Volltext: Innviertler Kalender 1941 (1941)

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tiger Herr mit rotem Gesicht und violetter Nase. Der Pepionkelp 
wie sich im Lause der Unterhaltung herausstellt. Er ist Fleisch¬ 
hauer seines Zeichens, und seine Begleiterin legt gleich los: 
„Si>, mei liabe Frqul'n, i hab ja ka Tuchmt!" Die Beamtin 
blickt fragend auf. „Na, ja, Sie, ham ma do gestern meine Be-, 
zugschein ausg'stöllt für mei Ausstattung (bie „Schuldige" erinnert 
sich aufstöhnend, es war -eine Heidenarbeit, und die Antragstellers 
kam -eine Viertelstunde vor Amtsschluh!). Na, und da hama auf die 
Tuchent vergessen! Jetzt bin i extra weg von der Hochzeitstafel, 
extrai Meg'n Jhna — oder eigentlich roegn der Tuchent. Der Pepi- 
onkel da is Zeuge, daß i kan Bezugschein für a Tuchent net g'hcibt 
hab', töte i Ham kuma bin!" 
Der Pepionkel wird -energisch: „So, Fräul'n, de Tuchent muatz 
her! Dö Frau braucht a Tuchent, dös is ihr guats Recht!" i 
Es bestehen nun allerhand Möglichkeiten: Das} der Bezugschein 
auf dem Weg verloren wurde, wird als völlig ausgeschlossen abge¬ 
wiesen. Also weiter. Vielleicht blieb er in der Kartenstelle liegen? Das 
Durchsuchen der bereits ausgestellten Bezugscheine bleibt ebenfalls 
ergebnislos. Kameradschaftlich helfen alle Diensthabenden beim Su? 
chm des Bezugscheines, beziehungsweise des möglichen Fehlers mit, 
„Ja, ich kann Ihnen nicht helfen, auf Ihrem Karteiblatt steht 
schwarz aus weih, daß Sie einen Bezugschein für ein Deckbett er¬ 
halten haben!" Verzweifelt weist die scheinbar schuldige Junglehrers 
das orbnungsgemäh ausgestellte Karteiblatt vor. 
„Ja, bös schon, aber was fang' i denn damit an? I wüll do 
a Tuchenbt hab'n!" 
Ein befreiendes Gelächter geht burch ben Raum, unb die junge 
Lehrerin atmet erlöst auf: „Aber, liebe Frau, Deckbett unb Tuchent, 
bas ist boch dasselbe!" 
„Ja, wie soll denn] i bas wissen...! Na, so was, jetzt samma 
umasunst von der Hochzeitstafel weg da her g'rennt!" (N. W. Tgbl.) 
Line Lhreneckläcung 
von Fron; Turba 
Der Griesfellner, der Kramer von Siebenheining, hat in seinem 
Dorfe nicht viele Freunde gehabt. 
Der Griesfellner hat die ältesten Waren zu den neuesten Preises 
verkauft und oft zu den neuesten Rechnungen die ältesten Zinsen 
hinzugeschlagen. 
Einen Wucherer, einen Schwindler, einen Räuber haben die 
Leute den Kramer im Dorfe genannt, aber nur heimlich, ganz heim¬ 
lich, denn wenn der Griesfellner von einer solchen Wertschätzung 
gehört hätte, dann wäre er zu Gericht und hätte geklagt. 
Und mit dem Gericht haben die Leute in Siebenheining richt 
gerne zu tun gehabt.
	        
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