Volltext: Innviertler Kalender 1938 (1938)

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cm sie. Dabei suchte er nach jener Nonne, bie auf ihn so einen 
sonderbaren Eindruck gemacht Hatte. Er fand sie nicht. Später 
frug er bie Oberin, ob bas auilh alle Schwestern seien. Die 
Oberin verneinte. Eine fchNe. Gerade jene, bie bie StaMarbeit tm 
KLosterA besorge. . . Der Bischof Wlte sie sehen und Zwar 
(altem im Spr«ch>zim>mer. Sie kam. Schwester Zitta! Wahrhaftig!, 
war sie! Und toiebiratmi ging eine tiefe Bewegung über Gr. Er 
stellte einige Aragon an sie. Ob sie ihn. kenne. Schwester Zitta 
verneinte. Ob sie ihn jemals! auch nur einmal im BÄdtz gesehen. 
Sie verneinte. Ob sie vMeW Gebete und gute Werte M M 
aufgeopfert? Sie verneinte. Ob sie bei ihren Andachjten imfo ihrer 
Arbeit nicht eine besondere Meinung hätte? Ja, die hätte sie! 
Die Arbeit im Stalle und auch sonst tnianch g!wbe ArbÄt war 
burlch^aus nicht imlrmer nach! i!h>rem Geichmacke. Eine gewisse na- 
tfcWic Abneigung dagegen stieg in ihr auf. Da aber fand sie ein 
probates Mittel, diese Abneigung überwinden zu können. Sie 
tat die Dinge, die ihr UebMwinbung kosteten, erst recht gerne ans 
Liebe zum götMchien Herzen Jesu und sie hätte dmm^diaA Vev- 
dtieNst hievon aufgeopfert für! irgend eine arme Seele, die 
diese®- Verdienst am) notwendigsten braucht . . Diese Mei¬ 
nung wache sie täglich in dpr abendlijchpn Anbetung vor dem 
heiligsten Sakramente. . . 
Der Bischof hatte höchst interessiert der schlichten Schilderung 
der Schwester zugehört. Dünn schwieg er eine Weile. Und frug 
wieder, wie lange sie schon im! Kloster sei. 33 Jahre. Da stand 
der Bischof einen Augenblick betroffen. Wann sie geboren sei? 
Sie nannte den Tag. Nun wußte er es! Nun hatte er den 
Schlüssel der Lösung! gefunden: ihr Geburtstag war sein Bekeh¬ 
rungistag! Uni» wie sie so vor ihm stand- in ihrer Detout, da trat 
jenes Bild- wieder vor seine Seele, jenes Bild, das die Züge dieser 
Klosterfrau getragen hat... 
Wie geheimnisvoll sind doch bie Wege der Vorsehung! In der 
Boraussicht der fürbittenden Gebete und Verdienste hatte thmi 
Gott bereits an ihrem Geburtstag bie Gnade der Bekehrung ge¬ 
geben! Der Bischof stand erschüttert. Und schon kniete bie Schwe¬ 
ster vor ihm, um den Segen zu empfangen. Und der Wschjof 
segnete sie mit bewegten Worten und bat sie, fortzufahren in 
diesen ihren guten Werken. „Amen!" sagte bie Schwester einfach, 
erhob- sichi und ging hinaus. 
Dies ergriffen über. dieses Erlebnis, das ihm1 einen klaren 
EinbWck in hals Walten der göttlichen Gnade gewährte, ist bet 
Bischof heimgekehrt. Es war ihm ein Fingecheig dafür, daß auch 
der Vflchof keine Ursache hat, auf selinei hohe Würde und 
seine Verdienste stoiiz zu sein. Denn daß. Wilhelm Emanuel 
Freiherr von Ketteler Priester und in bet Folge Bisch»] 
von Mainiz geworden ist, d-aran war nicht zuletzt dos! Gebet 
jener armen Nonne schlufi», die im Kloster die gröbste, unansehn¬ 
lichste Arbeit verrichtet hatte...
	        
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