Volltext: Nr. 55 (55. 1920)

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Assentierung kam, war schon die Hauptgase' ausRostorbeu. 
Nur Hasche! Roth stand noch; am Bahnhof, erkannte 
mich, sprach mich mir „Du" an, fragte: „Was macht die 
Vfutter?", nahm, ohne zu fragen, mein Kofferchen und 
schmückte meinen Hut mit. einem Kekrutenstrauß, als ich 
„tauglich" wurde. 
ich grüße dich, Großvaterhaus, den bluugüldoneii 
HoUleuchter, die Spieluhr, den ■Schaukelstuhl mit der 
Schlummerrolle, die Holzgalerie mit der weiten, frei-?» 
Aussicht, den heimlichen Frieden deiner Stuben, den wir 
%ig3nen längst, längst verloren haben. 
Otto A 1) a 1 e k 
Bücher und Zeitschriften. 
Sämtliche hier besptocheheneund hngeführtenjDruck¬ 
werke sind am sehnelisten zu, beziehen durch daslLiteta- 
tur- und Kunstrefgrat des VolksvCTeines „Zion" in Linz 
(Max S o u Ii, Stockhofstxaße 11, Sonntag f bis 11 I hr 
Bethlehemstraße 26). . | 
Arnold Zweig, Drei Erzählungen. Berlin, Wel'tverlag, 
1920. Drei ^Schöpfungen des Dichters sind hier in einem 
Bande vereinigt, die »nicht recht zusammen und auch 
üjhti recht zu seinem Schaffen passen wollen. D^«wei 
kleineren, voh denen wir eine als FeuHletom zum Abdruck 
brachten,,sind sichtlich unter dein Eindruck greller Zeil- 
lieliter entstanden. Sie entsprangen wohl dem Beilui - 
nisse, dem Drängen nach Aktivität Auslösung zu geben. 
Den Hauptteil des Buches nimmt die schon .mßhr als 
zehn Jahre alte „Geschichte der Familie Klopfer" ein, 
Jugendwerk des Dichters. Man iiihlt beklemmt die 
dröße des Planes und wird sieh schmerzlich der Lnzu- ; 
länglichkeit der Erfüllung bewußt. Man bewundert dieS 
Kühnheit, diö es unterhahm, den Riesenstoff in den so 
knappen Kähmen einer Novelle zu spannen; aber nicht 
einmal Skizze 'ist, es, was dem Künstler gelang, ungleich 
ist die Ausführung des Bildes; hier sind es zarte und 
liehevoll gezeichnete Figure!, dort grobe Striche, die 
kaum die Umrisse ahnen lassen. Aber gerade diese 
schaftsordmi.iK verfolgend, zeigt es dem(lieh die £nhalt- 
barkeit der Fiktion Von der Wirtschaftseinheit des Judi¬ 
then Volkes. Mit eigenem statistischen Material belegt, 
es- die ausführlich dargestellten Erhebungsresultate über 
das jüdische Kinder- und Wohnungselend in Wien. Des¬ 
gleichen erfährt das jüdische Hilfs- undl* ürsorgewesen 
eine kritische und sachliche Erörterung. Eine Sammlung 
plastischer Einzelschilderungen mit einer großen- Zahl- 
photographischer Aufnahmen, die unter den denkbar 
schwierigsten Umständen angefertigt wurden, gestatten , 
dem Leser, sich an einer Wanderung durch die Matten, 
der Not, und die Straßen des Elends, durch Massenquar- 
tiere, FUichtlingswohnungen und verrufenen Hauser zu 
beteiligen. Dieses Buch muß jeder lesen, der die feige 
Vogelstraußpolitik nicht länger mitmachen will, der sich 
; voii der allgemeinen Not, die ihn umgibt, von ihren let*- 
: ten Ursachen und ihren beängstigenden Folgen über- 
zeugen will. ' 
Hervorzuheben wäre noch die wirklich gediegene 
und vornehme Ausstattung, die der Verlag dem Werke 
angedeihen ließ. 
„Esra." Monatsschrift, herausgegeben vom Jüdischen 
HoehHchuIaussehnß in Wien. Sonderheft „Dies ist nicht 
unser Weg", eine Kampfansage gegen Zionistik und Ge- 
schäftszionismus und erbeschrift fur reinen Zionismus, 
gewisse Kreise des Parteizionismu&' kommen schlecht weg. 
Das Heft enthält unter anderem Beiträge von Adolf 
Böhm. Albrecht Hellmann, Eugen Höflieh, Elijahu Rap- 
paport und Meier Wiener, 
Mitteilungen 
des Jüdischen Nationalfonds. 
n ton" 
>r vfer- >• 
gestattet. 
Jüdisches Elend in Wien. Bilder und Ih, 
Brunei F i:;o i (Wien, Ii La wit Verlag, 1 
fafcser, ein bewährter Kenner, des Elendes gftd 
sotgeediirichtungen Wiens unterbreitet der Onentlichkt:i< 
hier ein erschütterndes Dokument jüdischer N ot. tin,. 
solchem Dokument- war notwendig, d^nii wiewohl das * 
Wiener Elend zum geflügelten Worte geworden ist, das ; 
jedermann täglich und stündlich im Munde führt, ha^en - 
doch die wenigsten einen auch nur ah nähernd zutreffen-^ 
dep Begriff von der ganzen Tragik der Wirklichkeit, ton^ 
der Ausbreitung der Armut als Mayener schein ung.|--p 
Über die Ursachen yolknd*, die .unseren sozialen Miß-f 
ständen zugrtmdeUegep^herracht. .emtaui|licbe l; njlarheü. . 
Nur so ist es zu erklären» uäß parteifanatische IliiaUMei i 
die Existenz und das ersi'bwkep^le I msichgrfeit^n des , 
jüdischem Eltods in Wie^und anderwärts leugnen nute, 
nur so war es möglich, daß die vagsten und unrichtigsten ^ 
Vorstellungen über das judi^kQ.Äaorge- und A*menv 
wüsen irrtlen breitesten- Kreisen Eingang JhkWkÄnten.# ~iH J# V . » * • ■ i i« 
Das vorliegende Buch will,damit endgültig auiraumen fy« ||ß Infi Crhßll f10CllP!Cnfßü . 
und Klarheit schaffen. Die mannigfachen Verkettungen HCl MCI IUI UW f,JUMl$JUlI&ll 
des Elecndproblem^ huierhäll^ der büvg</i liehen ^eseli-. 
Dem Hauptbüro des Jüdischen Nationalfonds ist 
kürzlich durch eine englische Bank ein Scheck über 
10.000 L. von. einem Spender, der nicht genannt sein 
will, zugekommen. Gleichzeitig wurde dem Hauptbüro, 
mitgeteilt, daß bei ^in^rn Londoner Ee,chtsanwalft ein 
Testament, zugunsten des Jüdischen Nationalfonds in der 
Höhe von zirka 25.000 L. fällig geworden ist. 
Ungeachtet der gelegentlichen größeren ZaiWendun¬ 
gen und Spenden erfordern die Aufgaben des Jüdischen 
Nationalfonds in Palästina einen derartig planmäßigen 
Ausbau seiner ^esariitÄ Organisatiori, daß er auf regel¬ 
mäßige Einnahmen zur Deckung seiner Erfordernisse 
rechnen muß. 
Zu diesem Zwecke sollen jetzt Landeskönferehsren 
der Nationalfond«-Kommissäre und Vertrauenslqute ein¬ 
berufen werden. In Deutschland hat im Janher eine 
solche Konferenz stattgefunden, auf der ein genaues 
Arbeitsprogramm für die Aufbringung von 4 Millionen 
Mark in Deutschland im Jahre 1920 aufgestellt wurde.
	        
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