Volltext: Innviertler Kalender 1939 (1939)

Das waren die letzten Worte des Sterbenden, das war sein Segen 
über den Wert des Inneren, der in den Tiefen des Herzens und der 
Seele schlummert. 
Rosel war auf einen Stuhl gesunken. Das Sterben war fürch¬ 
terlich. Jörg griff ihre Hand: „Liebste, komm, komm, schnell aus 
dieser verfluchten Stadt!" 
Sie rührte sich nicht. Kalt und starr war ihre Hand; trüb 
das Auge. — Wie irrsinnig stürzte sich Jörg auf die Straße. 
Profit Neujahr! 
„Die Pest! Die Pest!" gellte immer wieder sein Ruf. Niemand achtete 
auf den Verzweifelten. Nur das Johlen der betrunkenen Totengrä¬ 
ber, die Karren um Karren mit Pestleichen in große, vor der Stadt¬ 
mauer ausgehobene Sandgruben kippten, bildete ein schauervolles 
Chorecho. , e 
Rasch bahrten die Mönche, die als Linderer und Tröster wirk¬ 
ten, den Bürgermeister und seine schöne Tochter in der Sakristei der 
Stadtpfarrkirche auf. Das war am Silvesterabend anno dmnini 1520. 
Jörg Seifert war zum Tode, zum Tode mit der Geliebten be¬ 
reit, nachdem ihm nun noch einmal das Schicksal alles Hoffen um 
das Leben zerschlagen hatte.
	        
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