Volltext: Innviertler Kalender 1935 (1935)

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Am nächsten Morgen kommt der Oberkellner mit einem roten 
Kops zum Rohrwoser: 
„Bertl, Mensch, Unglücksrabe, was sällt Ihnen ein, um ein 
Uhr in der Nacht dem Herrn Rat Zwerner einen Bries in das! 
Zimmer zu bringen, einen.'Brief, der überdies die Adresse „Hiero¬ 
nymus Kramnebel" trägt . . . !" 
Dem Hausknecht treten die Augen aus dem Kops. 
„Was? Wie? Mein Gott und ich, ich hab . . Zum Teufel, 
diese Dummheit wär' nicht passiert, wenn Sie mir nicht gestern 
Vormittag die Geschichte mit dem dringenden Bries an den Herrn 
Rat Zwerner so aus das Gewissen gebunden hätten. . ! Und 
ich, ich hab' natürlich immer an den seit zwei Tagen fälligen, 
dringenden Bries an den Herrn Rat Zwerner gedacht und- so ist 
das Unglück geschehen." 
„Ah . . o . . Nein, Bertl, für Ihre Dummheit reicht die 
ganze Zoologie nicht aus! Nicht vom Herrn Rat Zwerner, vom 
Dolktor Körner hab' ich gestern Vormittag zu Ihnen gesprochen! 
Vom Herrn Doktor Körner vom Zimmer Nr. 24, der hat seit 
zwei Tagen dringend aus eine notwendige Nachricht gewartet, 
und diesen Bries haben Sie mir auch gestern zu Mittag richtig 
abgeliefert. . !" 
Der Hausknecht kratzt sich verlegen den Kopf. . Teufel, 
Teufel, was alles passieren kann, wenn man auf einem Ohr 
nichts hört! : f 
„Aber das Alker dümmste," sagt der Bertk, wie er wieder 
allein ist und seinen Gedanken nachhängen kann, „das Aller¬ 
dümmste ist, daß die Leus hentzutag' keine Geduld, keine Nerven 
mehr haben ..." 
Lin kostspieliges Nachtquartier 
von Zranz Turba. 
„Alles möchte ich mir im Sommer auf einer Reise gefallen 
lassen," klagt Felician Weiglsamer, „wertn nicht dieser unbe¬ 
queme Aufenthalt in den Gasthösen wäre. Und der Aufent¬ 
halt in den Hotels wäre zu ertragen, wenn man dort nicht, 
übernachten müßte. Und ich wollte gern in einem Gasthio f 
schlafen, wenn nicht im Sommer alle Zimmer besetzt wären — " 
In den letzten Juliwochen komvrt Weiglsamer mit seiner 
Modestet nach Erlbach. Es ist um 9 Uhir abends und FeK- 
ciart und seine Begleiterin können sich kaum mehr auf den 
Füßen halten. Denn die beiden haben einen zehnstündigen Marsch 
über das Ederjoch hinter sich, und ihre Wünsche und Gedanken 
sind in diesem Augenblick ausschließlich auf den baldigen Besitz 
eines Bettes gerichtet. 
'Aber im Hotel „Zur Krone", wo die Nachfrage beginnt, ist 
kein einziges Zimmer mehr frei.
	        
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