Volltext: Nr. 65 (65. 1920)

Kr. 65 
Jüdische Nachrichten 
Die Übertragung Strauß' kämpft erfolgreich mit den 
Schwierigkeiten!, welche die an Sonderbegriffen so reiche 
judensprache entgegenstellt. Man spürt die dem Original 
gehaltene Treue und eine trotz dieser Beschränkung er¬ 
folgreiche Nachdichtung. Es ist nur schade, daß die 
kleine Sammlung uns das fürs Lied Wichtigste schuldig 
bleiben muß, die Melodie. Gerade beim Volkslied ist sie 
,ait dem Worte untrennbar verbunden und verleiht ihm 
: die Weihe. Vielleicht schenken uns Verlag und Über¬ 
setzer auch sie noch, um das Versprechen zu erfüllen, 
ejiis sie mit diesem Bändchen gegeben haben. 
Leon Kellner: „Theodor Herzls Lehrjahre" (1860 
bis 1895), A. Löwit Diese« Buch ist eine wertvolle Quelle 
für die Erkenntnis der wunderbaren Persönlichkeit unseres 
Theodor Herzl. Das reiche Material, das Leo Kellner, 
| der persönliche Freund Herzls, hier zum erstenmal ver- 
I .. Tentlicht, gestattet einen Einblick in den Werdegang 
tdes Mannes, an dessen Namen die jüdische Volksbewe¬ 
gung geknüpft ist. Das Buch darf tatsächlich in keiner 
I jüdischen Bücherei, fehlen. 
Jüdisches Religionslehrerseminar in Wien. 
Das Seminar sendet uns folgende Zuschrift: 
Mit Beginn des Schuljahres 1920/21 wird das J ü- 
»i Ische R e li'gi o n sieh r er -Seminar in Wien mit 
[ je einem Jahrgang eines vierjährigen und eines 
f z vv e i j ä h r i g e n Lehrkurses eröffnet. 
Aufnahmswerber (beiderlei Geschlechtes) für den 
lösten Jahrgang des vierjährigen Kurses müssen das 
!. . Lebensjahr zurückgelegt und eine Untermittelschule 
oder die vierte Bürgerschulklasse mit gutem Erfolg ab- 
| -ölviert- haben. 
Für die Aufnahme in den ersten Jahrgang des zwei¬ 
jährigen Lehrkurses wird die Beibringung eines Zeug¬ 
nisses der Reife zum Besuche einer Universität oder das 
| Reifezeugnis einer Lehrerbildungsanstalt gefordert. 
Dem Ansuchen um Aufnahme ist beizulegen: 
1. der Geburtsschein, 
2. das zuletzt erworbene Schulzeugnis, 
3. ein von einem Amtsärzte ausgestelltes Gesund- 
[ iieitszeugnis. 
Eine Aufnahmsprüfung findet nicht statt. 
Gesuche um Aufnahme sind an den Seminarleiter 
Professor Dr. M. R o s e n f e 1 d, XX., Brigittenauerlände 
Nr. 46, zu adressieren. Bezüglich etwaiger in Aussicht 
genommener Stipendien und der aus der Absolvierung 
[. des Jüdischen Religionslehrer-Seminars sich ergebenden 
Anstellungsmöglichkeiten erteilt die Seminarleitung 
Auskunft. y 
Die Aufnahme erfolgt Sonntag, den 11. und 18. Juli 
1920, 10 bis 12 Uhr vormittags, und Mittwoch, den 
f 15: September 1920, 10 bis 12 Uhr vormittags, in der 
< ^eminarkanzlei, II., TemjJfelgasse 3. 
| Für das Kuratorium des Jüdischen Religionslehrer- 
Seminars in Wien: 
Oberrabbiner Dr. H. P. C h a j e 
Helfet den Chaluzim. 
Der Beschluß von SanRemo öffnet unserem' Volke 
'lie Pforten des altneuen Vaterlandes: Erez-Jisrael. Die 
Politischen Voraussetzungen sind gegeben, daß unser 
\ olk — nach zweitausend jähriger Zerstreuung — sich 
endlich ein neues Heim, eine nationale Heimstätte baut, 
An unjs, dem jüdischen Volke, liegt es, die.Arbeit in Erez- 
Jisrael sofort, aufzunehmen und uns durch Opfer und 
Mühe jener Entscheidung würdig zu zeigen, welche die 
Geschichte gefällt hat. Unser Land ruft nach den Pio¬ 
nieren der Arbeit und alle Juden müssen sich jetzt zu¬ 
sammenschließen, um im Augenblick, da die Einwande¬ 
rur nach Palästina frei gegeben sein wird, sie so zu 
g ;> tlten,vdaß sie unserem Lande und Volke Ehre, Segen 
ur i Erlösung bringt. 
Und wer eher als die jüdische Jugend, als unsere 
arbeitsfrohen Chaluzim ist dazu berufen*, auszuziehen 
und, geleitet von hoher Begeisterung, ihre Kraft dem 
Wiederaufbau des Vaterlandes zu weihen! Für diesen 
großen Moment müssen die Juden der ganzen Welt sich 
rüsten und alle nötigen Mittel bereit stellen. Voran aber 
fällt der Judensch aft Wiens die ehrenvolle Aufgabe zu, 
die Einwanderung nach Palästina tatkräftigst zu unter¬ 
stützen, denn der Auswandererstrom aus den Ländern 
Osteuropas wird zweifellos unaufhaltsam über Wien 
gehen, als dem wichtigsten Judenzentrum auf dem Wege 
zu dem einzig freien Hafen Triest. 
Unsere Chaluzim, mit Not. der Hölle der Pogrom¬ 
länder entronnen, sollen während der paar Tage ihres 
unausweichlichen Aufenthaltes in Wien hier jede mora¬ 
lische und materielle Unterstützung finden, auf die sie 
ein begründetes Anrecht haben. Um ihre mitgebrachten 
Reisefonds zu schonen, müssen wir dem Chaluzim unent¬ 
geltliche Unterkunft und Verpflegung bieten, müssen 
wir sie mit Kleidern, Schuhen und Arbeitswerkzeug aus¬ 
rüsten; wenn nötig, mit einer Ergänzung ihrer Reise¬ 
mittel a uszusta tten. 
Um diese Aufgaben zu erfüllen, hat sich im An¬ 
schlüsse an das Palästina-Amt, Wien, das gefertigte 
Fürsorgekomitee gebildet. Es tritt an die Breite jüdische 
Öffentlichkeit mit der dringlichen Aufforderung heran, 
an diesem herrlichen .nationalen Werke mitzuwirken. 
Wir bitten um Spenden, um regelmäßige Besteuerung 
(nach Personenzahl der von Wien abbeförderten Chalu- 
zimi oder nach Transporten oder nach Monaten) und 
nicht zuletzt um die persönliche Mitarbeit aller Willigen. 
Gebet nach Euren Kräften und darüber hinaus, werbet 
und samfmelt und meldet Euch zur Mitarbeit ! 
Spenden sind zu richten an die Allgemeine Depo¬ 
sitenbank, Wien, Filiale IL, Taborstraße 10, mit dem 
ausdrücklichen Vermerk: „Palätsina.-Amt, Fürsorge- 
komitee". Zuschriften und Parteienverkehr bis auf 
weiteres IL, Praterstraße 9/4. 
Palästina-Amt, Wien, „Fürsorgekomit$e für jüdische 
Emigranten,": 
Dr. Egon Zweig Dr. Israel W a 1 d m a n n. 
Vom Vorstand der isr. Kultusgemeinde Linz. 
Die durch den Krieg und seine Folgen hervorgebrach¬ 
ten wirtschaftlichen Verhältnisse haben eine furchtbare 
Unterernährung der Wiener Kinder gezeitigt. 
Es werden daher alle jene, welche in der Lage und 
bereit sind, jüdischen Wiener Kindern während der Fe¬ 
rien. oder eines Teiles derselben Aufenthalt zu geben und 
dieselben zu verpflegen, ersucht, dem Vorstand der 
isr. Kultus gemeinde sofort Mitteilung zu machen. 
Austritte aus dem Judentum. 
Geza. R e s z 1 e r, Beamter, Linz, Schillerstraße 49, geb. 
17. August 1880, Mor, Komitat Feher. 
Karl Bruder, Kaufmann, Linz, Altstadt, geb. 5. Dez/ 
1894 in Linz. J
	        
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