Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

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Viertellandschaft in der langen Zeit seines noch immer unerj- 
müdlichen Schaffens stets neue Anregungen gezogen. Gerade 
die Beschränkung auf dies Thema (es gibt zwar auch Bilder 
aus der Pfalz, Baden, Elsaß, Steiermark und der Berchtes¬ 
gadener Gegend), ließen ihn zu besondrerer Einfühlung kommen. 
Sei es nun das eigene Anwesen in Osternberg oder das nahe 
Ranshofen, die Aülandschaft oder die alte Mühle keim Nö- 
bauer. Aus der alten Schule touiger Milieumalevei entwickelt 
er sich zu einem Freilichtmaler. Unbefangen und ohne in der 
alten Weise „erzählen" zu wollen, geht et an die schlichten, 
aber doch so reizvollen Motive heran: Charakterköpfe aus 
Braunau und Umgebung und immer wieder die Landschaft. 
Bon ganz anderer Art ist Becker Gundahl, von dem vier 
Bilder in der Sammlung hängen. Er mußte von frühester 
Jugend tau mit "bitterer Not um seinen Lebensunterhalt käm¬ 
pfen. Schon in unseren kleineren Skizzen und Bildern zeigt 
er, daß es ihm um etwas anderes geht, ,als um eine mijr 
liebevolle Naturschilderung oder ähnliches. Zwar hat das Bild: 
„Aus der Osternberger Küche" immerhin einen etwas freund¬ 
licheren Zug, denn in Osternberg verbrachte der Künstler auch 
seine fröhlichsten Stunden, jedoch die Bleistiftzeichnung des 
Tischlers Busch und das Sägstübl, sowie die Bleistiftskizzen 
Verraten schon den Maler der Armut, wie er sich in seinen 
großen Gemälden „Austräglerin Ende", „Zwei Schwestern" 
u. a. auf den großen Ausstellungen in München zeigte. Becker, 
der in seinen späteren Jahren monumentale kirchliche Fres¬ 
ken malte (Münchener Hofkirche und St. Annakirche) ging von 
Anfang an nur soweit von der Natur aus, als er in ihr die 
ihm wesentlicheren Ideen verwirklichen konnte. Sei es nun 
der Schmerz einer Mutter um den Tod des Kindes, oder die 
Qual des Armeleutelebens (in seinem Bild „Die Schwestern") 
oder die Tragik der neutestamentlichen Heilsgefchichie. Die 
Bilder unserer Galerie lassen den großen Zwiespalt seiner 
Kunst noch kaum ahnen: oft bleibt er beim Wirklichkeitsstu¬ 
dium im Gegenständlichen hängen, dann aber drängt es ihn 
zu schwierig zu bewältigender Monumentalität. In den Brau- 
nauer Bildern und Zeichnungen steht er unserm modernen 
Empfinden besonders nahe. 
Den größten Gegensatz zu ihm bildet wohl Julius E x- 
t e r, obwohl Beide die Secession mitbegründeten. Denn Exter 
ist der radikalste Vertreter der neuen Richtung im Osternber¬ 
ger Kreis. Becker-Gundahl kam noch aus der Schule Löffz 
Diez, Exter aber von den sogenannten „Neuidealisten" Uhd'e- 
nnd Klinger-Malern, die ihre impressionistischen Augenerleb- 
nisse mit einem mystischen oder heroischen Gehalt erfüllten. 
Exter stellte sich mit einem berühmten Bild „Die Welle" mit 
größtem Erfolg aus ihre Seite, blieb ihnen aber nur zeit-, 
weilig treu. Denn näher als diese Symbolik lag ihm doch 
die reine Mälerei, das Spiel der Farben und des Lichtes, 
der flimmernden Luft. Die Freude an Aktskizzen, Szenen im
	        
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