der der Mannschaften 
3,1 v. H. Man sucht jetzt 
diese Offiziersverluste dadurch 
zu verhüten, daß man die Uni- 
formen der Offiziere denen der 
Mannschaften möglichst ähnlich 
macht und alle auffallenden 
Abzeichen entfernt. Daß das 
alte Wort „eine jede Kugel trifft 
ja nicht" tatsächlich wahr ist, 
ergibt sich aus dem Umstand, daß» 
im deutsch-französischen Krieg 
erst auf je 13000 abgegebene 
muß also ungeheuer viel gefeuert werden, 
Schüsse ein Toter kam. 
ehe überhaupt ein Treffer erzielt Wird, eine Tatsache, die sich durch die sorg- 
fältige Wahl der Deckungen, die weiten Entfernungen, auf die die Gefechte 
eröffnet werden, usw. erklärt. Das hindert natürlich nicht, daß einzelne 
Regimenter sehr schwere Verluste haben. So verlor 1870/71 das 
16? preußische Infanterieregiment 532 Mann. Da im jetzigen Kriege die 
Flieger eine so große Rolle spielen, sei in Bezug auf sie noch die Tatfache 
angegeben, daß der auf einer Flugmaschiene zurückgelegte Kilometer auf 
etwa 2 Mark zu stehen kommt. Da man in der ersten Klasse der 
Eisenbahn für die gleiche Strecke nur 7 Pfennig bezahlt, so ist das 
Fliegen eine zwar für den Krieg sehr notwendige, aber doch auch eiue 
sehr kostspielige Art der Fortbewegung. 
Großfürst Nikolai Nikolajewitsch, 
der Höchstkommandierende des großen Rückzuges der Russen. 
(Phot. B.I.G.)
	        
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