Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

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pfeifen und 7ohlen, daß Mensch und Tiere rasend werden 
konnten. Ich erschrak vor dieser gräßlichen Musik und um die 
fürchterlich verstimmten Schreier zum Schwingen zu bringen, 
langte ich mit fieberhafter klagst nach den unheilvollen Negister- 
Knöpfen: aber mein klrm war zu Kurz, in der Eile vergaß ich 
alle Vorsicht — ich verlor das Gleichgewicht, Kugelte vom Grgel- 
stuhl herunter, und plumps siel ich der Länge noch auf das 
Pedal (Fußtasten) — cumpeldipumpel Kollerte der große Grgel- 
stuhl hinter mir her und stürzte gerade auf mich, so daß ich da- 
runter lag wie die Maus unter der Teigschüssel. Nun schnurrten 
aber die Pässe in ihrer fürchterlichen Grundgewalt, pauke, 
Posaune und pombardon, dazwischen ein Sausen und Vrausen, 
als ob der Tauernwind über fünf 7öcher herübecblase. Ich suchte 
mich aufzurichten, aber die Last des Grgelbockes drückte zu schwer 
auf mich, ich kam nicht los. 7e hilfloser ich auf dem Pedal herum 
krabbelte, desto ärger stöhnten und heulten und ächzten und 
pusteten die schändlichen vässe, es schien, als ob die alte Orgel 
am klusgeistern wäre . . . klber Kam dir denn niemand zu 
Hilfe? Nein, es war niemand imstande dazu. Drei Sänger 
lagen auf dem poden und wälzten sich in einem Lachkrampfe, 
mehrere andere hielten sich umarmt, um nicht zu zerspringen, die 
Sängerinnen hockten mit verkehrtem Nücken auf der kniebank 
und waren ganz braun vor Lachen, der palgtreter kniete auf 
seinem Tritt und lochte Tränen. Die Orgel war schließlich doch 
das vernünftigste Wesen unter uns allen. Sie schwieg endlich still, 
weil ihr der kltem ausgegangen war. 
Mit großer Mühe und klnstrengung gelang es mir, mich 
langsam aus der bedrängten Lage zu erretten. Ich stellte den 
Gcgelbock wieder auf, stieß die verhängnisvollen Negister hinein, 
setzte mich glührot vor Scham in Positur und spielte nun ganz 
Kleinmütig mit drei zahmen Negistern ein leises Vorspiel. Nber 
die Sänger waren nicht fähig zu singen: immer neues Gekicher- 
Gepfnigge und Gepfnugge, immer neue klnfälle von Lachkrämpfen. 
Ich kommandierte: „Linsetzen!", ich nickte mit dem Kopse den 
Takt. Endlich begann der Sopran: 
„Kyrie — kyci — hihihihihih!" 
Der Tenor folgte: 
„Kyrie — hehehehehehe" 
Die Pässe wollten den Lensten spielen und fuhren kräftig drein : 
„Lleison — eleiso — hohohohohoho" 
kllles ging aus den Fugen und aus dem Leim. 
Da plötzlich wurde es dunkel an meiner Seite. Ich schaute 
empor und sah zu meinem Entsetzen den Meister Kiesel mit zorn 
glühenden klugen neben mir stehen. Lr war soeben im Eilmarsch 
von der Kirche zu mir herausgestürmt, um der Ketzerei und dem 
Heidenrummel aus seinem Ehor ein Ende zu machen. Das erste, 
was er tat, war — er zog zwei ganz neue Negister, aber nicht 
an der Orgel, sondern links und rechts an meinem Kopf. ich 
gab auch wie jedes ordentliche Negistec sofort pflichtschuldigst 
Laut aus und ließ ein schrilles: „klu weh — weh!" erklingen.
	        
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