Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

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Plemperer gerade recht in den Weg gelaufen. Der Plemperer 
hatte Geld und brauchte einte Kuh und der Wieser brauchte 
keine Kuh und hatte kein Geld. 
Bald waren sich die beiden handelseinig geworden und 
ob auch der arme alte Wiener Naz wollte oder nicht,, der Schorschl 
nutzte feine Not aus und schacherte ihm die Kuh um knappe 
300 Schilling ab. 
So trieb nun also der Plemperer, mit sich und der Welt 
zufrieden, heimzu. 700 bare Schilling hatte er noch in der 
Ledernen und dazu eine Kuh am Strick; Herz, was verlangst 
du mehr! 1 ■ 
Die beiden, der Schor sch und seine Kuh, trotteten still 
fürbaß und kamen jetzt schön langsam auf eine kleine Anhöhe. 
Da stand zwischen zwei mächtigen Kastanienbäumen ein be¬ 
quemes Ruhebankerl und der Schorsch meinte, da ließe es sich 
einmal ein bisserl rasten. Wenn es auch ziemlich kühl war, 
das Gehen hatte ihm doch recht warm gemacht und der viele 
Bier- und Most- und anderer geistige Genuß zeigten jetzt ihre 
Wirkung in einer recht beherzigenswerten Müdigkeit. 
„Alte," sagte er zur Kuh, „komm, geh her! Da tan ma 
hiazt a w enger 1 rasten. Wird uns allzwoa wohl tuan. I 
t'ent ma a Weng mei Pfeiferl an und du kannst da derweil die 
Gegend eps betrachten/' 
Und schon hatte er es sich auf dem Bankerl bequem ge¬ 
macht. Den Strick, mit dem er die Kuh führte, band er art 
einen Fuß des Bankerls und machte einett festen Knopf dran, 
dann zog er sein Pfeiferl heraus, zündete bedächtig an und 
wie dann die blauen Wölklein emporstiegen, kam er ins Sin¬ 
nieren und schlief schön ruhig und sanft ein. 
Die Kuh schaute erst ein Weilchen in die Luft, dann aber ■ 
regte sich in ihr ein schon lang gespürtes Hungergefühl immer 
mehr und sie schaute herum, ob sich nirgends was zum fressen 
fände. Sie fand aber nichts, denn der Boden war kaum aper 
geworden. Nun schleckte sie auf der Rinde des Kastanienbaumes 
auf und ab, aber auch das bereitete ihr keinen sonderlichen Ge¬ 
nuß und sie wollte weiter suchen und kam dabei zu ihrem neuen 
Brotherrn, zum Schorf. Aber der schlief fest. Unterm Schlafen 
war dem Bauern seine Pfeife aus der Hand gefallen und sein 
Oberkörper neigte sich dabei immer tiefer zu Boden, schon 
berührte seine rote Nasenspitze feine spitzigen Knie. Dabei aber 
begann aus seiner inneren Rocktasche bedächtig die große le¬ 
derne Brieftasche herauszusteigen und lugte keck und neugierig 
in die unbekannte Wett Das sah die Kuh! und sie roch mit 
Wohlbehagen das braune Leder. Und Leder fraß die WieferTuh 
mit großer Leidenschaft. „Soll i, oder soll i net?" dachte sie 
und schon hatte sie mit ihrer gierigen Zunge und dem breiten 
Maul die lederne Geldtasche erfaßt und begann daran zu zu- 
zelu. Ei, die schmeckte gut! Wonnig zerkaute das Rindvieh 
den teuren Gegenstand zu einem kleinen Wuzel, daß ihr der 
Saft aus dem Maule lief. War das gut! Und schier nach Pa-
	        
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