Volltext: Nr. 36 (36. 1919)

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Jüdische Nachrichten 
V e r mäh 1 u n g. Am 21. Oktober 1. v J, findet 
in Wien die Vermählung des Herrn Norbert Kron- 
b e r g e r mit Fräulein Olga Kellner statt. 
Am 19. Oktober findet in Wien die Vermählung des 
Herrn Ing. Isidor P o 1 1 a k mit Fräulein Erna Ö s t e r- 
r e i c h e r statt. 
Jüdischer Turn- und Sportverein. 
Bei der am Samstag den 11. Oktober stattgehabten, zahl¬ 
reich besuchten Mitgliederversammlung; wurden die Turn¬ 
stunden wie folgt bekanntgegeben : 
Damenturnen jeden Dienstag von ^,7 bis %9 Uhr 
abends; 
Herrenturnen jeden Donnerstag von bis ^2,9 Uhr 
abends. 
Die Turnstunden für die Schüler und Schülerinnen 
werden erst später bekanntgegeben werden. 
Als Turnsaal wurde derjenige von der Wagschule 
in der Altstadt zur Verfügung gestellt. 
v Der Beginn der Kurse wurde bereits für diese Woche 
festgesetzt (14. und 16. Oktober). Weitere Beitritts¬ 
anmeldungen werden in den Turnstunden entgegen¬ 
genommen. 
Steyr. 
Verlobung. Herr Alfred Schimmer- 
ling in Steyr hat sieh mit Fräulein Gisela II o 1 z e r, 
Tochter des Kaufmannes Alois Holzer in Petzenkirchen, 
verlobt. 
Amstetten. 
Am 28. September 1. J. fand im Hotel Schmidt 
die gründende Versammlung des „Jüdischen Volks¬ 
vereines" statt, die sehr gut besucht war. Der Verein 
sucht alle jungen und alten Kräfte zusammenzufassen 
und neues, pulsierendes jüdisches Leben in weite Kreise 
unseres Bezirkes zu tragen. 
Der Sohn unseres Rabbiners, Herr Hans Bertisch, 
hielt bei dieser Gelegenheit einen sehr beifällig auf¬ 
genommenen Vortrag über das Werden und Wesen des 
Zionismus. 
Herr Bürgerschuldirektor Holzer zeigte die Wege 
zur Gesundung der Kultusgemeinde. 
An der anschließenden Debatte beteiligten sich ins¬ 
besondere die Herren cand. jur. Pollatsche k, 
Hermann W o z a s e k, Gerichtsoff. Berger und Frau 
Rosa F i a 1 a. 
Es wäre sehr wünschenswert, wenn dem Verein 
recht viele Mitglieder, insbesondere auch die auswärtigen 
Angehörigen der Kultusgemeinde beitreten würden. 
„Jüdische Morgenpost" 
Wien II., Taborstrasse 52 b. 
ist die einzige Tageszeitung in jüdischer Sprache, in 
Österreich und in allen Nationalstaaten wie auch im 
Auslande stark verbreitet. 
Die „Jüdische Morgenpost''' bringt die ausführ¬ 
lichsten Nachrichten über jüdische Angelegenheiten 
in Palästina und in der ganzen Welt, und Aufsätze 
von den besten, jüdischen Schriftstellern. 
Die „Jüdische Morgen post" ist ein ausgezeith- 
netes Organ für Insertionszwecke. 
Nr. 36 
Mitteilungen 
des Jüdischen Nationalfonds und des 
Palästina-Amtes. 
Die Ereignisse in Palästina. 
Das Kopenhagner zionistische Büro schreibt: 
Große Beunruhigung haben die Ereignisse in Palä¬ 
stina in den Reihen unserer Gesinnungsgenossen hervor¬ 
gerufen. Unsere Freunde sehen nur die äußeren Ereig¬ 
nisse und kennen nicht die innere Lage. Palästina ist 
zurzeit für alle Völker geschlossen und auch für das 
unsrige. Es gibt fast keine Ein- und Ausreisenden. Für 
die Einreise in das Land ist eine spezielle Erlaubnis er¬ 
forderlich, die nicht leicht zu erhalten ist. Im Lande 
-elbst gibt es vorläufig kein normales Verkehrsleben, 
keinen An- und Verkauf von Boden und unbeweglichen 
(Hitern; Konzessionen für irgendwelche öffentliche Ar¬ 
beiten werden nicht erteilt. Im Lande herrscht Kriegs¬ 
zustand, die Beziehungen der Regierungsbeamten zu d u 
Einwohnern im allgemeinen und zu den jüdischen ins¬ 
besondere sind solcher Art, wie sie unter Kriegszustand 
zn sein pflegen. Es wird eine intensive Propaganda 
durch arabische Politikmacher in Szene gesetzt, um) einen 
starken Widerstand gegen die Balfoursche Deklaration 
her vi rzurufen. Die Landesbehörden erklärten, daß sie 
keinen Schritt zugunsten unserer Sache tun können, so¬ 
lange die Friedenskonferenz die Grundfrage nicht *mt- 
schieden hat. Ihnen falle nur eine Aufgabe zu: Ruhe 
und Ordnung im Lande aufrecht zu erhalten, namentlich 
nach den Unruhen und Revolten im angrenzenden 
Ägypten. Zuweilen ist sogar eine Neigung für die 
Araber, die die Mehrheit im Lande bilden, zu bemerken. 
Es ist daher selbstverständlich, daß ein solcher Zustand, 
der bereits anderthalb Jahre dauert — seit dem Tage, da 
die Engländer in das Land einmarschierten, ist kein ein¬ 
ziger Schritt für die Verwirklichung der großen Hoff¬ 
nungen, die wir in sie gesetzt haben, unternommen wor¬ 
den — eine gedrückte Stimmung unter den Juden in 
Palästina und Verzweiflung unter unseren Brüdern in 
den verschiedenen Ländern, die auf einen baldigen Auf¬ 
bruch nach Palästina warten, hervorgerufen hat. Auch 
über diese Verhältnisse, die wir nicht bestreiten und 
deren Ernst wir einsehen, können wir nur sagen, daß 
auch hier Geduld und starke. Nerven notwendig sind. 
Was in dieser Übergangszeit geleistet werden kann, um 
die Lage im Lande zu bessern und die Beziehungen der 
lokalen Behörden günstiger zu gestalten, wird von 
unserer Seite aus getan. Zwischen uns nnd den Ver¬ 
tretern der englischen Regierung in London einerseits 
und in Palästina und Ägypten anderseits werden dauernd 
Verhandlungen geführt. Wir hoffen, daß sich die Lage 
besser gestalten wird. Aber ein Umschwung zu unseren 
Gunsten wird erst dann eintreten, wenn die Friedens¬ 
konferenz unsere Frage geregelt hat. Die englische 
Regierung wird mit einer intensiven Arbeit zur Verwirk¬ 
lichung unseres Ideals in dem Moment beginnen, wo sie 
von der Friedenskonferenz das Mandat hiezu erhält.
	        
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