Volltext: Innviertler Kalender 1936 (1936)

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So lebten wir sechs Sängerknaben in größter Abwechslunq 
lustig m den Tag hinein. Ich! könnte noch gar manches, könnte 
noch tuet, ja ein ganzes Buch schreiben. Tie Kinderzeit ist ja so 
nett und reich an Erlebnissen. 
... ,'^ach zw et Jahren machte ich in Linz die Normal-Hauptschul- 
prns^g und kam in das Gymnasium dortselbst. Im Linzeichaus 
des Stiftes Wilhering war ich, alle Sonntag als Gast getanen 
PeJ iÖ'Wt'ffrn Schtnaus. Zu Weihnachten erhielt ich stets ein pral¬ 
les Paket Herrlicher Sachen. Mit dem Zeugnis wanderte ich zwei¬ 
mal jährlich zum Stift Wilhering, um dasselbe dem Prälaten, 
meinem einstigen Lateinlehrer, vorzuzeigen. 'Dafür wurde 'ich 
immer wieder köstlich, bewirtet und mit einer Geldspende be¬ 
fracht, die mir sehr willkommen war, denn der Magen war schon 
voll und —- das Geldtäschchen leer. 
tt)ia da Hlmmelbauernmichl gflogn is 
Line merkwürdige Geschichte von lüaldfran?! 
Mein sehr verehrter Leser oder hochgeehrte Leserin, der Hin, 
melbauern-Michl ist ein Maurer und wohnt in Bmnhausen. 
Bumhausen ist ein Ort zwischen dem Nordpol und dein Aenna 
to^- Dagegen kann kein Mensch was einwenden, und der Him° 
meibauern-Micht hat auch nichts dagegen. Und zwar, domit's 
gleich heranßen ist, verheiratet ist der Mich! auch. Nun wird 
mir gleich ein Leser sagen: „Aber bitt' Sie, ein Maurer, ein ver¬ 
heirateter Maurer, wie kommt der zum Fliegen? Wenn ich, von 
den Maurern hör, hab ich, ohnehin schon genug. Schaut sie ein 
mal an diese Ziegelschupf er. Heut ein Batzen, morgen ein Batzen 
und dabei stehn s' immer auf einem Fleck, daß ihnen die Reqen- 
murmern unterm Holz schuh w achsen. Das Gehen kommt sie schon 
schwer an und dann erst das Fliegen! Na, hören S> auf!" 
„Geduld, mein lieber Leser, du hast halt schon wieder viel 
zu wenig Psychologie im Leibe. Du kennst die Maurerseele nicht. 
<v$t habe sie am Mich! kennen gelernt. 
Wenn der Mich! an einer Mauer stand und legte Ziegel» 
Item neben Ziegelstein oder wenn er in einer kühlen Stube'he¬ 
rumhantierte und fuhr bedächtig mit dem grünen Pinsel ans 
der nassen Mauer hin und her, die er kunstgerecht „farbelte", 
dann kamen dem Mich! immer die klügsten Gedanken unb die .ge¬ 
scheitesten Wünsche. 
Vor allem waren es zwei Dinge, an denen der Mich! immer 
mit zäher Begierlichkeit hing: Ein Motorrad und ein Lutsch¬ 
apparat. Was ein Motorrad ist, weiß jedes Kind. Ein Lutschj- 
apparat gehört, um es kürz im vorhinein zu sagen, zum fliegen. 
Ter Himmelbauern-Michl hätte nämlich keine größere Freud ge¬ 
kannt als auf einem Motorrad, schnell wie der Blitz, durch 
i>a$ Äanfc zu fahren ober .gar mit einem Flug zeug hoch itBer
	        
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