Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

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5üt unsere weibliche Bauern* 
jugend 
soll schon deshalb für eine entsprechende Ausbildung gesorgt 
werden, weil einerseits gerade in unserer Zeit allgemein der Ju¬ 
gend größte Aufmerksamkeit geschenkt wird, und weil anderev- 
seits gerade jetzt nachi den Jahren der Verl-otterungswirtsch>ast 
auch vom Bauernstände mit einem klaren und erstrebenswerten 
Ziele gearbeitet werden soll. 
Wir Oberösterreicher brauchten uns diesbezüglich nicht lan¬ 
ge .den Kopf zu zerbrochen. Für die schulentlassene weibliche 
Bauernjugend gibt es mehrere Haushaltungsschulen. Unser „Jnn- 
vlertler^Kalender" hat schon in den letzten zwei Jahrgängen 
ferne Leser mit der ersten und ältesten Haushaltungs- 
Schule bekannt gemacht, welche der Öberösterreichische Bolks!- 
kredit im Jahre 1884 im Sch>losse Rannarichl errichtet hat. Bald 
ergab sich die günstige Gelegenheit, das vom allgemeinen Bev- 
kehr etwas weit abgelegene Schloß Rannariedl zu verlassen und 
die Haushaltungsschule in dem vom Öberösterreichischen Volks- 
kred't im Jahre 1886 erworbenen Schlosse Mistelbach 
bei Wels unterzubringen. Die Haushaltungsschule wird also 
rat Kalenderjahre 1936 das 60-jährige Jubiläum sei- 
ern^können. Viele Bauers^ und Bürgerstöchter sind seither durch 
die Schule hindurchgegangen. Eine ganze Masse von Briefen 1 
stehen zur Verfügung, in welchen einerseits die Eltern, anderer- 
ffltsl die ehemaligen Zöglinge in rührendsten Ausdrücken der 
Zert gedenken, welche sie in der Haushaltungsschule zugebracht 
haben. Wir wollen von diesen heute nur ein paar Proben wieder¬ 
geben: Die Mutter eines Zöglings, der im Juli 1935 die Schule 
verladen hat, hat an die Leitung der Hauslyattungsschule ge¬ 
schrieben: „Das Maschinschreiben geht ja schon ganz gut, ich 
war sehr erstaunt, daß es so rasch! ging. . . . Wir werden es nie 
vergessen, die Hanshaltungsschule Mistelbach, jedem bestens m 
empfehlen." 
Wir wollen schließlich auch noch einen Brief anführen, aus 
dem hervorgeht, daß von verschiedenen Hausfrauen Mistelbacher 
Zöglinge angesprochen werden. Ein ehemaliger Mistelbacher Röq- 
lmg schrieb im Jänner 1935 an die Anstalt: 
„Ich habe gesehen, daß ich rniich auf ein Mistelbacher Mädel 
verlassen kann . . . Ich freue mich, schon, wenn ich eine Mistel- 
bacherm bekomme. Ich möchte sehr gerne noch einmal die Haus¬ 
haltungsschule machen, es war meine schönste Zeit in Mistel- 
bachi. Ich nehme mir heute schon vor, daß ich im> Saufe des 
Sommers wirklich einmal das Schloß Miftelbach besuchen werde, 
^chi denke oft an die lustigen Stunden, die ich dort verbracht 
habe Sagen Sie, bitte, der Schwester R., daß mir alle ihre guten 
Mehlspeisen, die ich von ihr lernte, immer sehr gut gelingen. 
Mein Onkel fragt mich immer, wenn etwas recht schön ist, ob
	        
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