Volltext: Nr. 37 (37. 1919)

Nr. 37 
Jüdische Nachrichten 
unseres kleinen Städtchens und eine Anzahl Kunstkräfte 
aus eigenem Kreise trug ihr Bestes hiezu bei. Herr Paul 
Hirschler erfreute die Gesellschaft durch sein virtuoses 
Klavierspiel, Herr Pollak durch seine ernsten und hei¬ 
teren Vorträge, zum erstenmal hörte man Theodor 
Zlocistis „ Juoa Maccabis Gebet" und „Sturm" von Morris 
Bosenfeld neben Bedas „Die göttliche Selma". Nicht 
wenig trug zur heiteren Stimmung Herrn Arnsteins 
Violinbegleitung zu dem flotten Klavierspiel des Herrn 
Hirschler bei, wTelchre, als Terpsichore in ihre Rechte trat, 
die Tanzmusik besorgten. Nicht zuletzt sei dankbarst 
Frau Surkins Erwähnung getan, welche mit reiner, 
glockenheller Stimmer einige Lieder zum Besten gab und 
hiedurch von guter Schulung Zeugnis ablegte. Mögen 
auch die übrigen jüdischen Festtage, wie diesmal Simchath 
Thcra, Anlaß zu freudigen Zusammenkünften geben. 
Anzeige. 
Das Literatur- und Kunstreferat und der Lesesaal 
des Einzelverein „Zion", sowie die jüdische Volksbiblio¬ 
thek (Bethlehemstraße 26, Tempelgebäude, 2- Stock), sind 
von nun an nur Sonntag 9—11 Uhr geöffnet. 
Bücher und Zeitschriften. 
die Möglichkeiten für die Verwirklichung ihrer so weit 
gesteckten Ziele aufgezeigt hätte. 
Eine Fülle von bereits bekannten Tatsachen, Zahlen 
und Erkenntnissen verarbeitend und reiches neues Mate¬ 
rial darbietend, dürfte man das Werk gleichsam als den 
Operationsplan der zionistischen Leitung bezeichnen und 
es ist deshalb nicht allein von Augenblicksinteresse, son¬ 
dern wird noch nach Jahrzehnten für den jüdischen Histo¬ 
riker nicht minder wichtig sein, wie die militärischen 
Pläne für den Erforscher der Weltkriegsvorgänge. Aber 
derzeit ist es noch weit entfernt, Geschichtsquelle zu sein, 
sondern jedes seiner "Kapiteln ist ein lebender Finger¬ 
zeig für jeden, dem Palästina am Herzen liegt. 
BRIEFKASTEN. 
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88 Sß 
Rses 
Sämtliche hier besprochenen und angeführten Druck¬ 
werke sind am schnellsten zu beziehen durch das Litera¬ 
tur- und Kunstreferat des Volksvereines „Zion" in Linz 
(Max Sonn, Stockhof Straße 11, Sonntag 9 bis 11 ühr 
Bethlehemstraße 26). 
Dr. Artur Ruppin: „Der Aufbau des Landes Israel." 
Ziele und Wege jüdischer Siedlungsarbeit in Palästina. 
(Jüdischer Verlag, Berlin 1919.) 
Schon im April dieses Jahres ist dieses Buch 
vollendet worden, aber noch immer ist es nicht weniger 
aktuell und bedeutsam als im damaligen Moment; und 
das will bei dem' Gegenstand, dem es gewidmet ist, nicht 
wenig sagen. Damals konnte man noch glauben, daß die 
restlose Verwirklichung der Idee einer jüdischen-Heim¬ 
stätte in Palästina nur eine Frage von Wochen sei und 
nur einige diplomatische Schwierigkeiten uns davon noch 
abhielten. Inzwischen haben uns die lange Wartezeit, 
die zum Wesen der hohen Staatskunst zu gehören scheint 
und nicht zuletzt eine durch Ruppins Buch geförderte 
Diskussion in unserer Mitte darüber belehrt, daß der 
Aufbau des jüdischen Landes nicht vor sich gehen kann, 
wie wir, in unserem Sehnen und Wünschen schrankenlos 
wie das Leiden unseres Volkes, vermeinten. 
Die sachlichen — man möchte fast sagen geschäfts¬ 
mäßig nüchternen — Darlegungen Ruppins sind geeignet, 
jede Illusion zu zerstören, keine phantastischen Pläne 
aufkommen zu lassen; dafür flößen sie gerade durch ihre 
Art Vertrauen und Zielsicherheit ein. Ob Ruppins Be¬ 
rechnungen stimmen, kann der Laie nicht entscheiden. 
Aber daß ein Mann voller Verständnis für die zu lösende 
Aufgabe und mit umfassender Kenntnis der \ erhältnisse 
klaren Sinnes und bei aller Kühle der Darstellung doch 
mit warmen Herzen und vor allem voll Verantwortliche 
keitsgefühl hier ein Programm entwirft für die auch in 
diesem engen Rahmen noch grandiose Leistung, das spürt 
uian auf jeder Seite des aufschlußreichen Buches. Von 
Seiten der maximalistischen Zionisten ist bisher noch 
nichts geschehen, was in gleich ernstzunehmender Weise 
Mehreren Freunden unseres Blattes. Wir freuen 
uns, wenn die letzte Nummer Ihren Beifall gefunden 
hat. Wenn uns unsere Leser nur kräftig unterstützen, 
dann werden wir gerne öfters derartige Beilagen ver¬ 
anstalten. 
D'Annunzio. Zu Beginn des österreichisch-italie¬ 
nischen Krieges wollte die „Reichspost" aus dem Dichter 
' tatsächlich einen geborenen Rappapört machen. Jetzt hat 
dieser aber einen Aufruf erlassen, worin er den Konflikt 
zwischen Italienern und Südslawen als Produkt einer 
jüdischkapitalistischen Mache hinstellt. Machen Sie sich 
einen Reim daraus, wir verstehens nicht! 
Zur gefl. Beachtung. 
Mit Rücksicht auf die durch die Kohlen not entstan¬ 
denen bekannten Schwierigkeiten im Druckereibetriebe 
sehen wir uns gezwungen, den allwöchentlichen Redak¬ 
tionsschluß für Dienstag abends festzusetzen, und 
bitten alle unsere Mitarbeiter, Inserenten etc. hievon 
Kenntnis zu nehmen. 
Vom Vorstande der Israel. Kultusgemeinde 
Lfflz. 
Religionsunterricht. 7/ur Entgegennahme von Wei- 
sungen bezüglich des Religionsunterrichtes im heurigen 
Schuljahr finden sich die Mittel- und Bürgerschüler am 
Sonntag den 20. Oktober von 8 bis 9 TThr im Gebäude 
des Staatsgymnasiums, die Schülerinnen des Mädchen¬ 
lyzeums und der Bürgerschulen am gleichen läge von 
9 bis 10 Uhr im Gebäude der Mädchenbürgerschule 
Neustadt, Mozartstraße, ein. t)er Jugendgotteedienst 
findet ab Samstag den 25. Oktober, 2 ühr nachjnittags, 
regelmäßig statt. 
Mitteilungen des jüdischen Berufsamtes. 
Infolge Abreise der bisherigen Leiterin der Filiale 
Linz des jüdischen Berufsamtes, Frieda Mittler, über¬ 
nimmt deren Agenden Paula Schwager. Sprech¬ 
stunden Montag und Mittwoch von 5 bis 7 TThr im zio¬ 
nistischen Büro, Linz, Bismarckstraße 8. 
Die Bedeutung des jüdischen Berufsamtes, seine 
Wichtigkeit in der Berufsberatung und Berufsumschich¬ 
tung ist in den Kreisen der jüdischen Öffentlichkeit noch 
immer zu wenig bekannt. 
Jüdische Arbeitgeber, jüdische Arbeitnehmer, jü¬ 
dische Jungens und Mädchen, die Ihr an die Berufswahl 
schreitet, bedient Euch des jüdischen Berufsamtes!
	        
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