Volltext: Bruckner-Blätter Nummer 1 1929 (Nummer 1 / 1929)

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Auf Grund der von Prof. Franz Moißl ausgearbeifefen und von Univ.- 
Prof. Dr .Hans Sperl überprüften Satzungen entstanden in rascher Folge 
die Bruckner-Landesbünde in der Schweiz, in Württemberg, Wien 
mit Niederösterreich und in Oberösterreich. In Hamburg 
bildete sich eine Gruppe zur Rettung der Bruckner-Orgel unter dem Vor 
sitz des Oberbürgermeisters Petersen. Eine selbständige Gemeinde zur 
Pflege der geistlichen Musik Bruckners war inzwischen in München er 
standen. 
Bei den Bemühungen Prof. Moißls, auch in Leipzig einen Bruckner- 
Bund ins Leben zu rufen, suchte und fand der dortige Proponent Dr. Karl 
Krieser, stark unterstützt von Dr. Hugo Löbmann, die Mitarbeiterschaft des 
Hauses Breitkopf und Härtel. Der Chef der Firma, Dr. Hellmuth 
v. Hase, interessierte sich für die Sache und man beschloß, die schon ur 
sprünglich geplante Vereinigung aller Brucknerfreunde zu einer „Bruckner- 
Gesellschaft/* nunmehr wirklich zu vollziehen. Nach einjähriger Vor 
bereitung gelang es am 9. Oktober 1927, im Buchgewerbehause zu Leip 
zig bei Anwesenheit von Vertretern aller genannten Brucknergemeinden 
sowie der schon früher bestandenen Berliner Brucknervereinigung die 
„B r u c "k n e r - G e s e 11 s ch a f t, Sitz Leipzig** zu gründen. 
Leider sah sich die Leitung der Gesellschaft und ihr ganzer übriger 
Organismus infolge der verlangsamten Verhandlungen, die zwischen der 
Firma Breitkopf und Härtel und der Wiener Nationalbibliothek 
betreffs der kritischen Gesamtausgabe schwebten, gänzlich gehemmt. Die 
Situation änderte sich erst, als die Nationalbibliothek erklärte, die Gesamt 
ausgabe nunmehr selbst in die Hand genommen zu haben, und zwar in 
Verbindung mit der Verlagsfirma Dr. Benno Filser in Augsburg. Mit 
der Sicherung und sofortigen Inangriffnahme der Gesamtausgabe war die 
Krise mit einem. Schlage überwunden, das erste Vereinsjähr hatte trotz der 
besorgniserregenden Hindernisse einen wahrhaft großen, positiven Erfolg 
aufzuweisen. 
In der am 2. Dez. 1928 im Rathause zu Augsburg abgehaltenen Vor 
standssitzung, in welcher der Vertreter der Wiener Nationalbibliothek Univ.- 
Dozent Dr .Robert Haas und der Chef des Verlagshauses Breitkopf und 
Härtel Dr .v. Hase die nötigen Aufklärungen gaben, erklärte sich letzterer 
bereit, die Stelle des Schatzmeisters an Dr. Benno Filser abzutreten, jedoch 
weiter im Vorstand verbleiben zu wollen, wozu er von der Versammlung ein 
mütig eingeladen worden war. Somit erschien die ganze Angelegenheit zur 
Zufriedenheit aller Beteiligten endgültig geregelt. 
In der Augsburger Sitzung wurde die Umwandlung der Gesellschaft in 
die „Internationale Brucknergesellschaft* 4 grundsätzlich be 
schlossen und der Antrag Moißls, den Sitz nach Wien zu verlegen, ein 
stimmig angenommen. 
Mit Rücksicht darauf, daß der Bruckner-Gesellschaft hinsichtlich der 
Veranstaltung einer kritischen Gesamtausgabe (siehe Satzungen: § 3, Mittel 
zur Errichtung des Gesellschaftszweckes, Punkt 1) die Priorität zukommt und 
daß sowohl die Herausgeber wie auch sämtliche Mitarbeiter zu den Mit 
gliedern der Bruckner-Gesellschaft gehören, kam der Generaldirektor der 
Nationalbibliothek Univ.-Prof. Dr. Josef B i c k dem berechtigten Wunsche 
nach, die Bruckner-Gesellschaft auf dem Titelblatte der kritischen Gesamt 
ausgabe ausdrücklich zu nennen. Es wird dort heißen: „Kritische Gesamt 
ausgabe, im Aufträge der Generaldirektion der Nationalbibliothek mit För 
derung der Internationalen Bruckner-Gesellschaft herausgegeben von Robert 
Haas und Alfred Orel.** Es ist mir eine besondere Freude, dem inter 
venierenden Herrn Bundesminister für Unterricht Rieh. Schmitz und dem 
Herrn Generaldirektor für ihr Entgegenkommen zu danken. 
Dr. Benno Filser, der nebst den Denkmälern der Tonkunst in Bayern 
auch die kritische Gesamtausgabe der Werke Karl Maria v. Webers heraus 
gibt und zufolge seines inneren Verhältnisses zu Bruckner alles daransetzen 
wird, an der Spitze seines Verlages das große Unternehmen der Wiener 
Nationalbibliothek würdig zu Ende zu führen, hat sich als Leiter unserer 
Geschäftsstelle in dankenswerter Weise bereit erklärt, die noch ungedeckten
	        
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