Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

34 
Eine zweite außerordentlich wichtige „Rettungsaktion" an 
altem Kunstgut unternahm vor wenigen Jahren Herr Lehrer 
Auer: es war die Erhaltung der Reste des großen Hochaltares 
in der Pfarrkirche, der unverstäud'licherweise im Jahre 1905 
abgerissen worden war. Soweit die Altarteile nicht verschleu¬ 
dert worden waren, gingen sie in einer ausgelassenen Kirche 
betn gänzlichen Verfall entgegen. Von bem um 1642, also 
kurz nach ben Greueln des 30jährigen Krieges entstandsnchn 
.Prachtwerk süddeutscher Altarbaukunst existierte noch: bas 
Hauptgemälde und eine Anzahl ber überlebensgroßen Holz- 
figuren — Meisterwerke ber berühmten Innviertler Barock- 
bildhauer Martin und Michael Zürn. Diese Figuren wurden 
jetzt um bas Rtesengemälbe wiedför aufgerichtet, unb zwar in 
ber historischen Anordnung nach einer erhaltenen Photogra¬ 
phie des einstigen Zustanbes. Ohne irgend eine bet anderorts 
so beliebten, aber meist nur gänzlich entstellenden Renovierung 
in modernen Farben stehen nun bie alten Altarteile an ber 
Nordwand des Chors und trotz des fragmentarischen Zustandes 
geht noch eine großartige Wirkung von ihnen aus. 
Das jüngste Ergebnis konservierenden Sammeleifers war 
die Eröffnung einer Sammlung moderner Gemälde in Brau¬ 
nau, bem kulturellen Zentrum bes Jnnviertels. Die sämt¬ 
lichen Silber bieser neuen Sammlung — es sind fünfzig — 
sind eine Stiftung des. Malers Hugo von Pr een. Man kann 
diese Freigebigkeit nicht hoch genug einschätzen, benn nur durch 
die selbstlose Trennung von diesen Erinnerungen aus ber Blüte¬ 
zeit ber Künstlerkolonie in Osternberg konnte bie Galerie ge¬ 
schaffen werden, bie der Stadt Braunau zu höchster Ehre 
gereicht. 
Schon in den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, 
als der noch junge Herr von Preett bie Münchener Akademie 
besuchte, schloß sich in Osternberg, ein Kreis von Künstlern 
zusammen, bie bas gastliche Haus von Preen unb das freie 
Malen in seiner schönen Umgebung liebten. Man verbrachte 
die Studienferien in diesem Asyl und es gab regelmäßige 
Zusammenkünfte, zu denen Th. Schmidt, P. Wagner, F. M. 
Bredt, der Pferdiemater Ebner und zahlreiche Einheimische 
erschienen, Künstterfeste, an denen bie ganze Umgebung teil 
hatte. 
In ben 80er Jahren, nach der Heirat von Preens, er¬ 
weiterte sich der Kreis. Andere Akadiemiefrennde aus den ver¬ 
schiedensten Gegenden Deutschlands — wie H. Schütt aus Wies ¬ 
baden, Julius Exter, Becker Gundahl, der bei Dittmar 'in 
Simbach vor der schlimmsten Not einen Unterschlupf gefun¬ 
den hatte — die Rheinländer, der Berliner Tiermaler Hubert 
van Heyden, dann Stuck, Kuschel, Dürr, Herterich, Horstig und 
viele andere. Sie alle bildeten draußen einen frohen Kreis, 
immer gab es einen Anlaß zum Feste feiern. Im Zusammen¬ 
schluß mit bem Verein Immergrün veranstalteten sie Künstler-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.