Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

162 
alle zusammen in das Wasser gehen, wenn ein solches jenseits 
des Steges auf der Zirderwiese sei. 
..wenn aber das Wasser auf der wiese so tief wäre, daß es 
über das Haupt eines Erwachsenen hinausginge?" fragte ich. 
..So kehrten wir wieder um!" antworteten sie. — ..wenn 
aber erst das Wasser mit Gewalt daherkäme, wenn ihr bereits 
über den Steg gegangen wäret und euch auf der wiese befändet, 
was tätet ihr dann?" — „Das wissen wir nicht!" — Ich fragte 
sie. wielange sie von den Steinhäusern und Karhäusern hieher 
brauchten und erhielt die Antwort: eine Stunde. So weit mochten 
auch die genannten Häuser wirklich entfernt sein. Sie liegen jen 
seits der Zirder auf einem ebenso unfrud)tbaren Loden wie das 
Kar. aber ihre Lewohner treiben viele Geschäfte, namentlich 
brennen sie kalk aus ihren Steinen und verführen ihn weit. 
Ich fragte, was sie im Winter täten. ..Da' gehen wir auch 
herüber!" — „wenn aber das Schneewasser auf der wiese ist?" 
— „Da ziehen wir die Schuhe nicht aus. sondern gehen mit ihnen 
durch!" — „Und wenn der Steg eisig ist?" — „Da müssen wir 
achtgeben." — „Und wenn außerordentliches Schneegestöber ist?" 
— „Das macht nichts!" — „Und wenn ungeheuer viel Schnee 
liegt und kein weg ist?" — „Dann bleiben wir zuhause!" 
In diesem Augenblick kam der Pfarrer mit den letzten 
Kindern gegen mich heran. Ls war auch Zeit: denn die Kinder 
waren bereits so zutraulich geworden, daß mir ein winzig kleiner 
Knabe, der den Grund und Anfang aller Wissenschaft auf einem 
kleinen Papptäfelchen trug, seine vuchstaben aufsagen wollte. 
Da mich der Pfarrer in der Mitte der Kinder ansichtig 
wurde, grüßte er sehr freundlich und sagte, das sei schön von mir. 
daß ich auch zur Hilfe herbeigeeilt wäre. Ich erschrack über diese 
Zumutung, sagte aber gleich, ich sei eben nicht zur Hilfe herbei 
geeilt. da ich nicht gewußt hätte, daß Kinder über den Steg 
kommen würden: aber wenn Hilfe nötig geworden wäre, so 
würde ich sie gewiß auch geleistet haben. 
Lei dieser Gelegenheit, als ich ihn so unter den Kindern 
stehen sah. bemerkte ich. daß er bei weitem tiefer im Wasser ge 
wesen sein müsse, als die Kinder: denn ec war bis über die 
Hüften naß und dies Hätte bei manchem Kinde beinahe an den 
hals gereicht. Ich begriff den Widerspruch nicht und fragte ihn 
deshalb. Er sagte, das sei leicht zu erklären, der wennenbauer. 
dem das überschwemmte Stück wiese gehöre, auf dem er eben 
im Wasser gestanden sei. habe vorgestern Steine aus der wiese 
graben und wegführen lassen. Die Grube sei geblieben. Da er 
nun heute die wiese mit Wasser übergedeckt gesehen habe, glaubte 
er. daß der weg der Kinder etwa nahe an der Grube vorbei 
gehen und daß eines in derselben verunglücken könnte. Deshalb 
habe er sich zur Grube gestellt, um alle Gefahr zu verhindern. 
Da sie aber abschüssig war. sei er selber in die Grube geglitten, 
und einmal darin stehend, sei ec auch darin stehen geblieben. 
Lines der kleinen Kinder hätte in der Grube sogar ertrinken
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.