Volltext: Innviertler Kalender 1941 (1941)

35 
oft auf der Kommandobrücke und unterhielt mich lange mit dem 
Diensttuenden Steuermann, der mir allerhand Interessantes erzählte. 
Die See wurde etwas unruhiger, aber zum Aushalten. Um 4 Uhr 
wurde ich .abgelöst und schlief anschließend bis 8 Uhr morgens; 
Ein herrlicher Tag begann, die Sonne brannte heijj, auf Deck war 
reges Leben. Wir waren uns anscheinend der Gefahr nicht bewußt, 
im der wir uns befanden. Die Seeleute hielten ununterbrochen mit 
Ferngläsern nach dem gefürchteten „Spargel'“ der Unterseeboote Aus¬ 
schau. Um 10 Uhr plötzlich ein Krach, das Schiss zitterte in allen 
Fugen, ich wußte nicht, was los war, auf alle Fälle suchte ich mir 
einen geeigneten Platz zum Ueberbordgehen. Ein Minensuchboot 
schwenkte scharf nach rechts. In Volldampf fuhr es gegen den an¬ 
geblichen Feind. Wasserbombe auf Wasserbombe donnerte und jedes¬ 
mal gab es einen gehörigen Ruck. Eine schöne Bescherung dachte ich 
mir. Unser Schiff fuhr nun im Zick-Zack-Kurs Volldampf weiter, 
Dias Minensuchboot blieb an einer Stelle ganz ruhig liegen und 
wartete wahrscheinlich auf das unter ihm liegende U-Boot. Wir 
fuhren mit den anderen Begleitschiffen weiter. Schon am frühen 
Morgen gesellte sich ein Flugzeug zu uns und begleitete uns den 
ganzen Tag. Es war wieder Ruhe. Um 4 Uhr nachmittags, knapp 
vor der (Einfahrt in den Oslofjord, gab es nochmals ein Geknalle. 
Wieder ein englisches U-Boot, dasselbe Manöver. Auch biesesmal 
kam es nicht dazu, Torpedos auf uns loszulassen. Ein zweites Mi¬ 
nensuchboot nahm es aufs Korn — armes U-Boot kann man da nur 
sagen — denn wenn es einmal voin einem solchen Boot aufge¬ 
stöbert ist, dann ist es mit 90 Prozent WahrjcheinRchle^t gewesen. 
Ausgerüstet mit den feinsten Horch- und Fühlapparaten kann ein 
Minensuchboot jeden Metallkörper im Wasser anpeilen. Was dantf 
folgt, sind Wasserbomben, und zwar solange, bis Del und Trümmer 
auf der Wasseroberfläche erscheinen. 
Im Oslofjord angelangt, durften wir die Schwimmwesten ab* 
legen. Die Gefahr war vorbei. Wir fuhren an der Boje vorbei, die bi? 
Stelle markiert, an der „Blücher" gesunken ist. Knapp vor Oslo 
Holten uns die zwei zurückgebliebenen Minensuchboote wieder ein, 
jedes geschmückt mit einem weihen Wimpel, das Zeichen der Ver¬ 
nichtung eines feindlichen U-Bootes. 
Nächsten Tag sahen wir wieder in unseren Autos. Verhältnis¬ 
mäßig gute Straßen ermöglichten uns ein rasches Vordringen gegen 
Norden. Die Städte Hamar und Lillehammer wurden erreicht« 
Keine Spur vom Krieg. Wir wurden nur auf Hecken- und Baum¬ 
schützen aufmerksam gemacht. Hier trafen wir auch die zwei norwe¬ 
gischen Divisionen, die sich nach kurzem Kampf den deutschen Truppen 
ergeben hatten. Ueber Otta und Opdal erreichten wir nach drei Ta-, 
gen Tombaas. Das ist jene Ortschaft, wo noch vor einigen Tagen, 
englische Truppen hausten. Unsere Stukas haben hier ganze Arbeit 
geleistet. Alles ist dem Erdboden gleichgemacht. Bomben, die ganze 
Häuserzeilen umlegen, mußten hier in Massen vom Himmel gekom¬ 
men sein. Nun waren wir auch soweit nach Norden gekommen, wo 
Die Sonne nur mehr kurze Zeit verschwindet. Es gibt keine Nacht
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.