Volltext: Innviertler Kalender 1937 (1937)

©litten besonderen Bokerlparagraphen gibt es nicht- So hatte 
es der Richter hier nicht schwer, nach eigene», Gerechtigkeitsem- 
pfmden zu handeln und da der Steiner überdies als Geizhals 
gerilchts bekannt war, gab sich auch sein Verteidiger nicht sonder¬ 
lich Viel Mühe um seinen filzigen Klienten. 
Tonis Armenanwält machte jedoch ^geltend: Der Steiner 
hätte mit dem Bruckner Entlohnung je nach! Leistungen verein¬ 
bart. Die Eheleute Bruckner sind- laut Leumundszeugnis sler-- 
ßige anständige Arbeiter und! selbst der Steiner könne ihnen 
diesbezüglich! nichts nachsagen. Die Bruckners haben daher min¬ 
destens einen normalen Lohn zu beanspruchen, ber nach genauer 
Ausstellung und abzüglich, der erhaltenen kleinen Beträge noch 
um zirka 200 Schilling mehr ausmache, als der Bruckner für 
das Korn erhalten Hube. 
Die beiden Prozeßgegner haben sich aber bezüglich dieses 
Restes dahin ausgeglichen, daß sich der Toni dafür nun auch die 
Waldbokerln nehmen durste, mit denen 'sich der Steiner doch 
nicht gerne auf fernem neuen Besitz lästerlich machen wollte. 
So sind die Brucknerleute aus reicht lustige Weiße zu ihrem 
ehrlich verdientem Geld gekommen. 
Daß der geizige Steiner den Prozeß verloren, darüber hat 
M Alt und Jung gefreut und wer den Schaden hat, braucht 
bekanntlich für den Spott nicht zu sorgen. 
Seit der Zeit heißt der Steiner allgemein „Der Bokerl- 
b auer." 
Besuch im Flohzirkus 
„Hlereinfpaziert, meine Damen uich- Herren! Hiejr fehlejn Sie 
d>ie größte Attraktion. Der berühlmte FloWrkus beginnt !mit 
seinen Vorführungen." Man folgt der Einladung des Ausrufers, 
s!p!a>z!iert in die etwas - ab feiW gelegene Praterbude hinein und 
in|i|mimt auf her mit totem Wachstuch überdeckten Bank vor dem 
kreisrunden Vorfuhrungistisch Platz. 
Während das vollgemästete Prachtexemplar eines wirklichen 
Menschenfiohes unter einer Lupe herumgcheigt wird, Wzähllt 
die Flioihjddmpteufe, die ihre Leb enL!auMable, da's! MrijchitM, Füttern 
und Pflegen der sonst wenig geachteten Tierchen mit viel Liebe 
und Sorgfalt erfüllt, allerlei Interessantes aus dem Flohzirkus- 
leben. Das Fangen der Flöhe, die in zügelloser Freiheit als un¬ 
gebetene Gäste bei den Menschen tzu lebe'n gewohnt find, ist 
wiegen ihrer 'Kleinheit und Behendigkeit eine schwieEge und viel 
Geduld erfordernde Arbeit. Zwar haben die Tierchen ernten sehr 
festen widerstandsifäh^gen Panzer der sie vor dem Zerdrückt- 
toieridien Wemiich gut schützt: aber wenn sie zwischen die kräftigen 
FiN-ger eines Menschen geraten, Kamt ihnen sehr leicht «jüroeSi dsr 
fetchisf zarten, winzigen Flohbeinchen gebrochen werden, wodurch
	        
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