Volltext: Innviertler Kalender 1935 (1935)

Die Bäuerin schlug die Hände über dem Kopf zusammen: 
„Sepp, ja mein lieber Sepp, essen, nein fressen, kannst für 
Drei!" 
„M — hm" machte wieder der Dori, „kannst eigentlich recht 
haben. Weißt Bäuerin, tonnn i ehrlich sein will — essen, nein 
fressen kann ich für zwanzig. Ich hab nämlich schon acht Tage 
keinen ordentlichen warmen Bissen int Mund gehabt!" Ter 
Tori tat einen frechen Lacher und dabei stieß ihn vom Most 
her schon der Schnackerl! 
„Ich bin nämlich — hup — gar nicht der Sepp! — Hup- 
—! I' bin —hup — der Tupfeudori 
Tann stand der Dori schön stad aus, ranzte und rädelte sich 
und stülpte seinen altem Hut auf feinen Brennroten Schopf, wäh¬ 
rend die Bäuerin versteinert dastand, wie weiland Lots Weib 
im alten Testament un'd vor Schrecken den Muni) aufriß. 
„Ja" sagte der Tupfendori, „hup — guat war's, — hup, 
sehr gut. Fein kannst kochen, mei liabi Bäurin! Hup — an scheu 
Gruaß ait'ftt Sepp, hup — und auf'n Bauer! Mir scheint, da 
kimmt er eh grad beim Hoftor daher! Also pfirt Dich, KlaUb- 
hoferin! Pfirt Dich. Hup!" 
Und dahin war der Dori. 
Beim Klaubhofer soll es am selben Tag noch, allerhand ehe¬ 
lich e Szenen gegeben haBeit. 
Aus der Landstraße aber marschierte flott der Tnpfendori 
und indem er sein volles Wätnstleim vor sich! her trug, fattigi er 
sein Leiblied: 
„I bin der Tupf end ori, 
Bin lusti und vergnügt. 
Heut hass ma wieder g’raten, 
Heut ha'bf i wen drankriegt. 
O, wie ist die Welt so schön! 
Möcht’ immer drauf spazieren gehn 
Nur eines will ichi nicht: 
Nur koa Arbeit und ka Gicht!" 
Die Klaubhofbäurin aber Behielt doch wie immer das letzte 
Wort. Als sie schon im Bette Bag, da zahnte sie ihren Mannt noch 
an: „Wärst daheim Blieben, du ßa,fjli und ntt Eisschießen ge¬ 
gangen, dann wär das alles nicht passiert.
	        
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