Volltext: Innviertler Kalender 1937 (1937)

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Wir wollen die Reihe der Empfehlungen schließen mit 
einem Briese, den kürzlich! ein Zögling der Haushaltungsschule 
Mistelbach geschickt hat In demselben heißt es: „Ich habe 
wirklich immer eine große Freude, wenn ich von Ihnen, hoch- 
würdiger 'Herr Direktior, ein Schreiben bekomme. An feine 
Schule denke ich so ,gerne wie an Mistelbach,, da ich zu gerne 
dort war. Ich! möchte alle jungen Mädchen dorthin schicken. 
Vielleicht habe ich doch! bis nächstes Jahr mit etmjgien Glück. 
Je Wer ich! werde, um so mehr raeijj ich es zu 'schätzen, was 
ich dort alles gelernt habe." 
Im Schuljahr 1935/36 hatte Mistelbach 35 Zölglinge- An¬ 
fangs haben sie immer etwas Heiww>eh, wenn aber dann 
Schuljahr zu Ende geht und sie scheiden, dann gibt es nasse 
Augen und schweres Scheiden. Darum dürfen wir wohl auch 
Heuer wieder aufmerksam tnlachien, daß Zöglinge in Mistelbach 
sowohl im April als auch! im September eintreten können. 
Wenn jemand nähere Auskunft wünscht über Lehrziel, Ttnp 
terrWPgegenstände usw., schreibe er an die Leitung der Haus¬ 
haltung^ schule Mistelb ach bei Wels, welche sofort einen 
Prospekt zusendet. 
Der unnötige Morcl 
von wolfgang Trousil-jUnhart 
Aus dem Bauernhof schreitet ein Mann mit der Sense 
über «der Schulter. Er ist früh auf seinem! Weg, es ist gerv-e erst 
Tag geworden. Mit seinem jungen Schritt geht er durch! die 
Gasse und pfeift mit den steigenden Lerchen um die Wette. Ob¬ 
gleich er nur Knecht ist, freut ihn das Leben mächtig, denn seine 
Jugend reißt noch alle Härten des Lebens spielend nieder. Am 
Dorsbrunnen hält er tune und taucht dm Kumpf samt dem Wetz¬ 
stein in die klarkühle Flut, dann geht er pfeifend weiter. 
So ist da!s nun schon das vierte Jahr, denkt er, daß. ich! hier 
das! Korn mähe. Und lustig lacht er in seine Gedanken hinein, wie 
er sich an seinen Eintritt in den Dienst des Bauern erinnert. 
Dantials hatten sie wenig Vertrauen gehabt zu ®etni neuen 
Knecht, — er konnte nichts dafür, fein Name war schuld daran. 
Wie kann man nur Konrad Unnötig hierein, hatte der Bauer 
gemeint; nun, wir wollen in Gottesuatrien sehen. Und nun hat 
der Bauer bereits vier Jahre seinen Knecht, und oft sagt er 
nach schweren Erntetagen das heitere Wort zu fernen Leuten: 
Sieht doch, wie wir den Unnötig nötig haben. 
In breiten, goldenen Bändern zieht Acker um Acker her¬ 
nieder, die Frucht steht hoch und reif zum Schnitt. Ueber das 
Weglein zwischen den Feldern kommt einer langsam dahecgep 
gangen, vom weitem schon salutiert er dem Knecht. 
„'Ah, du biM!" grüßt Konrad den Meinen, untersetzten Gen- 
darm, „gehst aber zeitig ins Wirtshaus!" Die Anspielung könnte 
Berechtigung haben, denn im Gesichte dieser Obrigkeit steht 
viel geschrieben, mit roter Farbe sogar.
	        
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