Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

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Dann bestieg er leichten Fußes die Leiter und beugte den 
Nacken dem Strick des Freimanns. Vielen Offizieren und Sol¬ 
daten, die der Hinrichtung anwohnen mußten, flössen die Trä¬ 
nen ob solchen Sterbenss. 
Ms! Nentwig im Kerker vom Tode des Paters hörte, fmg 
er an zu toben, rannte mit dem Kopf gegen die Wand und- vev- 
fluchte sich' selbst, denn er habe eines1 Unschuldigen Tod tierH 
ursacht. , 
Jahre noch raste die Kriegsfurie durch, die deutschen Lande, 
Die Feste Glatz wurde von den Oesterreichern belagert und am 
26. Juli 1760 nach, kurzem Kampfe überrumpelt. 
Hart traf die Faust des rächenden Schicksals den ungtüdn 
licken Kommandanten d'O: WB1 er 1763 ans der österreichischen 
Gefangenschaft zurückkehrte, wurde er wegen des Verdachtes 
die Festung an den Feind verraten zu haben, vor ein Kriegs 
gerich't jgestellt und zum Tojde durch Pulver un-d Blei verurteilt. 
Friedrick. II. begnadigte ihn zwar zn zwei Jahren Festungshaft, 
hoch mit'dem Befehl, daß die Begnadigung dem Verurteilten erst 
auf dem Richtplatze, vor den Gewehren des' Exekutionspiketts! 
verkündet werde. Bald nach« seiner Entlassung starb er in seiner 
Heimat Italien in Armut und tiefstem Elend. 
Dem gerichteten Priester aber wurde die letzte Ehre doch 
ttocki zuteil: Kurz nach dem Einzug der Oesterreicher in Glatz 
ließ der General Harsch! die noch mt'mer am Galgen hängende 
Leiche des von seinen Mitbürgern wie ein Heiliger verehrten 
Paters annehmen und mit feierlichem Gepränge in der Pfarre 
kivcke bestatten. Ungeheuer war der Andrang der Bevölkerung. 
Seine Gruft schmückt bis auf den heutigen Tag e'ine cherüe! 
Inschrift, die in lateinischen lapidaren Worten vom Leben und 
Sterben des Märtyrers berichtet. 
kitte Leute. 
In Goisern im .Öberösterreichischen Salzkammergut werden 
die Menschen noch alt. 
In Goisern leben dreierlei Leute: Holzknechte (Forstarbei¬ 
ter des Staatswaldes), Bergknechte (Arbeiter, die in den nahen 
Salzbergwerken von Hallstatt und Ischl beschäftigt sind) und 
aridere Leute. 
Zuerst sterben in Goisern die andern Leute. Dann kommen 
die Bergknechte an die Reihe und die letzten, die allerletzten 
sind die Holzknechte. Die Forstarbeiter begegnen dem Tod. nur 
bei ihrer Tätigkeit manchmal. Meist ist es dann eine Lahn 
(Lawine), die im Winter dem Holzknecht unter einem steifen 
Hang ein weißes Grab bereitet, oder ein mit Baumstämmen 
beladener Schütten, der an einer jähen Krümmung seinen 
Lenker unter der schweren Last begräbt. Ist einmal der Forst-
	        
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