Volltext: Aus dem Garten Österreichs (Oberösterreich). (Folge 7 / 1926-27)

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nieder, gleichsam wie ein Schwarm Vögel, der durch die Luft ge 
flogen kommt und an einer kleinen Stelle einfällt, und ich konnte 
unschwer wahrnehmen, daß sie sämtlich damit beschäftigt waren, 
Schuhe und Strümpfe auszuziehen. 
Ms sie damit fertig waren, ging ein Knabe über den Steg 
herab und behutsam in das Wasser. Ihm folgten die andern. Sie 
nahmen auf ihre Höschen keine Rücksicht, sondern gingen damit 
tief in das Wasser und die Löckchen der Mädchen schwammen 
um ihre Füße in dem Wasser herum. Zu meinem Erstaunen er 
blickte ich jetzt auch mitten im Wasser eine größere, schwarze Ge 
stalt, die niemand anderer war als der arme Pfarrer im Kar. 
Er stand fast bis an die Hüften im Wasser. Ich hatte ihn früher 
nicht gesehen und auch nicht wahrgenommen, wie er hineinge 
kommen war, weil ich mit meinen klugen immer weiterhin gegen 
den Steg geblickt hatte und sie erst jetzt mehr nach vorn richtete, 
als die Kinder gegen meinen Standpunkt heranschritten, kille 
Kinder gingen gegen den Pfarrer zu, und nachdem sie eine weile 
bei ihm verweilt und mit ihm gesprochen hatten, traten sie den 
weg gegen das Ufer an, an dem ich stand. 
Da sie ungleich vorsichtig auftraten, so zerstreuten sie sich 
im hergehen durch das Wasser, erschienen wie schwarze Punkte 
auf der glänzenden Fläche und kamen einzeln bei mir an. va 
sah ich, daß keine Gefahr in dem überaus seichten Über 
schwemmungswasser vorhanden sei, blieb ich auf meiner Stelle 
stehen und ließ sie herankommen. Die Kinder blieben nun bei 
mir stehen. Sie sahen mich anfangs mit trotzigen und scheuen 
klngesichtecn an; aber da ich von lugend auf ein Kinderfreund 
gewesen bin, da ich stets die Kinder als Knospen der Menschheit 
außerordentlich geliebt habe, da zuletzt auch Keine klrt von Ge 
schöpfen so schnell erkennt, wer ihnen gut ist, und auf diesem 
Loden ebenso schnell vertrauen gewinnt als Kinder: so war ich 
bald von einem kreise plaudernder und rühriger Kinder um 
ringt, die sich bemühten, Fragen zu stellen und Fragen zu beant 
worten. Es war leicht zu erraten, auf welchem Wege sie sich be 
fanden, da sie sämtlich an ledernen oder leinernen Ländern ihre 
Schultaschen um die Schultern gehängt hatten, weil aber auch 
ich meine Tasche und mein Fach an meinem ledernen Memen 
um meine Schulter trug, so mochte es ein lächerlicher klnblick 
gewesen sein, mich gleichsam wie ein großes Schulkind unter den 
kleinen stehen zu sehen. Einige bückten sich und waren bemüht, 
ihre Schuhe und Strümpfe wieder anzuziehen, andere hielten sie 
noch in den Händen, sahen zu mir auf und redeten mit mir. 
jch fragte sie, woher sie kämen und erhielt zur klntwort, 
daß sie aus den Karhäusern und Steinhäusern seien und daß sie 
in die Schule in das Kar gehen. 
eis ich sie fragte, warum sie auf dem Steg zusammen ge 
wartet hätten und nicht einzeln, wie sie gekommen wären, in 
das Wasser gestiegen seien, sagten sie: weil die Eltern befohlen 
hätten, sie sollten sehr vorsichtig sein und nicht allein, sondern
	        
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