Volltext: Innviertler Kalender 1934 (1934)

92 
Das österreichische Kaiserreich (damals gab es noch kein 
Oesterreich-Ungarn; denn Ungarn war ein Erbland wie jedes 
andere, verfügte zu jener Zeit Mer schon über ausgedehnte 
Handelsbeziehungen zur Levante. Um die österreichischen Kauf¬ 
fahrer zu schützen, dann um den allenfalls notwendigen Schril¬ 
len der österreichischen Konsuln biet den türkischen und grie¬ 
chischen Behörden Nachdruck zu verschaffen, hielt sich in diesen 
Gewässern stänbig eine österreichische Kriegsschiffdivision auf. 
Die Verbindung dieser Schiffsdivision mit betn' heimat¬ 
lichen Hauptkriegshäfen Venedig (Venedig war damals öster¬ 
reichisch) wurde durch kleine Segelschiffe hergestellt, die als 
Postfahrzeuge bienten. Diese kleinen Segler waren aber auch 
iür bett Personen- unb Materialtransport hergerichtet, be¬ 
saßen einige kleine Kanonen, waren von Kriegsmatrosen be¬ 
mannt unb von Seeoffizieren kommanbiert. 
Zu Frühsahrsanfang 1832 segelte ein solches Postfahrzeug, 
bas k. k. Trabakel „Bravo", unter Kommando des Schiffs- 
fähnrichs Rubessa von Venedig nach Smyrna. Es brachte bie 
Post, Ersatzmannschaften und Material für bie österreichische 
Schtffsbivision. 
Die Reise verlief anstanbslos. Am 9. Mai würbe von 
Smyrna >aus die Rückfahrt nach Venedig angetreten. Kurze 
Zeit darauf brach so ungünstiges Wetter ein, baß der Komman¬ 
dant es für gut befand^ nach Porto grande di San Giorgia 
von Skyra abzufallen, um dort auf günstigen Wind zu war¬ 
ten. Es würbe, ba man um bie Piraten wußte, äußerst schar¬ 
fer Wachtbienst gehalten. Auch waren ansonsten alle An¬ 
stalten getroffen, einem Angriff der Piraten wirksam ent¬ 
gegentreten zu können. 
In der Nacht zum 14. Mai, um 1 Uhr, bemerkte bie 
Schilbwache plötzlich zwei große Ruberfahrzeuge, bie in eiliger 
Fahrt gegen bett „Bravo" zusteuerten. Der Wachtposten gab 
bas Alarmsignal. Sofort waren die Gefechtsstationen bemannt. 
Auch bie Passagiere, vornehmlich ohnehin Marineangehöriae, 
bewaffneten sich. 
Der Kommandant rief den Booten durch das Sprachrohr 
zu, sich augenblicklich, ans betn Bereich des Trabakels zu ent¬ 
fernen. 
Die Besatzung der beiden Barken beachtete bett Anruf 
nicht, foubertt begann mit Musketen zu schießen nnb steuerte 
bie achtere Steuerborbseite des „Bravo" an. 
Nun begannen aber auch die Oefterreicher ihr Werk: Zwei 
Spingarben (kleine Vollkugelgeschütze, bie aber auch mit Schrot 
geladen werden konnten) der Steuerbordseite krachten gegen 
die Piraten los. Gleichzeitig setzte ein lebhaftes Plunderbüch¬ 
sen- und Musketenfeuer gegen die Kerle ein, bie aber ebenfalls 
ein sehr heftiges Feuer gegen bett „Bravo" unterhielten. 
Plötzlich erhielt Kommandant Schiffsfähnrich Rubessa einen 
Schuß bnrch bett Unterleib, ber ihn schwer verwunbete. Das 
Schiff war plötzlich kommanbolos geworben. Es gab baher
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.