Volltext: Zeitschrift des Münchener Alterthums-Vereins XIV und XV Jahrgang (XIV. / XV, Jahrgang / 1903/04)

WOLFGANG LEB. 
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präzisieren. Es betrifft dies zunächst die Bildung 
der Köpfe. Vergleicht man die sieben Köpfe des 
Mittelfeldes, so erkennt man unschwer an ihnen 
eine gewisse Verwandtschaft, man möchte von Fami¬ 
lienähnlichkeit sprechen. Das Bestimmende hiefür 
ist vor allem die runde Bildung des Stirnbeins, die 
fast einer Viertelkugel gleichkommt. Die hochge¬ 
zogenen Augenbogen, die ziemlich scharfkantig gegen 
die Stirne absetzen, das starke Hervorquellen der 
Augäpfel, die Stumpfnasen, die festgeschlossenen 
Lippen kehren bei sämtlichen Köpfen mit nur ge¬ 
ringen Modifikationen des Gesamtausdruckes wieder. 
Es kann kein Zweifel bestehen, dass Wolfgang Leb 
hier kaum besonderer Naturstudien sich bediente, 
höchstens könnte man bei dem Kopfe Ulrichs von 
Sempt an ein bescheidenes Modellstudium, an einen 
Versuch bestimmter Individualisierung denken; 
doch kann auch von einer solchen nur ganz allgemein 
die Rede sein. Entschieden glückt dem Meister 
dagegen die Widergabe eines bestimmten Indivi¬ 
duums da, wo er dasselbe studieren kann; das be¬ 
kundet uns das Porträt des Abtes Leonhard mit 
5. Grabplatte an der Friedhofmauer zu Oberaudorf. 
6. Grabplatte der Familie Wolfgang Gumplczheimer an der 
Pfarrkirche zu Wasserburg. 
dem gutmütig behäbigen, aber nicht sonderlich 
durchgeistigten Gesicht. 
Die Platte zeigt ausgeprägten Hochreliefstil, 
der nicht nur im Figürlichen, sondern auch im Or¬ 
namente, so besonders in den Wappen des Fuss- 
endes deutlich zu Tage tritt (Abb. i). Gerade bei 
diesen letzteren weist der scharfe Kontrast und das 
wechselseitige Spiel von Licht und Schatten auf die 
bedeutenden Höhendifferenzen hin. Kein Steinmetz 
Altbayerns mehr hat in ähnlicher Weise so tech¬ 
nisch geschickt den Meissei geführt, keiner aber 
auch hat die Eleganz einer Helmzier so auszudrücken 
vermocht, wie Wolfgang Leb. Wir werden sehen, 
wie charakteristisch gerade die letztere für seine 
Arbeiten ist. 
Man wird nicht fehlgehen, wenn man die all¬ 
gemeine Anordnung des Hochgrabes oder doch jene 
der Deckplatte in ihrem ganzen bildlichen Inhalte 
auf den Wunsch des Bestellers, des Abtes Sebastian, 
zurückführt. Fast erscheint des Guten — ich denke 
hier besonders an die Häufung der Figuren im 
Mittelteil — zu viel getan, zumal wenn man bedenkt,
	        
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