Volltext: Innviertler Kalender 1937 (1937)

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der nur der Geiz, der die Steinerleute davon abhielt, einige 
Schillinge für Kerzen und sonstigen Christbaumbehang aus¬ 
zugeben. 
Dafür gab es für den Valentin schon von frühester Jugend 
an Arbeit in Hülle und Fülle. War sonst gerade für ihn nichts 
zu tun. so mußte er in den ,geeigneten Jahreszeiten jede freie 
Minute dazu ausnützen, in den Wald am „Bokerl" zu fahren. 
Das ist so- in manchen Gegenden die übliche Bezeichnung für 
Tannen--, Fichten- und Föhrenzapfen, ein beliebtes, billiges 
Heizmat/erial für arme Leute. Beim Steiner hatten sie zwar 
selber Holz genug, aber je weniger man davon verbrauchte, 
desto, mehr konnte man verkaufen. Mit Lernen und Aufgabe ma¬ 
chen wurde Baienlin von den Seinen nicht geplagt; darauf 
leigten sie keinen Werl Geld zusammenscharren schien ihnen 
weit wichtiger 
Es wurden daher auch keine Dienstboten eingestellt. Einige 
Taglöhner in der Erntezeit, das mußte für den fast 40 Joch 
umfassenden Besitz genügen. Die übrige Zeit behalf man sich 
mit den Ahnlleuten. Wie die in ein besseres Jenseits abberufen 
wurden, kamen die Brucknerischen dran zum ausnützen. Der 
Bruckner Toni war von Beruf Maurer, fand aber das Jahr 
über nur wenige Wochen Arbeit, sodaß er einerseits ganz froh 
war, litt das AusgMmghäuM d«sl 'SchinerhvW mtziehlen zu 
dürfen, wo er, da er sich auch auf die landwirtschaftlichen Ar¬ 
beiten verstand, Gelegenheit fand, nicht nur den Zins abzuari- 
beitern, sondern, vorerst wenigstens, für sich; und feine Frau 
freie Beköstigung zu erhalten. Der Steiner tat das natürlich 
beileibe nicht aus Barmherzigkeit, denn für ihn waren das 
fleißige Brucknerehepaar billige Arbeitskräfte. Auf bestimmte 
Lohnvereinbarungeu ließ, er sich nicht ein. Er würde sie schon 
zu Neujjahr entschädigm, je nachdem was sie geleistet. Die 
Bruckners mußten also von früh bis spät arbeiten und noch 
Schulden machen, weil der Mensch außer essen nn!d trinken auch 
sonst noch allerhand Benötigt Der Steiner zahlte nämlich auch 
zu Neujahr nichts und1 verschob auf Lichtmeß. Da rückte er 
vielleicht mit 20 Schillinge heraus und Vertröstete weiter ans 
den Herbst. Geld wollten die Steinerisicheu nun einmal nicht 
auslasssn, obzwar sie ausnahmsweise genug davon hatten. Schin¬ 
den und plagen über das übliche Maß hinaus und sich und 
anderen, die von ihnen abhängen, nur ja nichts vergönnen. Das 
war üht 'Lebensmotto. Dann legten sie sich aber hintereinander 
An und standen nimmer auf. Die Geldtruhe mußten sie aber 
zurücklassen und das hat den Valentin getröstet. 
■ Er hat nun als junger Bauer genau so, wie er es von den 
Alten gesehen. Und das Bokerlklauben, das ihm von tinbhät 
an zur zweiten Natur wurde, besorgte er auch jetzt noch nach 
der Abtzudsuppe, wenn er seine müden Glieder auch kaum schleppen 
tonnte. Jeder entbehrliche Raum im Hause wurde für seine 
Dokerln ausgenützt, selbst in der guten Stube standen die Säcke
	        
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