Volltext: Innviertler Kalender 1938 (1938)

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©eite, wie man mir nachher sagte, zugeschüttet werden muhte, 
um einen _ Neubau anzuschließen. Ich ging über bie Brücke und! 
wurde 'heim Eingang von der Schwester Oberin empfangen, 
welche mich in das schöne Gastzimmer führte, wv> sie mir auf 
alte meine Fragen befriedigende Auskunft gab. Als ich über alles 
Aufschluß erhalten hatte, machte die Schwester Oberin mit mir 
einen Rnndgang durch das glanze Hans. Wir kamen zuerst in 
die geräumige $ nichte. Soeben ist die Kochbesprechnng beendet, 
die Einteilung ist getroffen, was Wute jede der ansehender 
Köichlinnen zubereiten muH. Flink holt sch jode das! nokwendiM 
Kochgeschirr aus der Geschirrstellage, und schon geht's an das 
Vorbereiten. Dort steht schon eine Diensttuende beim Ofentür!, 
um1 x;aschi und wirklich auch! richtig einzuheizen. Ihre Kollegin 
stellt den Suppentopf auf den Herö> und besorgt die Sßoxfämi* 
tnng des Wurzelwerkes und der Suppenknoch-en. Bei der Kü- 
chenwage gibts jetzt ein ständiges Kommen und Gehen. Jede 
will ihre Zutaten ganz genau nehmen, um ja das Gelingen 
der einzelnen Gerichte zu sichern. Daneben beiw Mch!entrsch 
richten sich zwei das Fleisch, das sie aus dem- Eiskeller geholt 
haben, für den Rostbraten. Da ist lustig zuzuschauen. Wie auf 
Komimandv wird tranchiert, geklopft, gesalzen und gepfeffert, in 
Mehl iQieitaatich|t und in die inzwischen mit dem Fett auf den Herd 
gestellte P;!anne gelegt. AmGemüsetisch im alnschließenden Geschirr- 
albwaUivauM sind brei mit Kartoffelschälen bcschläftigt. 'Wah¬ 
rend die Hände fast mechanisch die Schialarbeit besorgen, werden 
Gedanken ausgetauscht, um ja die verschiedenen Teigarten in der 
■*> Zubereitung, streng auseinander zn halten. Ein Zögling erregt 
mein besonderes Interesse. Wie mir die führende Küchenschwrsker 
gesagt hat, hält sie ihr „Probekochen." Sie erhält ihren Speise¬ 
zettel, zieht sich in das angeschlossene Zimmer zurück und1 geht 
sofort an die Aufstellung ihres Kochiprogramms. Ganz allein 
muß sie für acht Personen ein Familienessen herstellen, bestehend 
aus Suppe, Hanptspeise mit zwei Beilagen und Mehlspeise. So 
muß sie durch die Tat beweisen, daß 'die zehn Monate Lehrzeit 
nicht umsonst gewesen sind. Auf dem heutigen Speisezettel stehen 
Brandteigkrapferl als Suppeneinlage und Dufatenb'uchitdn als 
Mehlspeise. Da gibts für schaffensfrendige Mäüchenhände aller» 
Hand zu tun. 
Wir verlassen die Schulküche und kommjen durch den an¬ 
schließenden 'Gang ins Speisezimmer. Auch hier gibt es 
reges Leben. Von zwei Zöglingen werden die letzten' Botfbe- 
reitMgen für die Vormittagsjause getroffen. Das Zimmer liegt 
gegen Osten. Die Bormittagssonne guckt neugierig durch die 
fei rt säuberlichen Fe;nsteiegiarbinen in den nett aufgeräumten 
SpÄsesaal. Da wirkt aSes zusammen, da muß es schmecken. 
Ein Holzdauerbrandofen sorgt dafür, daß es in der kalten 
Jahreszeit auch! entjsprecheid warm wird. 
Ein bequemer Stiegenanfgan g führt uns in bas erste 
Stockwerk. An den Wiäinfcten des Stiegenhaulses sind verschiedene 
Wappen vion den früheren Besitz>eru des Schlosses und schöne
	        
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